[380] Constantinopel (a. Geogr. u. Topogr.), einst Byzantium, zu Thracien gehörig; die alte Stadt war auf einer Landspitze in der Propontis, wo der Bosporus thracicus ausläuft, auf den zwei Hügeln am äußersten SOEnde der Landspitze angebaut. Auf der NSeite dieser Landspitze dringt 11/3 Meilen weit ein Streifen der Meerenge in das innere Land, welcher gegen NW. gebogen ist u. in welchem 2 Flüßchen (Kydaris u. Barbyses [j. Fluß von Alibey Kjöi u. von Kiahat Shane]), die hier durch das Thal der Süßen Gewässer gehen, münden. Wegen der Biegung hieß er Keras (das Horn) u. später wegen der großen Vortheile, die man aus ihm zog, Chrysokeras (das goldene Horn). Hier wurde der Hafen (Neorion) angelegt. Byzantium bildete, von Constantin d. Gr. (der zwei Hügel dazu zog) wieder hergestellt u. Constantinopel genannt, von Theodosius II. (der noch drei Hügel damit verband, so daß es gleich Rom sieben Hügel hatte) vergrößert, ein Dreieck, dessen Basis die Landseite ausmachte, von beiden Schenkelseiten ward die südliche von der Propontis, die nordöstliche von dem Hafen bespült. Der Umfang betrug schon damals 23/4 Ml. C. wurde als Neu-Rom od. C., nach dem Muster des alten Rom, in 14 Regionen eingetheilt. Von der alten Herrlichkeit C-s bis zur Eroberung durch die Türken ist Folgendes zu erwähnen: A) Das Äußere der alten Stadt. C. hatte eine doppelte, 20 Fuß breite Mauer, welche aus Quadern bestand, die mit eisernen Klammern verbunden waren. Diese Mauer zog sich halbmondförmig zwischen je 2 Thürmen hin u. ging auf der Hafenseite von der Akropolis (jetzt Spitze des Serails) bis an den Hafen Neorion, auf der anderen Seite bis zu den Topoi od. dem Tempel der Aphrodite. Auf den beiden Wasserseiten war nur eine einfache Mauer ohne Gräben, auf der Landseite eine doppelte, später dreifache, 14 bis 20 Fuß hohe, später mit 548 hohen, viereckigen Thürmen versehene Mauer u. mit 25 Fuß breiten Gräben davor. An jeder Spitze des Dreiecks stand ein Schloß (s. unten). Außer dem Hafenplatze Neorion (jetzt die Mauth) auf der OSeite u. dem Hafen Bosporion zwischen dem jetzigen Gartenthor u. der Hauptmauth, lagen auf der SSeite noch der von Constantin d. Gr. erbaute u. zum Theil von Theodosius II. ausgefüllte Eleutherische od. Theodosische Hafen (jetzt Bojük Wlanga-Bostan, ein Gemüsegarten), u. östlich davon der von Julian errichtete Julianische od. Sophianische (weil Iustin II. seiner Gemahlin Sophia daselbst einen Palast errichtete, j. Kadriga-Limani) Galeerenhafen, beide sind jetzt versandet u. in die Stadtmauer eingeschlossen. Thore hatte C. früher 33, darunter auf der Seeseite: das Thor von Kondoskale od. das Eiserne Thor, weil hier Constantin Eisenschienen legen ließ, um die Porphyrsäule (s. unten) ans Land zu ziehen (j. Kum Kapu); das Bukolische Thor, beim Palast Bukoleon (j.[380] Tschatladi Kapu, Schlächterthor); auf der Hafenseite: die Xyloporta (das hölzerne Thor, weil es nach dem hölzernen Circus des St. Mamas [Xylocircus] führte); Kerkoporta (Reisthor), schon unter Isaak Komnenos vermauert, weil nach einer Weissagung Kaiser Friedrich I. hier eindringen sollte; es wurde bei der Eroberung 1453 wieder geöffnet; auf der Landseite: Poly- od. Myriandros (das Vielmännerthor); das Thor des St. Romanus (j. Top Kapu, Kanonenthor, hier fiel bei der Einnahme der Kaiser Constantin XIII. mit Giustiniani); in der Nähe stand wohl das Alte Thor der Byzantiner, durch welches Iustinianus Rhinotmetus mittelst einer Wasserleitung einbrach; das Thor von Rhegium (Thor von Selymbria), weil von hier seit Justinian eine Straße nach Rhegium u. Selymbria führte; bei ihm stand die Aurea porta (Goldenes Thor), die Triumphpforte, welche Theodosius I., dessen Bildsäule auch auf derselben stand, bauen ließ u. durch welche nun bis zu Basilius 1019 die Triumphzüge in die Stadt sich bewegten; 1189 wurde dies Thor vermauert, weil nach einer Prophezeihung durch dasselbe die Kreuzfahrer einbrechen sollten, auch die Osmanen lassen es ungeöffnet, weil sie das Eindringen der Christen durch dasselbe fürchten.
