Antisthĕnes

[573] Antisthĕnes, geb. um 420 v. Chr. zu Athen, früher Sophist, später Schüler des Sokrates, stiftete nach dem Tode des Sokrates in Athen eine Philosophenschule, welche nach dem Kynosarges, auf welchem er lehrte, die Kynische genannt ward. Seine Lehre verachtete u. verwarf alle Speculation u. bildete besonders die Ethik aus. Er fand in der Tugend das höchste Gut des Menschen, setzte die Tugend aber in Entbehren aus freiem Entschluß, folgte daher mit erhöhtem Rigorismus dem Spruch des Sokrates: nichts bedürfen ist göttlich; beschränkte seine ganze Bekleidung auf einen Mantel u. seine ganze Geräthschaft auf einen hölzernen Becher, einen Sack u. Knotenstock; überdieß ließ er Haupt- u. Barthaar wachsen, schlief immer auf der Erde u. vernachlässigte im Umgang mit Andern alle Formen des geselligen Lebens. Von seinen zahlreichen Schriften sind noch 2 Übungsstücke (in Reiskes Griechischen Rednern, Bd. 7) u. ein ihm beigelegter Brief in Orellis Collect. epistol. vorhanden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 573.
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