Lieschen

[369] Lieschen, 1) (Liese, Lisette), weiblicher Name, Verkürzung von Elisabeth; 2) Prinz Lieschen (eigentlich Anna Sophie Elisabeth Apizsch), geb. 1695 zu Lunzenau im Schönburgischen (nach And. zu Wolkenstein im Sächsischen Erzgebirge), wo ihr Vater Zeugmacher war. Einige 20 Jahre alt verließ sie ihr väterliches Haus, trieb sich in männlicher Kleidung in Sachsen u. den benachbarten Ländern umher, war kurze Zeit ansbachischer Soldat u. kam endlich 1717 nach Elterlein in Sachsen. Hier fand sie bei einem Bäcker Aufnahme u. wußte in kurzer Zeit ihre Umgebung durch geheimnißvolles u. vornehmthuendes Benehmen so zu mystificiren, daß man sie für den Kurprinz, welcher damals incognito das Land bereisen sollte, hielt, ihr Aufmerksamkeit erwies u. sogar Geldvorschüsse anbot, die sie aber nur zu geringen Summen annahm. Als die Kunde davon nach Dresden gelangte, schickte der Kurfürst Friedrich August einen Vertrauten nach Elterlein, um die Sache zu untersuchen. Die Apizsch wurde festgenommen u. zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt, welche sie in Waldheim büßte, wo sie den Namen Prinz L. erhielt u. nach. 45jähriger milder Haft am 23. Jan. 1661 starb.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 369.
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