Abfahrts- und Ankunftsanzeiger

[5] Abfahrts- und Ankunftsanzeiger (trainindicator; indicateur; indicatore). Der abfahrende Reisende und der Abholende benötigt auf dem Bahnhofe der Angabe über die planmäßige Abfahrts- und Ankunftszeit, Verspätungen, über die Art des Zuges, die Klassenzahl, die Haltestationen und über den Bahnsteig oder das Gleis, auf dem der Zug abfährt oder ankommt. Er erhält diese Auskunft durch die Aushangfahrpläne, die Abfahrts- und Ankunftstafeln in den Vorhallen, Wartesälen und auf den Kopfbahnsteigen, durch die Abrufapparate in den Wartesälen, die Zugrichtungsweiser auf den Bahnsteigen und die Verspätungstafeln.

A. Aushangfahrpläne (s. Aushangfahrplan u. Fahrplan). Die Aushangfahrpläne (gelb für die eigene Bahn, weiß für fremde Bahnen) werden auf Papier gedruckt und auf Holztafeln aufgeklebt, die gewöhnlich in den Vorhallen oder auf den Bahnsteigen in Augenhöhe aufgehängt werden. Übliche Abmessungen der Tafeln: Nutzbreite 1∙25 m, Nutzhöhe 1 m (Mindestmaße). Reichen die Wände nicht zu und ist in der Vorhalle genügend Platz vorhanden, so werden die Tafeln in Form von Ständern frei aufgestellt, und die senkrechte oder schwach geneigte Fläche doppelseitig mit den Fahrplänen beklebt. Reicht auch hierfür der Platz nicht zu, so werden Fahrplangestelle benutzt, die zahlreiche Fahrpläne aufnehmen können. Gestelle in Buchform, bei denen eine Reihe senkrechter Tafeln an einem Mittelpfosten drehbar befestigt ist, sind unhandlich. Bei den Gestellen, Bauart »Woernle« (Abb. 1) ist eine beliebige Zahl (beispielsweise 10) senkrechter, doppelseitig zu beklebender Tafeln hintereinander aufgehängt und durch Gegengewichte ausgeglichen, so daß sie an dem Handgriff bequem in Augenhöhe herunter gezogen werden können; durch das Auftreten auf ein Pedal gehen die Tafeln wieder nach oben. An der kurzen Seite des Gestells befindet sich ein Stationsverzeichnis, das die Nummer der Tafel und des darauf befindlichen Fahrplans angibt. Bei Fahrplangestellen, Bauart »Abel«, sind die Pläne auf ein endloses Leinenband geklebt und werden durch Bewegen eines Hebels in Augenhöhe gebracht.

B. Abfahrts- und Ankunftstafeln. Abfahrts- und Ankunftstafeln enthalten im Gegensatz zu den Fahrplänen meistens nur die Angabe der Zugrichtung (Endstation oder Hauptstation), der Abfahrts- oder Ankunftszeit, der Zugart und des Bahnsteiges oder Gleises. Der Inhalt der Tafel wird entweder nach Stationen oder zeitlich, d.h. in der Weise geordnet, daß die Züge aller Richtungen hintereinander stehen. Nach Richtungen geordnete Tafeln sind jetzt auf allen Hauptstationen des Fernverkehrs vorhanden, zeitlich geordnete daneben auf großen Bahnhöfen und auf Stadtbahnstationen. Die schnellfahrenden und die zuschlagpflichtigen Züge werden meist durch farbige Schrift hervorgehoben.

1. Richtungstafeln. Die Richtungstafeln wurden früher in der Weise hergestellt, daß[5] Aufschriften mit schwarzen und farbigen Buchstaben auf weiß gestrichenen Holztafeln angebracht wurden. Beim Fahrplanwechsel mußte dann meist Grundanstrich und Schrift neu hergestellt werden und dadurch entstanden erhebliche Unkosten. Um diese zu vermeiden, ist man jetzt fast überall zu auswechselbaren Email- oder Milchglastafeln übergegangen. – Abb. 2 u. 3 zeigen Abfahrtstafeln mit auswechselbaren Täfelchen von »Schulze & Wehrmann« in Elberfeld. Wie aus der Abb. 3 – ersichtlich, können die einzelnen Hauptteile der Tafel nach Lösung einer Schraube herausgenommen werden, worauf das Auswechseln der Täfelchen (beim Fahrplanwechsel) im Stationsbureau an einem Tisch in Ruhe erfolgen kann. Die Täfelchen laufen oben und unten in Nuten, die durch gekrümmte Aluminiumschienen gebildet werden. Die herausnehmbaren Stücke erhalten in der breiten Richtung nur eine einzige Abfahrtszeit, so daß, wenn eine Abfahrtszeit geändert werden soll, keine anderen Teile der Tafel verschoben zu werden brauchen. Die Grundplatte der Tafel ist aus- Holz oder Eisenblech. Die Zeilenhöhe schwankt zwischen 25 und 100 mm, je nachdem die[6] Tafel in Augenhöhe oder hoch an der Wand angebracht ist. In der Regel wird eine Zeilenhöhe von 61 mm angewandt, bei der sich die Schrift in einer Höhe von 1∙5–3 m über dem Fußboden gut lesen läßt und das Raumverhältnis zwischen Schriftgröße, Zeilenweite und Führungsleisten ein günstiges ist, so daß das Gesamtbild deutlich und klar wird. In Abb. 2 befinden sich neben den Abfahrtszeiten Angaben über den Lauf des Zuges in kleinerer Schrift.

Abb. 4 zeigt eine Tafel auf dem Kopfbahnsteig der Station Liverpoolstreet in London, bei der jedesmal nur der nächste in einer Richtung abfahrende Zug angegeben ist. Die Abfahrtszeit wird durch ein Uhrzifferblatt mit verstellbaren Zeigern angegeben. Diese Einrichtung kann aber leicht zu Irrtümern Veranlassung geben, indem die Zifferblätter für wirkliche Uhren gehalten werden. Die Tafeln mit den Stationsnamen und die mit den Gleisnummern sind auswechselbar.

Läßt man auch noch die Abfahrtszeit weg, so kommt man zu einfachen Tafeln (Abb. 5), wie sie in Bahnsteigtunneln üblich sind, und die nur den Abfahrtsbahnsteig des nächsten in der betreffenden Richtung fahrenden Zuges anzeigen. Die Täfelchen mit der Angabe des Bahnsteiges sind auswechselbar. Ist die Fahrordnung des Bahnhofs eine gleichmäßige, d.h. fahren alle Züge einer Richtung von demselben Bahnsteig ab, so sind diese Abfahrtstafeln entbehrlich und es genügen dafür Aufschriften an den Treppenaufgängen.

Auf Kopfbahnhöfen wird das Ankunftsgleis des nächsten einfahrenden Zuges dem Reisenden und dem Bahnhofspersonal (Gepäckträgern-Postbeamten u.s.w.) bisweilen durch Drehfeldr fernzeiger (Abb. 6 bis 8) angezeigt. De-Geber, Abb. 8, befindet sich im Befehlsstell, werk, das den Lauf der Züge regelt, und wird durch den Fahrdienstleiter betätigt. Der Empfänger (Abb. 6) ist zweiseitig als Transparent ausgebildet; durch die Buchstaben P oder S im unteren Teil des Empfängers wird angezeigt, ob es sich um einen Personen- oder Schnellzug handelt. Vor der Umstellung des[7] Zeigers ertönt ein Wecker. Die dargestellte Einrichtung setzt voraus, daß auf der freien Strecke nur ein Einfahrgleis vorhanden ist, so daß also nur ein Zug gleichzeitig einlaufen kann. Sind mehrere Einfahrgleise in dem Bahnhofe vorhanden, so muß für jede Fahrtrichtung ein Zeigerwerk aufgestellt werden.

