Lazzarōni

[186] Lazzarōni, eigne, ohne bestimmte Beschäftigung u. Obdach lebende Volksklasse Neapels, bes. in der Hauptstadt; man rechnete ihrer 40,000 (60,000), welche als Boten, Handlanger etc. sich nähren, dabei gutmüthig, durch keine Bedürfnisse aufgeregt u. sehr träge sind. Sie sollen ihren Namen nach der ehemaligen Benennung der Schützlinge des St. Lazarus (meist Kranke der niedern Volksklasse, welche auch nach der Entlassung die grobe Bauerkleidung der Krankenhäuser trugen) erhalten haben. Sie liegen den Tag über in der Sonne auf den Plätzen, bes. in der Toledostraße. Jährlich wählen sie sich einen Chef unter dem Titel Capo Lazzaro, u. dieser Tag ist Festtag für sie. Ihre Nahrung besteht in Melonen u. Maccaroni. Sie spielten öfters in der Geschichte Neapels eine wichtige Rolle, so z.B. Masaniello, sie vertheidigten Neapel drei Tagelang gegen Championet, waren Feinde der Constitution, bes. Murats, welcher sie durch prlizeiliche Anstalten zügeln wollte, u. dessen Sturz sie beförderten. Ihre Eigenthümlichkeit geht mehr u. mehr verloren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 186.
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