Parenthese

[675] Parenthese (Parenthĕsis, gr.), 1) etwas Hinzugesetztes, Eingeschobenes. Daher Parenthesenzeichen, Einschlußzeichen (()), od. bei P-n in P-n ([]); scheidet meist einen in der Mitte eines Hauptsatzes eingeschobenen Gedanken von demselben, z.B. fremdartige Zwischensätze, nähere Erklärungen u. genauere Zeitbestimmungen; doch kann auch nach dem Schlusse eines Hauptsatzes ein für sich bestehender u. nicht wesentlich zur Hauptsache, welche eben abgehandelt wird, gehörender längerer od. kürzerer Satz in P. gesetzt werden, z.B. Citate u. Anmerkungen. Da die P. insgemein durch Unterbrechung des Ganges der Rede die Lebhaftigkeit derselben erhöhen soll, so kann sie auch als Redefigur betrachtet werden (s. Figur 2) A). 2) ein in Klammer eingeschlossener Ausdruck, z.B. [(a + c – 2d) x + 4y] Z. Sie hat die Bedeutung, daß das in Klammern Eingeschlossene als ein Ganzes betrachtet u. daß mit ihm diejenige Rechnungsoperation vorgenommen werden soll, welche durch die unmittelbar neben der P. stehenden Zeichen u. Größen angedeutet ist. Eine P. auflösen heißt einen mit Klammern versehenen Ausdruck in einen ihm gleichen ohne jene verwandeln. Es sind hier vier Fälle zu unterscheiden: a) die P. ist Summand wie 7a + (12_– 3 + 8a_– 27 + b) = 15a + 12_– 3_– 27 + b, d.h. also man läßt dann die Klammern ohne weiteres weg; b) die P. ist Subtrahend, wie 6a_– (b + 2c_– d – e) = 6a_– b – 2c + d + e, d.h. man kehrt die Vorzeichen der in P. stehenden Größen um u. läßt die Klammern weg; c) die P. ist Factor, wie a (5_– 2 + 29b + c) = 5a_– 2a + 29ab + ac, d.h. man multiplicirt jedes Glied der P. mit dem außerhalb derselben stehenden Factor u. läßt die Klammern weg; d) die P. ist Dividend, wie (4a_– 20b + c): 2a = 2_– 10b/a + c/2a, d.h. man dividirt jedes Glied der P. durch den gemeinschaftlichen Divisor. Eine P. bilden heißt umgekehrt eine Anzahl von Größen so gruppiren u. zusammenziehen, daß sich ein Theil derselben einschließen läßt. Das Bilden u. Auflösen der P. spielt bei den Umformungen der Ausdrücke eine große Rolle. Vgl. Entgegengesetzte Größen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 675.
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