Die Schaltung beruht auf dem Grundsatz zweier zusammenarbeitender Drehfelder, die durch Spaltung eines Gleichstromes oder unmittelbar durch Wechselstrom erzeugt werden. Zur Verbindung von Geber und Empfänger sind fünf Leitungen für das Zeigerwerk, je eine Leitung für die Zeichen P und S und eine für die Klingel erforderlich. Einfachere Apparate beruhen auf dem Grundsatz des Spannungsmessers, wobei die Spannung durch Widerstandsschaltung am Geber verändert wird. Sie erfordern nur zwei Leitungen, sind aber nur für einfachere Verhältnisse, d.h. für eine geringe Anzahl von Zeichen brauchbar.

Auf dem Bahnhof Parkstraße (schleifenförmige Endstation) der Unterpflasterstraßenbahn in Boston befindet sich ein Schild, durch welches angezeigt wird, an welcher Stelle des in 5 Abschnitte eingeteilten Bahnsteiggleises der Wagen der betreffenden Richtung halten wird, bzw. welche Richtungen die nacheinander vorfahrenden nächsten fünf Wagen haben werden (Abb. 9). Die Zahlen sind auf dem dunklen Belag einer Glasscheibe ausgespart, und die Zahl, die sichtbar werden soll, wird durch eine Glühlampe von hinten beleuchtet. Der Geber befindet sich in einer Bude, von der aus man die Richtungsschilder der ankommenden Wagen beobachten kann. (Vgl. auch Kemmann, Zur Frage der Abfertigung von Zugreihen an Bahnsteigen. Ztg. d. VDEV. 1908, Nr. 76 u. 77.)

2. Zeittafeln. Zeittafeln werden in der Regel für jede Fahrplanperiode auf Papier gedruckt. Abb. 10 zeigt einen Ausschnitt aus einer Ankunftstafel des Fernverkehrs. Abb. 11 eine Abfahrtstafel des Stadtverkehrs; Buchstabenhöhe 10 mm, bzw. 5 mm. Häufig wird eine Skizze der Gleisanordnung des Bahnhofs mit abgedruckt.

Abb. 12 zeigt eine zeitlich geordnete Abfahrtstafel für den Fernverkehr mit Emailschildern auf einem Durchgangsbahnhof. Ölfarbenaufschrift, die früher allgemein üblich,[8] wurde auch hier aus wirtschaftlichen Gründen verlassen.

C. Abrufapparate. Das Abrufen der Züge in den Wartesälen wird häufig überhört oder mißverstanden und erfordert auf größeren Bahnhöfen mehrere Beamte. Es ist daher zweckmäßig und häufig auch wirtschaftlich, das Abrufen durch mechanische Vorrichtungen vorzunehmen, die an der Wand des Wartesaales, meist über der Ausgangstür, angebracht werden. Die Abrufapparate werden in der Weise hergestellt, daß ein Schild, das die Zugrichtung angibt, 5 Minuten vor der Abfahrt des Zuges unter Ertönen eines Glocken- oder Huppenzeichens erscheint und im Augenblick der Abfahrt wieder verschwindet.

Da, wo verschiedene Bahnsteige für dieselbe Fahrtrichtung in Frage kommen, wird außerdem der Abfahrtsbahnsteig und nach Erfordern auch die Zuggattung angegeben. Die Apparate werden gewöhnlich von dem Dienstraum des Fahrdienstleiters aus gesteuert. Die Abstellung kann durch den Bezirksaufsichtsbeamten erfolgen. Die Zahl der Empfänger kann beliebig groß sein, d.h. es können die in verschiedenen Wartesälen angebrachten Apparate hintereinander geschaltet von einem Geber aus und gleichzeitig betätigt werden. Von Wichtigkeit ist es, die Zahl der Leitungen möglichst klein zu machen. Als Kraftquelle kommt die meist ohnehin vorhandene elektrische Stromquelle (Lichtleitung) oder statt dessen eine besondere Batterie in Frage; zum Auslösen kann ein Schwachstrom benutzt werden. Am Geber muß eine Rückmeldung vorhanden sein, die die Betätigung des Abrufers bestätigt. Am einfachsten geschieht dies durch eine Glühlampe, die so lange brennt, wie das Schild im Wartesaal zu sehen ist.

