Weißdorn

[61] Weißdorn (Gemeiner od. Stumpfblätteriger Hagedorn, Crataegus oxyacantha), dorniger Strauch in ganz Europa in Laubwaldungen u. Hecken, welcher am besten in Kalkboden, welcher mit Lehm od. Thon vermischt ist, jedoch sehr langsam wächst; wird 12–20 F. hoch, auch baumartig, breitet sich weit aus u. treibt schiefe u. gekrümmte Schosse. Rinde schwarzgrau, aufgerissen, an jungen Zweigen glatt u. weißgrau; Holz weiß, alt röthlich u. braun geadert, dicht, sehr fest u. glatt; Blätter wechselsweise, mit langen Stielen, fast lederartig, keilförmig, stumpfspitzig, dreilappig, stumpf gezähnt, oben glänzend grün, unten etwas matter, haben stark gezähnte Nebenblätter; die Dornen stehen in den Winkeln der untern Blätter u. an den Spitzen der Seitenzweige; die Blüthen erscheinen Ende Mai an den Spitzen der Zweige in Schirmtrauben u. sind weiß, eine in Gärten verwendete Varietät roth; Steinfrüchte (Mehlfäßchen) walzenförmig, bei ihrer Reise im October blutroth, haben ein trocknes, gelbliches Fleisch u. 2–3 Nüsse; bleiben den Winter über hängen. Die Fortpflanzung geschieht durch den Samen, welcher 18 Monate im Boden liegt. Der Strauch dient zu lebendigen Zäunen, er läßt sich leicht unter der Scheere halten u. solche Hecken sind in 10–12 Jahren undurchdringlich. Das starke Holz gibt sehr dauerhafte Hammer- u. Beilstiele, Dreschflegel, Drillinge, Kämme in Räder u.a. Geräthe; die geraden Triebe werden zu Spatzierstöcken u. die mit getheilten Ästen zu hölzernen Gabeln bereitet; die Wellen werden in Gradierhäusern aufgesetzt u. geben als Brennholz starke Hitze. Blüthen u. Früchte waren sonst als Flores u. Baccae albae officinell. Mit den Früchten kann man Schweine mästen, daraus auch ein bierähnliches Getränk bereiten u. Branntwein brennen. Die Rinde der Wurzeln färbt gelb. In den Gärten pfropft man Mispeln auf Hagedornstämme. Sehr verwandt ist der Spitzblätterige Hagedorn (C. monogyna), in Sibirien, auch in Deutschland auf Kalkboden mit dem vorhergehenden zusammen, deshalb häufig mit diesem verwechselt, hat spitzige Blätter u. zähes, weißgeflammtes Holz. Varietäten weiß, roth gefüllt u. geschächt. Er bildet einen höhern u. größern Strauch, oft einen 20–30 Fuß hohen u. 6–9 Z. dicken Baum u. wird 60 Jahre alt. Da, wo die beiden vorhergehenden Arten beisammen wachsen, findet man oft eine Bastardart von beiden, Mittleren Hagedorn (C. media).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 61.
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