Linie

[395] Linie, 1) die Länge ohne Breite u. Dicke (nach Euklid), od. die Grenze einer Fläche. Man unterscheidet gerade L-n, welche entstehen, wenn der sich bewegende Punkt während feiner ganzen Bewegung dieselbe Richtung behält, die er im Anfange annahm; krumme L-n, wo er sie jeden Augenblick ändert (s. Curve); gebrochne L-n, wenn der Punkt seine Richtung von Zeit zu Zeit ändert, aber in diesen Zwischenräumen eine gerade Richtung annimmt; gemischte L-n, Spinnenlinien, zusammengesetzt aus geraden u. krummen; die beiden letztern kommen in der Geometrie fast nicht in Betracht; 2) L. einer Kriegsflotte (Schlachtlinie), die Aufstellung einer Anzahl Kriegsschiffe in der L. bei dem Winde, so daß eines im Kielwasser des andern liegt od. steuert; sind zwei L-n gebildet, so heißt die eine die Luvlinie, die andere die Seelinie. Daher L. machen, sich in Schlachtordnung stellen; Linienmarsch, wenn die Flotte bei Annäherung des Feindes, in Schlachtordnung gestellt, weiter fortfährt; 3) bei den Seefahrern so v.w. Äquator, daher: die L. passiren; Mittagslinie, Meridianlinie bei dem Winde od. am Winde ist diejenige, welche 6 Striche von der Richtung des Windes entfernt ist u. somit einen Winkel von 67°30' mit der Windrichtung bildet. Da man auf beiden Seiten bei dem Winde segeln kann, so nennt man die eine die Steuerlands-, die andere die Backbordslinie am Winde; 4) die regulären schweren Truppen, welche meist geschlossen fechten, im Gegensatz der leichten Truppen; 5) die Linientruppen u. die leichten Truppen zusammen genommen, im Gegensatz der Nationalbewaffnung (Nationalgarden, Landwehr); 6) (Schriftg.), gleiche Höhe der Buchstaben; das m wird bei Verfertigung der Lettern als Maßstab angenommen; 7) linienähnliche Figuren, unter od. über, od. neben einer Seite. Man unterscheidet ganze L-n, welche auf einer Maschine gezogen werden, u. Stücklinien, welche auf Concordanzen gegossen sind u. zur Zusammensetzung von Tabellen gebraucht werden. Erstere werden nach dem Format geschnitten. Bei beiden Arten hat man einfache L-n, Doppellinien, drei-, vier- u. mehrfache L-n. Die erst dichter, später weiter auseinander stehenden L-n heißen Azurlinien. Die Titellinien sind an beiden Enden meist zugespitzt u. oft mit mehrfachen Verzierungen versehen. Die L-n werden meist aus Schriftzeug, zuweilen aber auch aus Messing gegossen. In neuester Zeit hat man zusammengegossene L-n, deren oberer Theil aus Messing, der untere von Schriftzeug ist; 8) so v.w. Durchschuß auf Viertelpetit; 9) s. Genealogie a) u. b).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 395.
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