Die einfachsten Abrufer, wie sie beispielsweise von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft hergestellt werden, bestehen aus Transparenten, deren Schrift erst sichtbar ist, wenn sie von hinten durch Glühlampen beleuchtet wird. Für jede Zugrichtung, jede Zuggattung und die Angabe des Bahnsteigs ist eine Hinleitung, ferner eine gemeinsame Rückleitung und eine Rückmeldeleitung erforderlich. Die Telephonfabrik, vormals I. Berliner in Hannover, versieht ihre Apparate außerdem mit einer Uhr, die die Zahl der bis zur Abfahrt bleibenden Minuten durch Ein- und Ausschalten von Glühlampen anzeigt und den Abrufer nach Ablauf der letzten Minute ausschaltet. Die Minutenzahlen 5–1 sind hintereinander in einer Reihe aufgemalt und hinter jeder Zahl befindet sich eine Glühlampe in einer besonderen Kammer.

Die Abrufer von C. W. Lorenz in Berlin bestehen aus Aluminiumtafeln von 800 × 200 mm Größe, die durch einen kleinen Elektromotor um 180° gedreht werden. Eine Seite ist mit dem Namen der Station beschrieben, die andere schwarz gestrichen. Am Geber zeigt eine weiße Scheibe hinter einem Fensterchen die Abrufstellung, eine rote Scheibe die Ruhestellung an. Der Stromverbrauch für eine Bewegung beträgt nur 0∙4 Ampere bei 5 Volt Spannung.

Ein Abrufer von Siemens & Halske ist in den Abb. 13 u. 14 dargestellt. Der Empfänger besteht aus einem Kasten, in dem sich eine Anzahl Richtungsschilder von 1000 × 200 mm Größe hintereinander befindet, von denen jedesmal eines durch senkrechte Bewegung aus dem Kasten heraustritt Außerdem ist noch die Zugart angegeben. Die Bewegung einer beliebigen Anzahl Richtungsschilder geschieht durch einen einzigen Elektromotor; der Geber wird in der Weise gehandhabt daß an dem gewünschten Richtungsschild ein Stöpsel eingesetzt und hierauf der Kurbelschalter gedreht wird. Die Schaltung ist so eingerichtet, daß durch begrenzte Drehung einer Welle das gewünschte Schild angekuppelt und vorgeschoben wird. Man kommt deshalb mit 4 Leitungen für die gesamten Richtungsschilder aus. Der Apparat zeigt, im Gegensatz zu den früher beschriebenen, nur eine Fahrtrichtung an. Sollen mehrere Züge gleichzeitig abgerufen werden, so müssen[9] mehrere Apparate nebeneinander aufgestellt werden. Der Apparat kann gleichzeitig auch als Zugrichtungsweiser auf dem Abfahrtsbahnsteig (s. unten unter D) dienen.

D. Zugrichtungsweiser. Zugrichtungsweiser geben die Fahrtrichtung, Art und Abfahrtszeit des nächsten von dem betreffenden Gleise abfahrenden Zuges an. Auf Kopfbahnhöfen werden Tafeln nach Abb. 15 am Kopfende der Bahnsteiggleise aufgestellt, so daß sie vom Kopfbahnsteig aus gut sichtbar sind. Die Schrift ist auf Blechschildern angebracht, die zum Einschieben oder Anhängen eingerichtet sind. Ein Kasten an der Rückseite der Tafel enthält die Vorratsschilder. Die Ankunft eines Zuges wird in der gleichen Weise angekündigt.

