Lenni-Lenape

[270] Lenni-Lenape (Delawaresprache); Sprache der Indianer, welche ehemals den Staat Delaware bewohnten, herrscht jetzt längs des Mississippi, nordwestlich der Vereinigten Staaten bis zur Hudsonsbai. Von den Lauten fehlen ihr f u. r. Das Substantiv hat keine eigentliche Declination, nur für den Vocativ die Endung an, enk u. für den Locativ ink od. unk, der Plural wird durch die Endung all od ak bezeichnet, z.B. uteney die[270] Stadt, Plur. uteneyall, lenni der Mensch, Plur. lennowak. Adjectiva existiren nur wenige, da sie meistens als Zeitwörter erscheinen; sie haben gewöhnlich die Endung wi, auch ek. Der Comparativ wird durch allowiwi, mehr, ausgedrückt. Außerdem haben die Adjectiva noch besondere Endungen, je nachdem sie sich auf belebte Wesen od. leblose Dinge beziehen; zu ersteren werden auch die Bäume gerechnet. Die Zahlen sind: 1 ngutti, 2 nischa, 3 nacha, 4 newo, 5 palenach, 6 guttasch, 7 nischasch, 8 chasch, 9 peschkonk, 10 tellen. Die persönlichen Fürwörter sind: ni ich, ki du, neka er. Possessiva werden durch Prä- u. Suffixe gebildet, z.B. nooch mein Vater, kooch dein Vater, ochwall sein Vater, noochena unser Vater, koochûwa euer Vater, ochuwawall ihr Vater, noochenana unsere Väter (noochenaninga unsere verstorbenen Väter), koochuwawa euere Väter, ochuwawall ihre Väter. Das Verbum ist der schwierigste Theil der Sprache, da es nicht nur außer mehren unregelmäßigen Zeitwörtern acht Conjugationen gibt, sondern auch ein Negativum, Passivum, Reciprocum, u. die Beziehung auf persönliche Fürwörter durch besondere Formen am Verbum ausgedrückt wird, z.B. n' pendamen ich höre, atta n' pendamowi ich höre nicht, k' pendolen ich höre dich, n' pendawa ich höre ihn, n' pendaxi ich werde gehört, matta n' pendaxi ich werde nicht gehört, pendawachtineen wir hören einander etc. Ebenso werden viele Beziehungen, welche man im Deutschen durch Adverbia od. Präpositionen mit ihrem Casus ausdrücken muß, am Verbum selbst ausgedrückt, z.B. nulipendam ich höre gut (von wulit gut), wingipendam willig hören (von wingi willig) etc. Präpositionen gibt es zwar, doch werden statt derselben häufig Adverbia gebraucht, die mit dem Substantivum zusammenschmelzen, z.B. wochgitschi oben, davon wochgidhackamique auf der Erde, wochgitaque auf dem Hause. Überhaupt hat die Sprache in hohem Grade die Füglichkeit, in zusammengesetzten Wörtern die verschiedenartigsten Begriffe u. Beziehungen auszudrücken, z.B. kuligatschis, deine hübsche kleine Pfote, ist zusammengesetzt aus dem Präfix der zweiten Person k, dem Adjectiv wulit gut, hübsch, gat (statt wichgat) die Pfote, u. der Diminutivendung schis; pilape der Jüngling, ist zusammengesetzt aus pilsit keusch u. lenape Mann etc. Der Anfang des Vaterunsers lautet: ki wetochemelenk talli epian awossagame, machelendasutsch k' tellewunsowoagan, d. h. unser Vater-o, dort du-bist im-Himmel, geheiligt-werde dein-Name. Grammatik von Zeisberger, Philadel. 1827.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 270-271.
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