B) Das Innere der alten Stadt. C. war eng u. winkelig u. die Privathäuser mach Art der Alten ziemlich klein u. schlecht. a) Öffentliche Plätze: aa) der Constantinsplatz (Forum Constantini), jetzt Theil des Serai-Meidan (Serailplatz); auf ihm baute Constantin den Circus, Bäder, Kirchen, einen kaiserlichen Palast u. viele Paläste der kaiserlichen Comites, u. hier stand auch die von Constantin d. Gr. aus Rom geholte, mit dem 18 Fuß hohen viereckigen Piedestal 100 Fuß hohe, aus 8 Stücken bestehende, an den 8 Fugen mit goldenen Kränzen umwundene Porphyrsäule, unter welcher Constantin das Palladium Roms (die Gebeine des Pelops) vergrub u. an deren Fuß die Bildsäule der Glücksgöttin stand; auf ihr stand Anfangs die Bildsäule Constantins (ursprünglich eine Apollostatue aus Heliopolis in Phrygien, welcher der Kaiser statt des Götterkopfes den seinigen aufsetzte), dann die des Kaisers Julianus, dann die Theodosius II. u. nachdem diese durch ein Erdbeben unter Alexius I. nebst den drei oberen Stücken abgeworfen worden war, ein vergoldetes Kreuz. Jetzt besteht die Säule nur noch aus fünf Stücken, u. die goldenen Kränze sind schon seit 1412 mit eisernen Reisen vertauscht worden; der Platz um sie heißt Platz der verbrannten Säule. Auf dem Constantinsplatz standen außerdem noch 12 Porphyrsäulen mit den goldenen Sirenen, das Christuskreuz, eins der drei von Constantin errichteten Kreuze (s. unt.), eine eherne Uhr, das eherne Bild eines Elephanten; um den Platz herum liefen bedeckte Hallen; bb) das Augusteion, jetzt Serai-Meidan, auch von Constantin angelegt u. mit dem vorigen durch eine Bogenhalle verbunden; auf ihm stand der goldene Normalmeilenzeiger (Milliarium aureum), nach dem Muster des in Rom, u. viele Kunstwerke, die schon vor der Eroberung C-s durch die Lateiner vernichtet wurden, u.a. die Reiterstatue Justinians, deren Fußgestell jetzt in einen Springbrunnen verwandelt ist; westlich vom vorigen nach der inneren Stadt zu cc) das Forum Artopolion, nach den daselbst befindlichen Bäckereien ἀρτοπώλια benannt; hier stand auf hoher Säule das von Constantin aufgerichtete Nikoskreuz, dabei das Tetrapylon der Circenfier mit 4 Thürmen (das unter Kaiser Theophilos zum Sklavenmarkte umgewandelt wurde), das Anemodulion, ein dem Thurm der Winde zu Athen ähnliches Gebäude mit den 12 Statuen der Winde; das große von Constantin errichtete Dirnenhaus, welches Kaiser Theophilos in ein Spital verwandelte, in dessen Nähe die Statue der Aphrodite; dd das Forum Tauri od. Theodosii, von Theodosius 393 angelegt, darauf die, der Trajanssäule in Rom ähnliche Triumphsäule u. in der Mitte die Statue eines Reiters mit geflügelten Füßen, welche Bildsäule die Volkssage für die Säule des Josua hielt, wie er der Sonne Stillstand gebietet; unter dem linken Fuße des Pferdes war das Palladium C-s vergraben, welches, an einer in Wolle gewickelten Puppe bestehend, bei der Eroberung C-s durch die Lateiner 1204 nach Zertrümmerung der Statue herausgenommen u. verbrannt wurde. An diesem Forum stand das Alonizium od. Xenodochium Romanorum (der Palast der fremden Gesandten), das Prätorium, wohin unter Phokas das öffentliche Gefängniß gelegt wurde; ferner ganz unten am diesem Forum, an der äußersten Constantinsstadt, Constantins Sommerpalast, dessen Thor das alte Stadtthor (Porta Cari) auf der Landseite war, vor demselben das die Stadt vertheidigende Castell (Proteichisma); hier errichtete Constantin das dritte, der Kreuzerscheinung am Himmel geweihte Kreuz, das Christuskreuz, j. wohl Theil des Tawuk Bazar; südlich davon ee) der Budromos (Forum bovis), auf welchem der von Constans errichtete eherne Stier stand, worin Verbrecher verbrannt wurden; zwischen diesem u. dem Artopolion war ff) das Forum Amastrianorum, wo das eherne, von Valentinian eingeführte Maß des Metzens aufgestellt war; wohl der jetzige Etmeïdan. Nördlich über dem jetzigen Wlanga Bostan gg) das Forum Arcadii od. Forum Xerolophi (j. Awret Bazar), wo schon Severus einen Platz angelegt hatte; hier stand die 403 errichtete Statue des Arkadius, die 732 bei einem Erdbeben von der 120 Fuß hohen Säule herabfiel, die Säule selbst stürzte 1719 ein u. das 18 Fuß hohe Piedestal diente nachher Türken zum Wohnort. An der Hafenseite war hh) das Strategeion, ein Exercierplatz der Truppen, wo bis Phokas das öffentliche Gefängniß war (j. der Balyk Bazar). Außerdem noch viele Märkte, z.B. ii) das Hexakionion, der Platz der 6 Säulen, wo früher ein Tempel des Zeus, später die Kirche St. Marcus stand; kk) der berühmte Circus (Hippodromos, j. Atmeidan). südwestlich von der Sophienkirche, von Severus angelegt, 4 Stadien lang, 1 Stadium breit, wo die Wettrennen u. Circusspiele gehalten wurden; er wurde von den Kaisern mit Kunstwerken aus allen Theilen des Römischen Reichs ausgeschmückt; hier standen über den Schranken, wo die Pferde ausliefen, die goldenen Pferde, welche, ursprünglich aus Athen, Theodosius II. von Chios hierher brachte u. welche nachher nach Venedig (s.d., Geogr.), dann 1796 nach Paris u. 1815 wieder nach Venedig kamen; ferner das eherne Bild des knieenden Hercules von Lysimachos (von den Lateinern zu Münzen u. Waffen verarbeitet), die Trojanische Helena, der [381] Reiter auf dem kampfbegierigen Rosse, der mit dem Löwen ringende Held, der Eselstreiber von Actium u. v. a. Was von diesen Kunstwerken die Lateiner verschonten, haben die Osmanen vollends zerstört; übrig sind noch der einst aus Ägypten nach Athen, von da nach C. gebrachte 61 Fuß hohe Obelisk, der nach seinem Umsturz bei einem Erdbeben von Theodosius wieder aufgerichtet wurde u. noch lesbare Hieroglyphen enthält; die 13 Zoll dicke, jetzt nur noch 10 Fuß hohe Säule, welche die dreifache, eherne Schlange des delphischen Dreifußes bildete, die Constantin nach C. brachte; von den 3 Köpfen soll Muhammed bei seinem Einzuge mit seinem Säbel einen abgeschlagen haben, die anderen wurden im vorigen Jahrh. abgebrochen; u. der von Constantinus Porphyrogennetus aufgestellte, 94 Fuß hohe Colossus structilis. b) Schlösser u. Paläste. An jeder der drei Spitzen der Stadtmauer stand ein Schloß: aa) an der westlichen Ecke das Kyklopion od. Pentapyrgion (jetzt die Sieben Thürme), der festeste Punkt an der Landseite, ein Fünfeck bildend, auf jeder Seite ein Thurm, auf einer Seite noch zwei, 1345 von Kautakuzenos neben das Goldene Thor erbaute; einer der Eckthürme, neben diesen beiden, wurde 1766 bei einem Erdbeben zertrümmert, so daß jetzt eigentlich nur noch sechs vorhanden sind. bb) An der Nordostseite war das Schloß der Blachernen, dessen einer Theil mit dem von Isaak Angelos erbauten Thurme als Castell diente. Dieses Schloß, vormals vor der Stadt u. erst 814 von Leo Bardas in die Mauer eingeschlossen, wurde 1204 durch die Lateiner zerstört, aber von Michael Paläologos wieder bewohnbar gemacht, u. hier hielten sich die letzten byzantinischen Kaiser auf; seit der osmanischen Herrschaft ist es verfallen, aber der Name lebt noch in dem dortigen Stadtviertel fort. An der Südostspitze des Dreiecks stand cc) die Akropolis od. das St. Demetrios-Schloß, wo die Bildsäule des Byzas, dabei das Zeughaus (Palatium manganorum), der von Emanuel Komnenos erbaute Thurm, von dem aus eine Kette nach dem jenseit des Bosporos gegenüber liegenden Leanderthurm gezogen war die den Hafen nach der Propontis sperrte. Die Akropolis bildete den äußersten Punkt des dd) Kaiserlichen Palastes. Dieser, aus einer Menge Paläste bestehend, zog sich an der südlichen Seeseite von dem jetzigen Kanonenthore herab bis zum Schlächterthore. Der Eingang war auf dem Augusteion durch die mit Statuen u. Mosaikbildern geschmückte Chalke (Eherner Thorpalast), wo jetzt Babi Humajun, wo der Heptalychnos, die Hauptwache der Wachen u. die kaiserliche Leibwache war; von hier kam man in die Daphne, einen achteckigen Saal, u. durch dieselbe u. andere Säle in das von Marcian erbaute Chrysotriclinium (Goldener Saal), wo der Thron, die Kapelle des St. Theodor (j. Nische des Mihrab), die Reichskleinodien, die Reliquien, bestehend in dem heiligen Kreuze u. dem Stabe Mosis, waren; daran stieß das Koiton (Schlafgemach des Kaisers); aus dem, an dem Goldenen Saal liegenden Saal des Lausos führte eine eherne Thür in die kaiserlichen Küchen u. in das Idiotikon (kaiserlichen Privatschatz). Am äußersten westlichen Theil stand hart am Meere, nahe dem jetzigen Schlächterthore, der Palast Bukoleon, von einer dort stehenden Statue eines Ochsen u. Löwen genannt, wo unter anderen die Porphyra (Purpursaal) war, wo die Kaiserinnen ihre Wochen hielten. An der Stelle des alten Kaiserpalastes liegt jetzt das neue Serail. Westwärts von dem kaiserlichen Palast nach dem Inneren der Stadt zu lag auf dem Forum Tauri ee) das Capitolium od. das Palatium in Tauro, von Leo d. Gr, errichtet, wo jetzt das alte Serail steht. Im Norden, unsern der Stadtmauer, dem Schloß der Blachernen gegenüber, war ff) das Kosmidion (Schloß des St. Kosmas u. Damianus), zur Zeit der Kreuzzüge die Raimundsburg genannt, weil sich hier Graf Raimund von Toulouse u. andere abendländische Fürsten der Kreuzfahrer aufhielten; jetzt ist dort ein Sommerpalast der Sultanin Mutter. Vor der Xyloporta stand gg) der Palast bei St. Mamas, wo Kaiser Leo 469 eine Brücke von 12 Bogen über den Hafen baute, die 812 die Bulgaren mit dem Palaste verbrannten; am äußersten Südwestende des Palatiums aber hh) der Palast des Hormisdas, bei der jetzigen kleinen Sophienmoschee, von Justinian vor seiner Thronbesteigung bewohnt. Auf der Landseite, zwischen dem Kanonen- u. Adrianopolitanischen Thore auf dem 7. Hügel, war ii) der Palast Hebdomon, von Constantin erbaut, einst Aufenthaltsort der Pulcheria, des Leo Philosophos (der hier seine Schule hatte) u. Justinianus; hier waren unter anderen Merkwürdigkeiten noch unter Kaiser Theophilos die Fünf goldenen Thürme, dabei der goldene Baum, auf welchem künstliche Vögel von Gold sangen, in dem Schloß die zwei goldenen Orgeln u. unter anderen Reliquien das Haupt Johannis des Täufers. Unweit des Schlosses war auf der Eben- (dem jetzigen Daudpascha) kk) das Tribunal Hebdomi, wo die Kaiser als solche ausgerufen wurden; es steht noch als Tekir Serai. Auf der Westseite, vor dem Thor