In Nordamerika, wo die Bahnhöfe in den größeren Orten als Kopfbahnhöfe ausgebildet sind, sind Zugrichtungsweiser im Gebrauch, die außer der Abfahrtszeit und der Zuggattung alle Haltstationen angeben. Abb. 16 u. 17 zeigen zwei verschiedene Ausführungen, Bauart »Boyton« von Wheeler & Wilson in Bridgeport, Conn. Die Blechtafeln, die die Haltstationen angeben, sind drehbar; ihre Rückseite ist schwarz. Sie sind ebenso wie die endlosen Bänder oder die Uhrzeiger, die die Abfahrtszeit angeben, mit senkrechten Stangen verbunden. Alle diese Stangen münden in einen Kasten, der sich am unteren Ende der Tafel befindet. Für jeden Zug ist ein durchlöcherter Blechstreifen vorhanden. Durch einen einzigen Handgriff werden die Abfahrtszeiten und die Haltstationen eingestellt, wobei nur die Stangen bewegt werden, für die Löcher in dem Blechstreifen vorhanden sind. Ähnliche Abfahrtsanzeiger befinden sich auf dem Bahnhof »Wiesbaden« (Abb. 18 u. 19). Die Aufschriften der Zugart und Zugrichtung, auf 4- und 3 kantigen Trommeln angebracht, werden einzeln durch senkrechte Stangen bewegt. Abb. 18 zeigt den Zugrichtungsweiser in gebrauchsfertiger Stellung, Abb. 19 in der Umstellung.

Der Preis eines solchen Anzeigers beträgt etwa 300 M.

Auf Durchgangsbahnhöfen werden die Zugrichtungsweiser auf dem Bahnsteig so aufgestellt,[10] daß sie beim Austritt aus der Bahnsteigtreppe gut sichtbar sind. Sie bestehen aus Blechschildern von etwa 1 m Länge, die um wagerechte Achsen drehbar sind. Im Ruhezustände hängen die Schilder nach unten oder stehen nach oben und werden durch die Wände des Gestells oder die Nachbarschilder verdeckt. Im gezogenen Zustande stehen die Schilder wagerecht. Die Bewegung geschieht durch senkrechte Gestänge, die am rückwärtigen Ende der Schilder angreifen. Die Handgriffe der Gestänge befinden sich in Armhöhe. Bei den zuerst verwendeten Bauarten lief das Gestänge in ein mit einem Loch versehenes Flacheisen aus; am Ständer befand sich in wagerechter Dorn, auf den das Flacheisen aufgesteckt und so das Richtungsschild in gezogener Stellung festgehalten wurde. Die Löcher weiteten sich sehr schnell aus und die Schilder hingen dann schräg. Bei neueren Bauarten wird das senkrechte Gestänge durch einen Winkelhebel bewegt, dessen Drehpunkt am Ständer befestigt ist; alle Gelenke sind mit Vaselinschmierung versehen.

Bei den nach diesen Grundsätzen gebauten Zugrichtungsweisern, Bauart »Eisert« für Stadtbahnstationen, liegt der Drehpunkt der Schilder bei einstieligen Dächern 3∙15 m über Oberkante Bahnsteig, sonst 3∙25 m. Auf einer Welle können 12 Schilder befestigt werden. Ein Ständer bis zu 12 Schildern erhält daher 2 Pfosten, ein solcher bis zu 24 Schildern 3 Pfosten u.s.w.; für 4 Schilder genügt 1 Pfosten. Im Fernverkehr ist außer der Zugrichtung noch die Zugart anzugeben; die alsdann nötigen Schilder werden in verschiedenen Höhen an gebracht (Abb. 20 u. 21), die tiefer angebrachten Schilder müssen nach oben schlagen, da sonst beim Bewegen Reisende getroffen werden könnten. Die planmäßige Abfahrtszeit wird durch eingesteckte Blechtafeln angegeben. Zweckmäßig ist es, an diesem Richtungsweiser auch die Verspätungstafeln (s. unten unter E) anzubringen. Ein Kasten dient zur Aufnahme der Einstecktafeln der Abfahrtszeiten. Die Preise eines solchen Zugrichtungsweisers betragen etwa 90 M. für den Pfosten und 22 M.[11] für das Schild (ohne Maurerarbeiten und Malerarbeiten).

