Pfortader

[24] Pfortader (Vena portae, V. portarum), Venenstamm, welcher das Blut aus allen von dem Sacke des Bauchfelles befaßten Unterleibseingeweiden, mithin von allen Verdauungsorganen, aufnimmt u. zur Leber führt. Die P. wird durch den Zusammenfluß der Milzblutader (Vena splenica, s. lienalis), der großen Gekrösblutader (V. mesenterica magna, s. major), der oberen Kranzvene des Magens (V. coronaria ventriculi superior) gebildet. Nur 3–4 Zoll lang hat sie ihre Lage hinter dem absteigenden Theil des Zwölffingerdarms u. dem Kopf der Bauchspeicheldrüse; von hier aus steigt sie gegen die Quergrube der untern Fläche der Leber aufwärts durch die Leberpforte in die gedachte Quergrube u. wird hier, nebst den Leberarterien, den Gallengängen, dem Lebernervengeflecht u. einem eignen Lymphgefäßgeflecht, von einem, als Glissonsche Kapsel bezeichneten hautartigen Zellstoff überzogen. An dem Stamm selbst unterscheidet man: a) einen venösen Theil (Bauchpfortader, V. p. ventralis), in welchem zwei Hauptvenenstämme, die Gekrösvene u. die Milzvene zusammentreten, welche beide die Venen von sämmtlichen Verdauungsorganen, bis auf einige wenige, die in den Stamm selbst einmünden, aufnehmen, u. b) einen arterlösen Theil (Leberpfortader, V. p. hepatica), welcher in Art der Arterien, also gegen den Charakter anderer Körpervenen, zunächst einen rechten u. einen linken Ast bildend, sich in der Leber verästelt, um hier die Galle abzusondern. Alle diese Gefäße in Verbindung, durch stärkere Häute als andere Venen gebildet u. durchaus klappenlos, bezeichnet man als Pfortadersystem. Da in ihnen das Blut im Allgemeinen nur einen langsamen u. gleichsam trägen Lauf hat, dadurch höchst wahrscheinlich durch die feinsten Venenendigungen aus dem Darmkanal aufgesogene Stoffe unmittelbar der Leber zugeführt werden, die Gallenabsonderung aber wesentlichen Einfluß auf die Gesundheit hat, folglich auch Störungen derselben diese wesentlich beeinträchtigen; so haben viele Krankheiten in dem Pfortadersystem ihre materielle Grundlage, u. dasselbe ist daher in pathalogischer Hinsicht wichtig. Beim Embryo wird durch die Nabelvene das Blut aus dem Mutterkuchen größtentheils dem linken Aste der P. u. von der Leber zugeführt. Die Pfortaderkrankheiten bestehen in einer Erweiterung der Zweige der P. mit Verlangsamung des Blutlaufes (Psortaderstockungen, Blethora abdominalis), wodurch allmälig durch Übergang des Pfortaderblutes in die untere Hohlader die ganze Blutmasse verschlechtert wird, s. Hämorrhoiden. Die Pfortaderentzündung (Pylephlebitis) mit entweder eiterigem Exsudat (Suppurative Pfortaderentzündung) u. nachfolgender Pyämie od. mit faserstoffigem Exsudat (Adhäsive Pfortaderentzündung) u. nachfolgender Lappung der Leber, Milzanschwellung etc. u. endlich Bauchwassersucht. Zu erkennen sind die Pfortaderkrankheiten[24] schwer; zu fürchten hat man die Pfortaderentzündung vorzüglich bei schlechter Behandlung von Hämorrhoidalknoten u. bei Perityphilitis.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 24-25.
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