von Silivri, ll) der Quellpalast od. das Philopation; das Schloß wurde unter Basilius Macedo erbaut; 929 von den Bulgaren zerstört, wurde es wieder errichtet u. war der gewöhnliche Sommeraufenthalt der byzantinischen Kaiser, u. in dem gleichnamigen Park wurden die kaiserlichen Jagden gehalten; das Schloß ist jetzt zerstört, die Stelle, Balykly, ist ein Wallfahrtsort der Armenier, die auch dort eine Grabstätte haben. Auf der südlichen Meerseite, in einer Bucht, mm) der Palast Psammatia, dessen Namen noch das dortige Thor trägt; nn) der Palast des Belisar auf dem Constantinsplatze, von dem man noch jetzt Trümmern zeigt u. wo in früherer Zeit der Eltschi-Khan, die Wohnung der auswärtigen Gesandten, war; oo) der Palast u. die Bäder des Lausos, mit Kunstwerken ausgeschmückt u. einer 120,600 Bände starken Bibliothek; brannte 475 ab. c) Öffentliche Gebäude: die Basilike, die Curie, an der Ostseite des Augusteion, an der Stelle des alten Rheatempels von Constantin erbaut; jetzt die Hohe Pforte; das Palatium quaestoris, am Hippodromos, von Constantin erbaut; jetzt Serai Ibrahim Pascha. d) Tempel: den Tempel der Hekate, als der Schutzgöttin Byzantiums, baute Byzas auf dem jetzigen Atmeidan u. den Tempel der Rhea auf dem nachmaligen Augusteion; außerdem Tempel der Artemis Orthosia an der Hafenseite, dem gegenüber Tempel der Artemis Phosphora in Galata, Tempel der Persephone beim Strategeion; die Megarer bauten nachmals an die Spitze des jetzigen [382] Serails den Tempel der Pallas Ekbasia; an der östlichen Spitze der Landenge der Tempel des Poseidon, später Kirche des St. Minas, von der noch einige Säulen im dritten Hofe des Serails vorhanden sind; der Tempel der Aphrodite auf dem Platze Topoi beim Schlächterthor auf der Südseite am Meere, später ein Bordell; der Tempel des Zeus, zwischen dem Palladium u. Hippodromos, vom Kaiser Severus in ein Bad verwandelt; ein zweiter Tempel des Zeus lag weit nördlicher an der Hafenseite, ein dritter auf dem Hexakionion; der Tempel des Phöbos auf der Akropolis u. Tempel der Homonoia, beide verbrannten unter Leo; Tempel des Helios auf der Akropolis, wurde zur Vorhalle der Sophienkirche verwendet; Tempel des Bacchos, an der Südseite am Meer, nachher Kirche des St. Sergius u. Bacchos. Seit den letzten Regierungsjahren des Kaisers Theodosius gab es in C. keine heidnischen Tempel mehr, sie wurden alle in Kirchen verwandelt. e) Kirchen: die wichtigste u. schönste derselben war die Sophienkirche; sie ist jetzt als Sophienmoschee die Hauptmoschee von dem neuen C. s. Constantinopel (n. Geogr.) A) i). Die Kirche des St. Sergius u. Bacchos, nach Ein. früher ein Tempel des Bacchos, nach And. von Justinian erbaut, beim Schlächterthor an der Südseite der Stadt, jetzt Kütschük Aja Sofia od. Kleine Sophien-Moschee; die Kirche des Pantokrator an der Hafenseite, beim Mehlmagazinthore, von Johannes Komnenos mit 40 Kuppeln erbaut, Begräbniß der Komnenen; Muhammed II. ließ sie in eine Schusterwerkstätte, später in die Kilisse Dschami od. Kirchenmoschee verwandeln; sie liegt, durch viele Erdbeben beschädigt, jetzt in Trümmern; einer der Marmorsärge der Komnenen dient am Eingange noch als Wassertrog; die Kirche des St. Pantepoptes, auf dem fünften Hügel, woraus der Leib des St. Paulus (nicht des Apostels) nach Venedig gebracht wurde; jetzt Fethije Dschami; Kirchen. Kloster Triakontophyllos, 1031 auf einem Platze des gleichnamigen Besitzers erbaut, jetzt Gül Dschami (Rosenmoschee); die Kirche Choras (Τῆς χώρας), auf der Nordwestseite, mit dem von St. Lucas gemalten