Da die Blechtafeln, die die Fahrzeit angeben, bei jeder Änderung neu gestrichen werden müssen, sind dafür auch kleine Kästchen im Gebrauch, bei denen hinter einem Glasfenster 3 endlose Wachstuchstreifen, (ähnlich wie ein immerwährender Kalender) über Rollen laufen. Sie tragen in schwarzer Ölfarbenschrift die Zahlen 1–12, 0–5 und 0–9. Mit ihnen läßt sich jede Abfahrtszeit einstellen; eine Unterscheidung von Tages- und Nachtstunden ist nicht notwendig.

Wenn bei enger Zugfolge und verschiedenen Zielpunkten unvorhergesehene Änderungen im Lauf der Züge eintreten, so ist es häufig schwierig, den mit der Handhabung der Richtungsweiser betrauten Türschließern rechtzeitig die veränderte Zugrichtung mitzuteilen, besonders dann, wenn mehrere Zugrichtungsweiser auf einem Bahnsteig zu bedienen sind. Hierfür hat die Firma Siemens & Halske eine elektrische Fernsteuerung angegeben, die die Stellung der Schilder durch den Fahrdienstleiter gestattet (vgl. ETZ. 1909, H. 28). Sie ist auf dem Wannseebahnhof in Berlin ausgeführt und in Abb. 22 dargestellt. Die Schaltung ähnelt dem oben beschriebenen Zugabrufer derselben Firma. Für die 7 Richtungsschilder eines Gleises ist nur ein Elektromotor vorhanden, der der Raumersparnis wegen unter der Bahnsteigoberkante liegt. Die Kuppelung des gewünschten Richtungsschildes geschieht durch einen Elektromagneten. Die beiden Schilder mit der Aufschrift »dieser Zug fährt zuerst ab«, werden durch einen besonderen Motor bewegt. Die Spannung des Kraftstroms für die Motoren beträgt 120 Volt, die des Steuerstroms 22 Volt. Der Geber enthält einen Knebel für jedes Richtungsschild und einen Umlegknebel für das Schild mit der Angabe des zuerst abfahrenden Zuges. So lange der Motor sich in Bewegung befindet, leuchtet am Geber eine Glühlampe. Nachträglich ist einer der Zugrichtungsweiser noch mit einem Kästchen ausgestattet worden, das die Abfahrtszeit enthält und ebenfalls fern gesteuert wird.

