[493] Homann. Der Stifter der weitberühmten Nürnberger Landkartenoffizin Johann, Baptista Homann wurde am 20. 3. 1663 in dem Dorfe Kamlach in Schwaben geboren, als Sohn des nachmaligen Kanzleiverwalters J. F. Homann in Ravensburg. Der junge Homann besuchte die Jesuitenschule zu Mindelheim und sollte Dominicaner werden. Er trat aber später zur lutherischen Religion über und nahm in Nürnberg eine Notariatsstelle an. Nebenbei wandte er sich aus Liebhaberei dem Kupferstechen zu und brachte es im Stechen von Landkarten bald soweit, daß er als Künstler anerkannt und gesucht wurde. Er wurde nach Leipzig berufen um hier Christoph Cellarius Notitia orbis antiqui 2 Bde. 1701/06 in Kupfer zu stechen. Nach Nürnberg zurückgekehrt arbeitete er anfänglich zusammen mit dem Kupferstecher David Funken, mit dem er aber bald zerfiel und deshalb im Jahr 1702 einen eigenen Landkartenhandel eröffnete. Seine erste im eigenen Verlag herausgegebene Karte war eine Kriegskarte von Italien, ihr folgten nach und nach über 200 Landkarten, Stadtpläne, Grundrisse, Provinzial-, Landes- und Kriegskarten, Himmelskarten etc. Im Verlauf von 14 Jahren stach der fleißige Kartograph neben seinen umfangreichen Aufträgen für fremde Firmen über 100 Karten, welche 1716 vereinigt unter dem Titel »Großer Atlas über die ganze Welt in Verlegung des Auctoris, gedruckt bei Ernst Adelburner« in Groß-Folioformat erschienen. 1719 brachte er den »Atlas methodicus« (Methodischer Atlas d.i. Art und Weise wie die Jugend in der Erlernung der Geographie füglich examinieret werden kann, von J. B. Homann 1719) in 18 Karten heraus, dem später ein ausführlicher astronomischer Atlas sich anschloß, der jedoch erst nach seinem Tode 1741, erschien. Auch die Anfertigung guter Globusse sowie der sogenannten »Sphaerae armillares« ließ er sich angelegen sein und erfand eine künstlich eingerichtete geographische Universal-Zeig- und Schlaguhr. Von Kaiser Karl VI zu seinem Geographus ernannt und mit vielen Gnadenbeweisen ausgezeichnet,[493] starb er am 1. 7. 1724. Es ist Homanns Verdienst gewesen, die deutsche Kartographie, namentlich in technischer Beziehung zu einer für seine Zeit und ihre Verhältnisse außerordentlichen Höhe erhoben zu haben und damit auch die Wege gebahnt zu haben für eine wissenschaftliche Entwickelung der Geographie in modernem Sinne.
Seine trefflich eingerichtete Offizin ging über an seinen Sohn Johann Christoph Homann, geb. 22. 8. 1703 zu Nürnberg. Dieser besuchte die gelehrten Schulen seiner Vaterstadt und wandte sich dann nach Halle um Medizin zu studieren, wo er auch den Doktorhut erwarb. Des Vaters Offizin konnte er nur kurze Zeit fortsetzen, denn er starb schon am 21. 11. 1730. Zu seinen Erben hatte er einen Studienfreund Johann Michael Franz und seiner Stiefschwester Ehemann Johann Georg Ebersperger eingesetzt, mit der Bestimmung, daß die Offizin unter dem Namen Homannische Erben fortgesetzt werden sollte. Durch Herbeiziehung namhafter Gelehrten wie des Professors J. M. Haase in Wittenberg, und durch die Begründung der mit der Homannischen Offizin verbundenen kosmographischen Gesellschaft, gaben die neuen Besitzer dem Geschäfte eine wissenschaftliche Stütze.
J. M. Franz wurde am 14. 9. 1700 zu Oehringen geboren, woselbst sein Vater als Hutmacher lebte. Er besuchte das Gymnasium und ging dann nach Halle, wo er Rechtswissenschaft studierte und sich mit dem jungen Homann sehr befreundete. Dieser rief ihn schon 1729 nach Nürnberg um ihm im Geschäfte behülflich zu sein und namentlich den ausgedehnten Briefwechsel zu führen. Franz war mehr Gelehrter, hat selbst eine Reihe geographischer Schriften hinterlassen und eine Reihe berühmter Atlanten mit Texten begleitet. Die Verwaltung des Geschäftes überließ er seinem Bruder Jacob Heinrich Franz, dem er 1759 auch seinen Besitzanteil käuflich überließ. Er starb am 11. 9. 1761.
Sein Teilhaber J. G. Ebersperger wurde am 16. 6. 1695 zu Lichtenau geboren und war gelernter Kupferstecher. Er arbeitete in Nürnberg bei dem Kupferstecher J. J. Weishofen, heiratete nach dessen Tode die Witwe und kam dadurch in ein verwandschaftliches Verhältnis zur Familie Homann. Eine Reihe von Jahren stand er der Homannischen Offizin als oberster Leiter vor, bis er sie im Erbgang zum Teileigentum erhielt. Als Kapitän der Bürgerschaft starb er am 11. 8. 1762.
Der schon erwähnte J. H. Franz wurde in Oehringen am 22. 7. 1714 geboren, besuchte die Lateinschule, später das Gymnasium[494] und erlernte die Kupferstecherkunst bei Ebersperger in Nürnberg. Er trat dann bei seinem Bruder als Buchhalter ein und bekleidete diese Stelle 22 Jahre, bis er seines Bruders Besitzanteil übernahm.
Der Besitzanteil Eberspergers war an dessen Tochter gefallen, die mit dem Buchhändler Georg Peter Monath verheiratet war. Dadurch wurde letzterer Mitbesitzer der Homannischen Offizin.
Monath wurde als Buchhändlerssohn am 17. 2. 1715 in Nürnberg geboren. Schon in seinem 15. Jahre schickte ihn der Vater, der ihm eine gute Vorbildung zu seinem Berufe hatte zu Teil werden lassen, zum Besuch der Messen nach Frankfurt und Leipzig. 1739 übernahm er die Führung der 1713 in Nürnberg gegründeten väterlichen Handlung. Als Vater 1747 starb, führte er sie allein fort (vergl. hierüber Artikel ⇒ Manz).
Das zielbewußte Streben in ihrer Verlagsspezialität drückt die Firma (in einer vom 18./2. 1742 datierten Prozeßschrift) wie folgt aus: »Wir verkauffen Land Karten, wie der Buchhändler seine Bücher, aber auf verschiedene Arth, diesem ist sein Buch gut, wenn es ihm einträglich ist, wir aber setzen in unsern Land Karten darauf, daß wir darin Acuratesse und Wahrheit verkauffen möchten, und sorgen dafür, daß Unrichtigkeiten und Irrthümer ausgerottet und allezeit das neueste und beste in unsern Karten ersetzet werden möchte.... Ein Buchhändler ist ein Kauffmann, das ist, er suchet seinen Trafic, und mag das substantiale seines Buchs inzwischen beschaffen seyn, wie es will. Wir handeln zwar auch als Kauff Leuthe verlangen aber zugleich uns als Cives in Regno Veritatis aufzuführen, und können von uns behaupten, daß wenigstens in der Geographie mehr alß ein Buchhändler zum besten der Studii Geographici zu praestiren im Stande sind«.
Nach G. P. Monaths Tode wurde die Homannische Offizin zusammen mit Franz durch Friedrich Albrecht Monath fortgeführt, der 1804 seinen Anteil an Georg Christoph Franz Fembo (geboren 1781 zu Vohenstrauß in Bayern) verkaufte. Fembo erwarb 1813 auch den Franzschen Anteil und führte nun die Offizin allein weiter unter der neuen Firma Privilegirte Kunst- und Landkarten-Verlagshandlung von Christoph Fembo in Nürnberg.
Litteratur: Hager geograph. Büchersaal 2 Bde., Chemnitz 1766 (darin auch Verzeichnis der von der Firma herausgebrachten Landkarten); Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels Bd. V und XV; Der Korrespondent von und für Deutschland vom 4. 7. 1813; Allgemeine deutsche Biographie 13. Band (Brecher), daselbst auch weiteres Quellenverzeichnis für Einzeluntersuchungen.
Brockhaus-1809: Die Familie der Polignac's
Brockhaus-1911: Homann · Familie
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Herder-1854: Homann · Heilige Familie · Familie
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