Birckmann, Familie

[63] Birckmann, Buchführerfamilie. Welche buchhändlerische Bedeutung das alte Köln schon im 16. Jahrhundert aufwies, davon giebt die Thätigkeit der beinahe 200 Jahre zu verfolgenden Familie Birckmann ein deutliches Bild.

Der Stammvater der Handlung, Franz Birckmann, geboren zu Gimbeck bei Venlo begann seine Thätigkeit schon 1506 oder 1507,[63] denn in diesem Jahre habe er sein erstes Buch »Missale Coloniense« zu Paris auf seine Kosten drucken lassen, sagt von Büllingen in seiner zu Köln handschriftlich aufbewahrten 4bändigen Druckergeschichte dieser Stadt. Birckmanns nachweislich erstes zu Paris gedrucktes Verlagswerk rührt aus dem Jahre 1513, sein letztes aus dem Jahre 1529. Sein rühriger, weitausschauender Geist hat mit den Grund zu der buchhändlerischen Bedeutung Kölns gelegt. Sein Absatz, den er durch Reisen in Frankreich, England, den Niederlanden und der Schweiz zu beleben suchte, muß ein sehr bedeutender gewesen sein, auch war er seit 1516 ein eifriger Besucher der Frankfurter Büchermesse. Zu London sowohl als zu Antwerpen muß er eigene Geschäfte besessen haben. Von 1526 an hatte er zu Köln eine eigene Druckerei. In nähere Beziehung trat B. zu Köln eine eigene Druckerei. In nähere Beziehungen trat B. zu dem Drucker Johann Froben in Basel und er war es, der den Grund zu der nachmaligen fruchtbaren Verbindung Erasmus von Rotterdam zu Froben legte, indem er letzterem ein Manuskript des Erasmus, das er nach Paris geben sollte, überließ. Birckmann beschäftigte die Pressen einer Reihe von Druckern, so W. Hopyl, B. Rembold und N. Prevost zu Paris, H. Grau in Hagenau, und mehrere Druckereien in Antwerpen. Kirchhoff verzeichnet in seinen Beiträgen 26 Verlagswerke Birckmanns. Sein Signet »in pingui gallina«, die Henne unter der Birke, hat der noch heute existierenden Straße »Unter Fetten Hennen« in Köln den Namen gegeben.

Birckmanns Nachfolger war sein Bruder Arnold Birckmann und kommen Verlagswerke von ihm zwischen 1532-1540 vor, er starb 1542; nachdem seine Witwe eine zeitlang das Geschäft geführt, erscheint Anfang der 50er Jahre die Firma A. Birckmanns Erben, die in einem Zeitraum von 20 Jahren 116 Werke herausbrachte. Mit Johann Birckmann erlosch 1585 der Name des Hauses, indem dasselbe in diesem Jahre an Arnold Mylius aus Antwerpen überging. Dieser entfaltete eine außerordentliche Thätigkeit, er hat neben den alten Verbindungen auch bedeutende neue, so z. B. mit Chr. Plantin, angeknüpft und das Geschäft zu großer Blüte gebracht, es sind von 1586-1605 201 Verlagswerke von ihm bekannt.

A. Mylius, eigentlich Müller, war am 16. 10. 1540 als Sohn einer Patrizierfamilie zu Moers geboren und zu Antwerpen ansässig, vermutlich als Geschäftsführer der Birckmannschen Niederlassung. Er ist auch schriftstellerisch hervorgetreten; er starb als Kölner Ratsherr am 18. 12. 1605, sein Geschäft seinem Sohne Hermann Mylius überlassend, der sich wie sein Vater durch lebhafte Beteiligung an[64] städtischen Angelegenheiten auszeichnete. Der erwähnte Geschichtsforscher Büllingen verlegt seinen Tod in das Jahr 1667 und führt noch einen Enkel an, sowie einen 1699 verschiedenen Urenkel Hermann Mylius und schließt mit dem 1731 verstorbenen Arnold Joseph Mylius, von wo ab die Spuren des berühmten Geschäftes gänzlich verschwinden.

Quellen: Kirchhoff, Beiträge I; Kapp, Buchhandel Bd. I; Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels Bd. VII, IX, X, XII.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 63-65.
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