Bessarĭon

[676] Bessarĭon (Basilius od. Johannes), geb. 1395 in Trapezunt; ging um 1410 nach Constantinopel, trat 1423 in den Orden des St. Basilius u. nahm hier den Namen B. an. Er setzte seine Studien in Morea bei Gemistos Pletho fort u. ward bald als Homilet berühmt. Der griechische Kaiser Johannes Paläologos beabsichtigte damals eine Vereinigung der Griechischen u. Lateinischen Kirche u. schickte B., zum Bischof von Nicäa erhoben, dahin. B. ging nun 1438 zum Concil nach Ferrara, u. durch seine Nachgiebigkeit kam die scheinbare Vereinigung auf dem Concil zu Florenz 1439 zu Stande. Da sich der griechische Clerus 1450 dagegen erklärte, ging B. zur Lateinischen Kirche über, wurde vom Papst Eugen IV. zum Cardinal ernannt, kehrte für kurze Zeit nach Griechenland zurück, wählte aber bald Rom zum beständigen Aufenthalt, wurde unter Nicolaus V. Bischof von Sabina, machte in Rom den Vermittler zwischen beiden Kirchen u. sein Haus zum Sammelplatz der Gelehrten, fand den Koluthos u. Quintus Smyrnäus auf, unterstützte seine nach der Eroberung Constantinopels durch die Türken geflüchteten Landsleute nach Kräften u. trug dadurch wesentlich zum Wiederaufleben der Wissenschaften bei. 1459 wurde er als Vermittler zwischen Kaiser Friedrich II. u. Matthias van Ungarn nach Deutschland geschickt, erhielt 1463 den Titel Patriarch von Constantinopel u. Bischof von Euböa, war in demselben Jahr Legat in Venedig u. schenkte dort seine Bibliothek der Signoria von S., Marco. Bei einer Vermittelung der Streitigkeiten Ludwigs XI. von Frankreich u. Karls des Kühnen von Burgund, ward er von Ersterem mit rohem Hohn behandelt u. starb auf der Rückreise 19. Nov. 1472 zu Ravenna. Er schr.: In calumniatorem Platonis, Ven. 1503 u. 1516, Fol.; De praestantia Platonis prae Aristotele, griech. u. lat. im 3. Bd. der Mém. de l'Acad. des inscr.; übersetzte Xenophons Memorabilien, die Metaphysika des Aristoteles u.a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 676.
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