Unruh [1]

[247] Unruh (Unrug), eine alte Familie, welche aus dem Elsaß stammen soll u. sich von da über Böhmen (wo ihre Glieder im 11. Jahrh. vorkommen u. 1719 in den Grafenstand erhoben wurden), Sachsen, Schlesien (hier seit dem 14. Jahrh.) u. Polen verbreiteten u. in der einen Linie 1745 in den Reichs- u. in der andern 1802 in den preußischen Grafenstand erhoben wurde; auch die Freiherren von Unruhe-Bomst (s.d.) gehören zu dieser Familie. I. Erste Linie, 1745 von dem Kurfürsten von Sachsen während des Reichsvicariats in den Reichsgrafenstand erhoben; dazu gehören: 1) Boguslav von U., Sohn des 1689 verstorbenen Christoph von U., war 1704 u. 1705 polnischer Gesandter in Berlin u. wurde 1715 vor dem geistlichen Tribunal in Petrikow der Gotteslästerung beschuldigt; man fand nämlich bei ihm ein Collectaneum, in welchem er Alles zusammengetragen hatte, was er in verschiedenen Schriftstellern gegen den Papst u. gegen die Kirche gefunden hatte. Das Urtheil lautete, daß ihm die rechte Hand abgehauen, die Zunge aus dem Halse gerissen, der Kopf abgehauen u. sein Buch verbrannt werden sollte. Nur das Letztere kam zum Vollzug, er selbst rettete sich durch Flucht ins Ausland, wo er 1772 starb. Jetziger Chef ist: 2) Graf Max, Sohn des 1856 verstorbenen Grafen Eduard, geb. 30. Juni 1831. II. Zweite Linie, 1802 in den preußischen Grafenstand erhoben, jetziger Chef: 3) Graf Ludwig, Sohn des 1842 verstorbenen Grafen Moritz, geb. 19. November 1833, ist preußischer Gerichtsassessor.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 247.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika