[251] Feuilleton (fr., spr. Fölljiong), eigentlich Blättchen, bezeichnet einen abgesonderten Raum in einer politischen Zeitung, welcher der Unterhaltungslectüre gewidmet ist, theils Erzählungen, Novellen, selbst ganze durch den Jahrgang hindurchlaufende Romane enthält, theils merkwürdige Ereignisse, Nachrichten über Personen, Literatur, Kunst u. andere nicht gerade der Politik angehörige Gegenstände bringt. Diese Verbindung der Belletristik mit der Politik in den täglich erscheinenden Zeitungen ging zunächst von den Franzosen aus u. begann in der gn politischen Ereignissen mageren Friedenszeit nach der Restauration der Bourbons. Um die Zeitung interessanter u. mehr gelesen zu machen, füllte man den übrig bleibenden Raum mit pikanten Schilderungen, zu denen in Paris vorzugsweise die Chronique scandaleuse den Stoff herleihen mußte. Eine noch größere Ausdehnung gewann das F. gegen Ende des 4. Jahrzehnts, wo es Mode wurde, die Leser durch spannende Romane u. Novellen an die Zeitung zu fesseln; ein Umstand, der nicht wenig zu der Ausbildung der industriellen Schriftstellerei beitrug, da renommirte Belletristen wie Sue, Dumas, G. Sand u.a. von den Zeitungen seither unerhörte Honorare bezogen. In Deutschland u. England haben nur wenige Blätter das Beispiel Frankreichs nachgeahmt. Die meisten beschränken ihr Feuilleton auf kurze Notizen über die wichtigeren außerhalb der Politik liegenden Zeiterscheinungen, Reiseberichte, Kritiken, Entdeckungen u. Erfindungen etc. Daher Feuilletonstyl, leichte gefällige Schreibweise, welche mehr die flüchtige Unterhaltung des Lesers als eine künstlerische Abrundung der Darstellung des Stoffes im Auge hat; Feuilletonist, ein Schriftsteller, der für das F. einer Zeitung schreibt, od. dessen Schriften feuilletonistisch abgefaßt sind, d.h. von der strengen Durchführung einer Grundidee absehen.