[400] Heitz, P. Die Verlagsbuchhandlung und die damit verbundene Universitäts-Buchdruckerei, welche jetzt die Firma Heitz & Mündel in Straßburg führt, reicht in ihren Anfängen bis zu der Glanzperiode in der Geschichte der Straßburger Buchdruckerkunst am ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert zurück bis auf ⇒ Johann Grüninger.
Ueber die unmittelbaren Geschäftsnachfolger Grüningers, dessen Sohn Bartholomäus nach Colmar übersiedelte, sind verläßliche Notizen nicht vorhanden, die ununterbrochene Kontinuität in der Geschichte der Heitzschen Druckerei setzt erst um 1590 ein. Aus dem 16. Jahrhundert besitzt die Offizin noch eine sehr reichhaltige und äußerst wertvolle Sammlung von Originalstöcken zu Holzschnitten Straßburger Meister, welche Paul Heitz in seinem Werke »Originalabdrücke von Formschneider-Arbeiten des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts, Straßburg 1892/99«, 3 Bde., veröffentlicht hat.
Johann Heinrich Heitz, der erste Träger dieses Namens, übernahm im Jahre 1719 die Druckerei. Schon 1721 vereinigte er mit seinem Geschäfte das der Witwe Johann Friedrich Spoors III, welches diese nach dem Tode ihres Mannes, im Jahre 1700, allein weiter geführt hatte. Die Spoors waren seit 1601 im Besitze einer Druckerei, welche Friedrich Spoor 1639 dadurch vergrößerte, daß er durch Verpfändung von Seite der Witwe das Geschäft von Paul Ledertz (1611-1636) erhielt. Eine zweite Erweiterung erfuhr die Spoorsche Offizin im Jahre 1676 durch die Vereinigung mit der Druckerei des Johann Eberhard Zetzner (gest. 1705), welcher der Erbe des bekannten Lazarus Zetzner (1585-1616) und seiner Geschäftsnachfolger war. Zetzners Geschäft war sehr ausgedehnt und wurde zu Straßburg und Frankfurt a. M. in mehreren Häusern betrieben. Es war der Wunsch Zetzners, daß sein Geschäft nach seinem Tode durch die Familie weitergeführt werde, was ihn veranlaßte, 1614 einen diesbezüglichen Vertrag[400] aufzusetzen, der von allen Erben unterzeichnet wurde. Nach Zetzners Ableben wurde das Geschäft unter der Verwaltung des Buchhändlers Joachim Bockenhoffer viele Jahre betrieben. Nach dessen Tod entstand ein Prozeß, der die Teilung des Geschäftes bezweckte und anscheinend auch mit diesem Ausgang abschloß. Von welcher Bedeutung die Handlung 1642 war, giebt ein Inventar Aufschluß. Es heißt darin:
Getruckte Verlagsbücher zu Frankfortt seindt
444 Ballen, 1 Riß
9 Bücher, 71/4 Bogen
Getruckte Verlagsbücher alhie zu Straßburg seindt
1612 Ballen, 7 Riß
19 Bücher, 143/4 Bogen
Thun zusammen in Summa
2056 Ballen, 9 Riß
8 Bücher, 22 Bogen
Den Ballen à 5 Pfd., wie solcher bey Herrn Lazari Zetzners seeligen Inventation angeschlagen, thutt
10284 Pfd. 14 ß d.
Pappir, Pergament, Ladenbücher
555 ,, 1 ,,
Gewisse Activschulden in den Handel
3373 ,, 4 ,,
Sa.: 14212 Pfd. 19 ß d.
Lassen sich also einerseits die ursprünglichen Bestandteile der Heitzschen Druckerei bis auf L. Zetzner zurückverfolgen, so ist andererseits ein Zusammenhang der Firma mit Wendelin Rihel und ⇒ Bernhard Jobin nachweisbar.
Im Jahre 1723 vereinigte Johann Heinrich Heitz mit seiner Druckerei die des Josias Städel II, 1700-1718, dessen Vater, Josias Städel I, 1648-1700, bevor er sich selbständig machte, von 1648-1652, mit Johann Philipp Mülb II gemeinsam gedruckt hatte. J. Städel II war seit 1713 Universitätsbuchdrucker, nachdem sein Vater bereits seit 1653 Buchdrucker der Akademie gewesen war als Nachfolger Joh. Phil. Mülbs I, der diese Stellung von 1637-1652 eingenommen hatte. Mülb war durch Erbschaft das Geschäft C. W. Glasers, 1624-1636, zugefallen, welcher mit Wendelin Rihel assoziiert war. Die Rihel waren als Drucker von 1535-1639 in Straßburg thätig.
Einen dritten integrierenden Bestandteil des Heitzschen Geschäftes bildete der Verlag des Johann Pastorius III, den Johann Heinrich Heitz im Jahre 1737 käuflich erwarb. Letztere war schon 1736 in Anerkennung seiner Leistungen zum Hochfürstlich Hessen-Hanau-Lichtenbergischen Buchdrucker ernannt worden, und drei Jahre nach[401] seinem Tode, 1744, wurde sein Sohn und Nachfolger Johann Heinrich Heitz II Buchdrucker der Universität. Als dieser sich hochbetagt 1769 zur Ruhe setzte, folgte ihm sein Sohn Johann Heinrich Heitz III, welcher die Druckerei bis zum Jahre 1801, in welchem er starb, leitete. In seinem Verlage erschien die Mehrzahl der Straßburger Dissertationen, u. a. auch die Goethes 1771.
Ein enges Freundschaftsband verknüpfte Johann Heinrich Heitz mit dem berühmten Straßburger Philologen Brunck, dessen bekannte Ausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller zum größten Teil in seinem Verlage erschienen. Besondere Erwähnung verdient die prachtvolle Quartausgabe des Sophocles auf Pergament.
Sein Nachfolger war sein Sohn Johann Heinrich Heitz IV, dem 1818 sein zweiter Sohn Friedrich Karl Heitz (geb. 11. 6. 1798, gest. 16. 6. 1867) folgte. Dieser leitete das Geschäft bis 1867. Neben seiner Berufsthätigkeit beschäftigte sich Friedrich Karl mit wissenschaftlichen Forschungen und Arbeiten auf dem Felde der Geschichte, der Altertümer und Denkmäler des Elsaß und seiner Vaterstadt. Er war ein unermüdlicher Sammler elsässischer Schriften und Bücher, von denen sein kein Opfer scheuender Fleiß die reichste, vollständigste Schatzkammer anzulegen vermochte. Seine umfassenden Kenntnisse auf diesem Gebiete wußte er in mehreren verdienstlichen Geschichtswerken zu verwerten.
Nach dem Tode von Friedrich Karl Heitz gingen Verlag und Druckerei auf seinen jüngeren Sohn, Johann Heinrich Eduard Heitz über, der am 1. Januar 1885 das Geschäft den jetzigen Besitzern Paul Heitz & Curt Mündel verkaufte.
