2. Ideale

[113] Mong Dsï sprach: »Zirkel und Richtmaß geben vollkommene Kreise und Quadrate; die berufenen Heiligen zeigen vollkommenes Menschentum. Wer als Herrscher seiner Herrscherpflicht genug tun will oder als Diener seiner Dienerpflicht genug tun will, beide mögen einfach Yau und Schun zum Vorbild nehmen. Wer nicht auf die Art, wie Schun dem Yau diente, seinem Herrn dient, ist einer, der seinen Herrn nicht achtet. Wer nicht auf die[113] Art, wie Yau das Volk regierte, sein Volk regiert, ist einer, der sein Volk mißhandelt.

Meister Kung sprach: ›Nur zwei Wege gibt es: Gütigkeit und Ungültigkeit.‹ Wenn einer sein Volk bedrückt und darin schlimm ist, der zieht sich selbst den Tod und seinem Reich den Untergang zu. Treibt er es nicht ganz so schlimm, so stürzt er doch sein Leben in Gefahr und sein Reich in Verluste. Die Nachwelt nennt ihn: der ›Finstere‹, der ›Schreckliche‹6, und hätte er auf hundert Geschlechter hinaus ehrfürchtige Söhne und liebevolle Enkel, sie können das nicht mehr ändern.

Das ist gemeint, wenn es im Buch der Lieder7 heißt:


›Yin hat den Spiegel nah genug;

Die Zeit der Herrscher Hias hat ihn gewährt.‹«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 113-114.
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