Die beschriebenen Zugrichtungsweiser haben den Nachteil,[12] daß auf Bahnhöfen mit starkem Zugverkehr, namentlich unter Bahnsteighallen, die Aufschriften sehr bald schmutzig werden und daher häufig erneuert werden müssen, unter Umständen alle Jahre. Um dies zu vermeiden, hat F. Wiese in Hamm, einen Zugrichtungsweiser erfunden, bei dem die Schrift unter Glas und dadurch vor den Einwirkungen der Luft und der Rauchgase geschützt ist. Der Zugrichtungsweiser (Abb. 23) besteht aus einer hohlen Säule, die oben einen Glaskasten trägt. Die Unterkante des Glaskastens liegt 2∙5 m über dem Bahnsteig. In dem Glaskasten befinden sich drei Ausschnitte, in denen die Zugrichtung, die Zugart und die planmäßige Abfahrtszeit erscheint. Zugrichtung und Zugart sind je auf ein endloses, über 2 Walzen laufendes weißes Leinenband mit Ölfarbenschrift aufgetragen, für die Abfahrtszeit dienen 3 Leinenbänder. Die Walzen und damit die Bänder werden durch Gliederketten bewegt, die in der hohlen Säule bis auf Armhöhe hinunter führen. Auf dem Band für die Zugrichtung ist leerer Raum gelassen, um hinzukommende Richtungen oder Endpunkte aufzeichnen zu können. Alle Bänder sind zweifach vorhanden, da der Zugrichtungsweiser zweiseitig ausgebildet ist Bei der Aufstellung muß darauf geachtet werden, daß sich über dem Anzeiger nicht etwa ein Oberlicht befindet, da sonst die Lesbarkeit der Schrift durch die Spiegelung der Glasscheibe beeinträchtigt wird. Am Pfosten ist auch die Verspätungstafel angebracht; sie wird zusammengeklappt, wenn keine Verspätung vorliegt.

Ein Zugrichtungsweiser sehr einfacher Bauart ist auf der Berliner Hoch- und Untergrundbahn im Gebrauch (Abb. 24). Er besteht aus Schildern von 1400 mm Länge und 250 mm Höhe, die mit zwei Rollen an Laufschienen hängen. Die Laufschienen sind unter der Decke der Haltestelle befestigt und haben die doppelte Länge der Schilder. Im Ruhezustand werden die Schilder in das Bahnsteighäuschen geschoben, so daß sie nicht sichtbar sind. Die Beleuchtung erfolgt durch Lampen mit parabolischem Reflektor.

E. Verspätungstafeln. Verspätungstafeln werden in den Vorhallen und außerdem auf dem betreffenden Bahnsteig in Augenhöhe anbracht. Sie werden schwarz (mit sog. Schiefertafelfarbe) gestrichen, um Aufschriften mit Kreide herstellen zu können. Sie sollen die Zugart, Zugrichtung, die planmäßige Ankunfts- (Abfahrts-) Zeit und die mutmaßliche Dauer der Verspätung enthalten. Die Angabe der Zugnummer ist entbehrlich, da sie den Reisenden doch meist nicht bekannt ist. Sind die Verspätungstafeln an dem Zugrichtungsweiser an gebracht, so kann ihre Aufschrift vereinfacht werden; ein Schild mit der Aufschrift: Verspätung etwa ... Minuten, würde genügen. Im Stadtbahnbetrieb, bei dem sich bei Verspätung eines Zuges auch die nächstfolgenden Züge derselben Richtung verspäten, sind Tafeln mit der Aufschrift im Gebrauch: »Die Züge von ... nach ... haben ... Minuten Verspätung.« Bei größeren Unregelmäßigkeiten werden auch wohl Tafeln mit der Aufschrift: »Die Züge in beiden Richtungen verkehren unregelmäßig«, ausgehängt.[13]

In Nordamerika sind stellenweise Verspätungstafeln nach Abb. 25 im Gebrauch, die auch mit Fernsteuerung versehen werden können.

Abb. 26 zeigt einen Verspätungsanzeiger in Tafelform von »Wheeler & Wilson«; die Handhabung ist die gleiche wie bei den Zugrichtungsweisern der Firma.

Schimpff.

Abb. 1. Fahrplangestell, Bauart Woernle.
Abb. 1. Fahrplangestell, Bauart Woernle.
Abb. 2. Abfahrtstafel von Schultze & Wehr
Abb. 2. Abfahrtstafel von Schultze & Wehr
Abb. 3. Abfahrtstafel von Schulze & Wehrmann.
Abb. 3. Abfahrtstafel von Schulze & Wehrmann.
Abb. 4. Abfahrtstafel auf Bahnhof Liverpoolstreet, London.
Abb. 4. Abfahrtstafel auf Bahnhof Liverpoolstreet, London.
Abb. 5. Abfahrtstafel für Bahnsteigtunnel.
Abb. 5. Abfahrtstafel für Bahnsteigtunnel.
Abb. 6. Ankunftsanzeiger (Empfänger).
Abb. 6. Ankunftsanzeiger (Empfänger).
Abb. 7. Ankunftsanzeiger.
Abb. 7. Ankunftsanzeiger.
Abb. 8. Ankunftsanzeiger (Geber).
Abb. 8. Ankunftsanzeiger (Geber).
Abb. 9. Abfahrtsanzeiger in Boston.
Abb. 9. Abfahrtsanzeiger in Boston.
Abb. 10. Ausschnitt aus einer Ankunftstafel für Fernverkehr. Zuschlagpflichtige Schnellzüge werden in roter Farbe, die anderen Züge schwarz gedrückt.
Abb. 10. Ausschnitt aus einer Ankunftstafel für Fernverkehr. Zuschlagpflichtige Schnellzüge werden in roter Farbe, die anderen Züge schwarz gedrückt.
Abb. 11. Ausschnitt aus einer Abfahrtstafel für Stadtverkehr.
Abb. 11. Ausschnitt aus einer Abfahrtstafel für Stadtverkehr.
Abb. 12. Zeittafel.
Abb. 12. Zeittafel.
Abb. 13. Elektrischer Abrufer (Empfänger).
Abb. 13. Elektrischer Abrufer (Empfänger).
Abb. 14. Elektrischer Abrufer (Geber).
Abb. 14. Elektrischer Abrufer (Geber).
Abb. 15. Zugrichtungsweiser.
Abb. 15. Zugrichtungsweiser.
Abb. 16. Amerikanischer Zugrichtungsweiser.
Abb. 16. Amerikanischer Zugrichtungsweiser.
Abb. 17. Amerikanischer Zugrichtungsweiser.
Abb. 17. Amerikanischer Zugrichtungsweiser.
Abb. 18 u. 19. Zugrichtungsweiser in Wiesbaden.
Abb. 18 u. 19. Zugrichtungsweiser in Wiesbaden.
Abb. 20. Zugrichtungsweiser von Eisert.
Abb. 20. Zugrichtungsweiser von Eisert.
Abb. 21. Zugrichtungsweiser von Eisert.
Abb. 21. Zugrichtungsweiser von Eisert.
Abb. 22. Elektrischer Zugrichtungsweiser.
Abb. 22. Elektrischer Zugrichtungsweiser.
Abb. 23. Zugrichtungsweiser von Wiese.
Abb. 23. Zugrichtungsweiser von Wiese.
Abb. 24. Zugrichtungsweiser der Berliner Hoch- und Untergrundbahn.
Abb. 24. Zugrichtungsweiser der Berliner Hoch- und Untergrundbahn.
Abb. 25. Amerikanischer Verspätungsanzeiger.
Abb. 25. Amerikanischer Verspätungsanzeiger.
Abb. 26. Amerikanischer Verspätungsanzeiger.
Abb. 26. Amerikanischer Verspätungsanzeiger.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 1. Berlin, Wien 1912, S. 5-14.
Lizenz:
Faksimiles:
5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Jean Paul

Vorschule der Ästhetik

Vorschule der Ästhetik

Jean Pauls - in der ihm eigenen Metaphorik verfasste - Poetologie widmet sich unter anderem seinen zwei Kernthemen, dem literarischen Humor und der Romantheorie. Der Autor betont den propädeutischen Charakter seines Textes, in dem er schreibt: »Wollte ich denn in der Vorschule etwas anderes sein als ein ästhetischer Vorschulmeister, welcher die Kunstjünger leidlich einübt und schulet für die eigentlichen Geschmacklehrer selber?«

418 Seiten, 19.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon