Köhl, Familie; Dürrsche Buchhandlung

[566] [Köhl] Dürrsche Buchhandlung. Als Buchhandlung zwar nicht von sehr hohem Alter, aber herausgebildet aus einer sehr alten Druckerei, deren auch stets eine mit dem Geschäfte verbunden geblieben, ist die bekannte Leipziger Firma Dürrsche Buchhandlung. Der Gründer der Stammdruckerei war Elias Fiebig, der von 1670 bis 1679 in Leipzig thätig war. Bei seinem Tode fiel die Druckerei an seine Witwe und 1683 durch deren Heirat mit ihrem bisherigen Faktor Justus Reinhold (geb. 1. Januar 1648 zu Lichtenau b. Neustadt a. d. Orla) an diesen. Er starb aber schon 1696, die Druckerei wurde nun durch Faktore, dann durch ihren Sohn erster Ehe Elias Fiebig (II) verwaltet, endlich bis 1722 an Matthias Schlegel verpachtet. Die Witwe Fiebig-Reinhold starb 1719; von den Erben wurde die Druckerei nach Ablauf des Pachtes 1722 an Friedrich Köhl, (geb. zu Ober-Erinitz, den 10. August 1703) verkauft. Dieser legte sich fast ausschließlich auf den Druck und Verlag von Fibeln, Schulbüchern und kleinen Broschüren, und trat endlich 1755 mit Christian Philipp Dürr (geb. zu Marienberg) in Verbindung. Dieser, an den die Druckerei bald gänzlich überging, gab ihr einen größeren Aufschwung und stattete sie mit den neuen Breitkopf'schen Typen aus. Der siebenjährige Krieg that ihnen aber vielen Eintrag und erst nach Wiederherstellung des Friedens vermochte er sich freier zu entwickeln. Bald waren 6, seit 1786 aber 10 Pressen im Gange, wie er dann auch von 1763 bis 1803 den Druck der »Leipziger Zeitung« besorgte. Seit 1792 nahm er seinen Sohn Friedrich Christian Dürr (geb. 1767) als Gesellschafter auf und starb endlich am 21. März 1803. Der neue Besitzer setzte das Geschäft unter eigener Firma fort und verband damit seit Ostern 1807 eine Buchhandlung als deren[566] eigentlicher Stamm ein Teil von Sal. Lincke in Leipzig angekauften Verlages zu betrachten ist. Im Jahre 1813 folgte ferner der Ankauf des meisten Verlages von J. L. Herzog in Leipzig, wogegen 1824 eine Vereinfachung des Geschäftes durch Ueberlassung des größeren Teiles der Druckerei an W. Haak (jetzt Phil. Reclam jun.) erfolgte. 1833 kaufte er wieder einen Teil des 1800 gegründeten Verlages von Joh. Theodor Jeeger in Leipzig (gestorben den 2. Mai 1833). Endlich starb Dürr hochbetagt am 23. Februar 1841; sein Geschäft ging an den Universitätsbuchdrucker Christian Kilian Wilhelm Staritz über (geb. zu Gruna bei Eilenburg den 4. Mai 1782), der die Firma in Dürr'sche Buchhandlung und daneben eine ebenso alte und seiner Zeit sehr renommierte Buchdruckerei unter eigener Firma fortsetzte. Der Gründer dieser Druckerei war Johann Wittigan, geb. den 1. Mai 1616 in Piela bei Elsterwerda. Er beabsichtigte ursprünglich zu studieren, mußte dieses Projekt aber wegen Mangel an Mitteln fallen lassen und trat 1632 in Wittenberg als Buchdrucker in die Lehre. Er postulierte 1636 in Leipzig bei Gregor Ritzsch und führte dann auf der Wanderschaft und als Musquetier ein abenteuerliches und viel bewegtes Leben. 1646 kam er zum dritten Male nach Leipzig und gründete hier endlich 1650 eine eigene Druckerei, mit der er zugleich eine Buchhandlung verband. Er starb den 13. Mai 1671, woraus seine Witwe, Maria Catharina, geb. Altner, das Geschäft durch Faktore verwalten ließ. Nach ihrem Tode, den 20. Dezember 1693, erkaufte dasselbe Immanuel Tietze (geb. den 24. März 1662 in Hirschfeld) und führte die Druckerei bis zu seinem Tode, den 31. Juli 1728, weiter. Seine Wittwe, Johanna Regina, geb. Friedel, brachte dieselbe dann ihrem zweiten Manne, Johann Christian Langenheim (geb. den 25. Dezember 1691 zu Schöningen) zu. Dieser erhielt das Prädikat eines Universitätsbuchdruckers, druckte als solcher eine zahllose Menge von Dissertationen und Programmen, und zwar für die damalige Zeit in vorzüglicher Ausstattung, verband mit der Druckerei einen kleinen Verlag und eine Disputationshandlung. Von ihm ererbte der Sohn das Geschäft, dessen Witwe es ihrem zweiten Manne Klaubarth zubrachte. Dieser starb kinderlos; sein Erbe, Nietzschke, der nicht Buchdrucker war, verkaufte die Druckerei 1812 an Stanitz, der von Neuem das Prädikat eines Universitätsbuchdruckers erwarb, für Buchhandlungen aber wenig druckte. Nachdem er in den Besitz des Dürr'schen Geschäftes gekommen war, ließ er das[567] Verlagsgeschäft ziemlich liegen und nur neue Auflagen der gangbaren Schulbücher. Der neue Besitzer seit 1852, O. A. Edelmann, betrieb die Handlung lebhafter und nahm im November 1853 seinen Schwiegervater als Gesellschafter auf. Er hatte auch die Stanitzsche Buchdruckerei übernommen, führte sie aber vor der Hand (weil nicht gelernter Buchdrucker) unter der alten Firma, bis er in dem laufenden Jahre für diesen Zweig des Geschäftes seine eigene Firma auftat unter der er auch den Separatverlag der Druckerei (Kalender und Adreßbuch) debitierte. Am 15. Oktober 1858 trat Otto Friedrich Dürr als Mitinhaber ein und schied am 15. Oktober 1878 O. A. Edelmann aus. Otto Friedrich Dürr legte sich fast ausschließlich auf die geschäftliche, d.i. rechnerisch von der Buchhandlung getrennte Druckerei und erst sein Sohn Johannes Friedrich Dürr, der als Mitinhaber am 1. Januar 1890 eintrat, brachte neues Leben in den alten Verlag. Um so leichter konnte er sich dem Verlage widmen, als sein Vater seine Druckerei aufgab und auch seinerseits Joh. Friedr. Dürr am Ausbau des Verlages half. Die Spezialrichtung des Verlages ist hauptsächlich wissenschaftliche, pädagogische und Schulbücherlitteratur auf der einen Seite, Theologie und Philosophie (Philosophische Bibliothek 105 Bände bis 1904) auf der anderen Seite.

Quellen: Direkte Mitteilungen.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 566-568.
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