Gnadenbilde der Mutter Gottes, welches von den Osmanen in Stücke zerhauen war, jetzt Kharige Dschami, weiter südlich herab, östlich von dem Thore von Silivri, die Kirche des St. Mocius auf dem Hexakionion, früher ein Tempel des Zeus, von Constantin in obige Kirche umgewandelt u. den Arianern übergeben; jetzt Exi Marmara Dschami (Moschee der 6 Marmorsäulen); Kirche der heiligen Apostel, westlich vom Kerkerthor, im Inneren der Stadt, von Constantin auf dem vierten Hügel gebaut u. von Justinian 550 erneuert, von dessen Gemahlin Theodora prächtigst ausgeschmückt, mit dem Heroon (den Begräbnissen der griechischen Kaiser seit Constantin) von den Lateinern 1204 geplündert u. entweihet; 1463 zerstört; jetzt steht etwas nördlich davon auf ihrem u. dem Platze der von Leo Philosophos erbauten Kirche der heiligen Jungfrau, die Sultan Mehemed Dschami; im Südosten der vorigen die Kirche des St. Theodoros Sphorakios, jetzt Moschee des Scheich Ebul Wefa; die Kirche des St. Mamas, von Constantin aus einem Zeustempel eingerichtet, am Hafen, außerhalb der Stadt, jetzt Sali Mahmud Pascha Moschee. Ferner wurden nicht zu Moscheen umgewandelt, aber größtentheils zerstört: die Kirche U. L. F. an dem Kupferschmiedmarkte, in der Nähe der Sophienkirche, früher eine Synagoge, wo der Gürtel u. das Unterkleid der Maria als Reliquien aufbewahrt wurden; die Kirche des St. Demetrius, an der Spitze des jetzigen Serail, stand sonst an der Stelle des Tempels der Pallas Ekbasia; die Kirche der St. Irene, bei dem Palatium von Constantin erbaut, mit der silbernen Statue der Eudoxia, 732 durch ein Erdbeben eingestürzt; jetzt das Zeughaus im Serail; die Kirche des St. Georg od. Kirche des Pammakaristos (des Allerheiligsten, nämlich des Patriarchen), im Fanal, noch jetzt die griechische Hauptkirche, in ihr die Säule, an welche Christus bei der Geißelung gebunden gewesen sein soll, u. der mit Perlmutter ausgelegte Stuhl des St. Johannes Chrysostomos, auf welchem der Patriarch an hohen Festen sitzt; eine andere Kirche des St. Demetrius an der Xyloporta, 807 erbaut; die Kirche der Blachernen, 457 von der Kaiserin Pulcheria erbaut, von späteren Kaisern erweitert u. verschönert u. 625 in die Stadtmauer eingeschlossen; 1070 verbrannte sie, wurde aber von Andronikos I. wieder hergestellt; hier war der heil Schrank mit dem Gewand der Maria, das Gnadenbild, dessen Schleier sich Freitags Abends selbst erhob u. Sonnabends bei der Vesper sich wieder herabließ; hierher fanden jährlich große Processionen Statt, an deren Spitze der Kaiser selbst zog; seit der osmanischen Herrschaft verfallen u. jetzt alle. Spuren verschwunden. Die Kirche U. L. Frauen am Goldquell vor dem Neuthor; durch Justinian von dem übrig gebliebenen Material der Sophienkirche gebaut; die Bulgaren verbrannten sie 929 u. Kaiser Romanus stellte sie wieder her; hier war der wunderthätige Goldquell u. darin die goldenen od. nach der Sage gebratenen Fische; noch jetzt werden in der, in der Kapelle Balykly eingeschlossenen Cisterne diese Fische gezeigt; die Kirche des St. Polykarpos beim Thor Psammatia, auf der südlichen Seeseite; die zwei Kirchen der Hagia Paraskeue ebenda; die Kirche des Myrelaion od. Kirche des Psarelaion (Kirche des Salböls) am Forum bovis, wo die heilige Jungfrau Salböl ausschwitzte; die Panagia Exi Marmara, bei der oben genannten gleichnamigen Moschee; die Kirche der Sta. Euphemia am Hippodromos, von den Osmanen in ein Pulvermagazin verwandelt, flog 1464 in die Luft, u. m. a. f) Auch Klöster gab es, meist waren sie bei Kirchen angelegt, so