Graupenmühle

[559] Graupenmühle, eine Mühle od. ein Gang (Graupengang), zur Verfertigung der Graupen (s.d. 5) eingerichtet. Es gehört dazu ein Mühlstein (Graupenstein), ein gewöhnlicher Läufer, der rauh behauen ist u. sich horizontal an einer senkrechten Spindel dreht. Um den Graupenstein ist ein hölzerner Lauf (Graupenlauf), welcher mit scharflöcherigem, reibeisenähnlichem Blech gefüttert ist. Der Lauf ist oben zugedeckt, damit die Graupen nicht herausspringen, hat aber oben ein Loch, durch welches mittelst eines Rumpfes das Getreide eingeschüttet wird. Zwischen der Stirn des Graupensteins u. dem Lauf wird das Getreide so herumgejagt, daß die Hülsen abgetrieben u. die Körner abgerundet werden. Durch ein Loch unten am Laufe werden nach einiger Zeit Graupen, Hülfen u. Mehl herausgelassen u. auf ein Siebwerk gebracht, welches durch die Mühle gerüttelt wird. Es besteht aus drei Sieben von Blech od. Pergament, welche übereinander aufgehängt sind; das oberste scheidet die groben Graupen aus, das zweite die mittleren, das dritte die Perlgraupen. Unter dem dritten Siebe ist ein Tuch, worein das Mehl fällt. Da, wo die Siebe die Graupen ausschütten,[559] sind Windräder angebracht, welche Mehl, Hülsen u. andere Unreinigkeiten von den Graupen losschlagen u. wegtreiben (Windwerk). Will man nur kleine Graupen verfertigen, so werden die großen zugerichtet, d.h. angefeuchtet, 10–12 Stunden stehen gelassen u. dann noch einmal auf den Stein aufgeschüttet. Von der kleinsten Sorte Graupen gewinnt man aus 16 Theilen Getreide nur 14–11/4 Theil Graupen. Die G-n sind eine Erfindung der Deutschen zu Anfange des 17. Jahrh. Früher verfertigte man die Graupen auf Stampfmühlen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 559-560.
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