Paul Heitz hat sich ein besonderes Verdienst erworben durch die Veröffentlichung der Büchermarken oder Buchdrucker- und Verlegerzeichen, und anderer auf dem Gebiete der Druckkunst des 15. und 16. Jahrhunderts hochwichtigen Werke, deren Verzeichnis hier folgt: Von 1890-1903. Elsässische Büchermarken bis Anfang des 18. Jahrhunderts, herausgegeben von Paul Heitz, mit Vorbemerkungen und Nachrichten über die Drucker von Professor Dr. Karl August Barack; die Basler Büchermarken bis Anfang des 17. Jahrhunderts, herausgegeben von Paul Heitz, mit Vorbemerkungen und Nachrichten über die Basler Drucker von Oberbibliothekar Dr. C. Bernoulli; Kölner Büchermarken des 15. und 16. Jahrhunderts, herausgegeben von Paul Heitz und Dr. Zaretzky; die Frankfurter Drucker und Verlegerzeichen bis Anfang des 17. Jahrhunderts, herausgegeben von Paul Heitz; [402] die Züricher Büchermarken bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts, herausgegeben von Paul Heitz; die Zierinitialen in den Drucken des Thomas Anshelm (Hagenau 1516-1523), ein Beitrag zur Geschichte des Holzschnittes, mit 105 Abbildungen, herausgegebenen von Paul Heitz; Zierinitialen in Drucken des Johann Grüninger (Straßburg 1483-1531) und des Johann Herwagen (Straßburg 1522-1528), 19 Tafeln mit 177 Abbildungen, herausgegeben von Paul Heitz; Initialen von Hans Holbein, herausgegeben von Gustav Schneeli und Paul Heitz, 16 Seiten und 1076 Initialen in Originalgröße auf 104 Tafeln; Neujahrswünsche des 15. Jahrhunderts, herausgegeben von Paul Heitz, mit 43 Abbildungen in Originalgröße, wovon 14 auf Papier des 15. Jahrhunderts und 10 farbig; Pestblätter des 15. Jahrhunderts, herausgegeben von Paul Heitz, mit einleitendem Text von W. L. Schreiber, 41 Holzschnitte, Kupferstiche und Einblattdrucke, wovon 26 mit der Hand koloriert sind, in Originalgröße; Dietrich von Bern (Sigenot), 14 Straßburger Originalholzstöcke aus einer »allen Bibliographen völlig unbekannten Ausgabe« des 16. Jahrhunderts, herausgegeben von Paul Heitz; Foltz, Dies Puchlein saget uns von allen Paden die von natur heis sein, Faksimiledruck, herausgegeben von Paul Heitz; les Filigranes des Papiers, contenus dans les archives de la ville de Strasbourg, par Paul Heitz, 40 Tafeln mit 386 Abbildungen; les Filigranes des Incunables de la Bibliothèque d'étut et de l'Université de Strasbourg, 50 Tafeln mit 1330 Abbildungen; Biblia Pauperum (Die Armenbibel), nach dem einzigen Exemplare der Ausgabe in 50 Darstellungen, jetzt auf der Bibliothèque Nationale in Paris, früher in der Wolfenbüttler Bibliothek, herausgegeben von Paul Heitz, mit einer Einleitung über die Entstehung und Entwicklung der Biblia Pauperum unter besonderer Berücksichtigung aller vorhandenen Handschriften, von W. L. Schreiber, 50 Tafeln und 29 Textillustrationen; Oracula Sibyllina (Weissagungen der zwölf Sibyllen), nach dem einzigen, in der Stiftsbibliothek von St. Gallen aufbewahrten Exemplare, herausgegeben von Paul Heitz, mit einer Einleitung von W. L. Schreiber.
Quellen: Verlagskatalog; Centralblatt für Bibliothekswesen, 1887.
Brockhaus-1809: Die Familie der Polignac's
DamenConvLex-1834: Oranien (Familie) · Orleans (Familie) · Medicis (Familie) · Merovinger (Familie) · Rothschild, Familie · Visconti, die Familie · Plantagenet (Familie) · Romanow (Familie) · Hohenzollern (Familie) · Capitol (Familie) · Este (Familie) · Bonaparte (Familie) · Bourbon (Familie) · Habsburg (Familie) · Hohenstaufen (Familie) · Familie · Farnese (Familie)
Herder-1854: Heilige Familie · Familie
Kirchner-Michaelis-1907: Familie
Meyers-1905: Päpstliche Familie · Heilige Familie · Familie
Pierer-1857: Heilige Familie · Familie · Brüder der Familie
Schmidt-1902: Endter, Familie · Estienne, Familie · DuMont-Schauberg, Familie · Elzevier, Familie · Faber, Familie · Gerold, Familie · Graß, Familie · Fleischer, Familie · Gebauer-Schwetschke, Familie · Bagel, Familie · Birckmann, Familie · Apiarius, Familie · Baedeker, Familie · Boisserée, Familie · Decker, Familie · Didot, Familie · Brandis, Familie · Brügel, Familie
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