das Kloster des St. Pantokrator (s. oben), sehr hoch gelegen, daher die Lateiner nach Eroberung der Stadt hier ihren Sitz aufschlugen, die Osmanen rissen es weg, u. jetzt ist der Walker- u. Strumpfhändlermarkt an seiner Stelle; das Kloster des St. Lazarus am Sophianischen Hafen, vom Kaiser Leo für Eunuchen gestiftet, welches das älteste Lazareth in C. war; das Kloster von der Ruthe, beim Thore Psammatia, von Constantin zu Ehren des hier empfangenen Stabes Mosis gegründet, später das türkische Kloster Sulu Monastir, jetzt die armenische Patriarchalkirche; ebenda das Kloster Gastria, von der Sta. Helena gestiftet; das Kloster des Studios, von dem Patrizier Studios gegründet, unter den griechischen Kaisern ein kaiserlicher Erziehungs-, Verwaisungs- u. Begräbnißort, u. v. a. g) Auch die Juden hatten[383] unter Constantin eine Synagoge auf dem Kupferschmiedemarkte bei der Sophienkirche, allein unter Theodosius d. Gr. wurden sie vertrieben u. die Synagoge in eine christliche Kirche verwandelt. h) Wasserleitungen: Die Wasserleitung des Valens, angelegt von Constantin d. Gr., von Valens aus den Steinen der Stadtmauer von Chalcedon wieder hergestellt u. 1184 von Andronikos Komnenos u. 1622 von Osman II. wieder erbaut, ist in ihrer Verstümmelung durch Avaren u. Osmanen noch 1884 Schuh lang; von dem Flecken Burgos her die ellenbogenförmige od. krumme 1026 Fuß lange, bis 106 Fuß hohe Wasserleitung Constantins u. die 2148 Fuß lange Wasserleitung von Petinochori (Solymans); das Wasser beider vereinigt sich unterhalb Burgos u. wird durch die 720 Fuß lange, 107 Fuß hohe Wasserleitung Justinians nach dem Krummen Thore geführt. i) Cisternen: die ungeheuern Cisternen aus der Kaiserzeit, unterirdische Prachtbauten mit gewölbten Hallen u. Säulenreihen, sind jetzt meist unbrauchbar. Das Austrocknen begann Kaiser Heraklios, der sich vor ihnen fürchtete, weil ihm sein Hofastrolog prophezeite, er werde im Wasser umkommen; so die berühmte Cisterne des Philoxenos beim Hippodromos, unter Constantin vom Senator Philoxenos erbaut, aus 3 Stockwerken, jedes mit 224 Säulen, bestehend, zu deren Füllung 1 Million Cubikfuß Wasser gehörte; jetzt beißen die Trümmern Bin-bir-dinek (die 1001 Säule) u. in derselben ist eine Seidenspinnerei eines Armeniers angelegt; die Cisterne bei der Sophienkirche, an welcher Justinian das Bild des Königs Salomo abbilden ließ; die Cisterne des St. Petrus, bei der Selimsmoschee, vom Kaiser Manuel Komnenos gegründet, faßte 6 Millionen Cubikfuß Wasser, u. v. a.
C) Vorstädte, od. eigentlich nahegelegene alte Städte. Die jenseit des Hafens liegenden Vorstädte hießen gemeinschaftlich Sykä (d. i. Feigenplatz), seit Justinian Justiniana; später theilte es sich in a) Galata, jetzt noch so, u. b) Chrysopolis, jetzt Skutari; mehr über sie s. Constantinopel (n. Geogr.) B). Auch mehrere der umliegenden Dörfer bestanden, so: Galakrene (Milchquelle), jetzt Suludsche; Petra, jetzt Belgrad; Pyrgos, jetzt Burgos, u. m. a.
Buchempfehlung
Der junge Königssohn Philotas gerät während seines ersten militärischen Einsatzes in Gefangenschaft und befürchtet, dass er als Geisel seinen Vater erpressbar machen wird und der Krieg damit verloren wäre. Als er erfährt, dass umgekehrt auch Polytimet, der Sohn des feindlichen Königs Aridäus, gefangen genommen wurde, nimmt Philotas sich das Leben, um einen Austausch zu verhindern und seinem Vater den Kriegsgewinn zu ermöglichen. Lessing veröffentlichte das Trauerspiel um den unreifen Helden 1759 anonym.
32 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro