Mittler & Sohn

[695] Mittler & Sohn. Es war am 3. März 1789, als das königliche Geheime General-Direktorium zu Berlin dem Buchdrucker Wilhelm Dieterici das Privileg zur Anlegung einer Buchdruckerei erteilte. Dieser, ein geborener Berliner, war damals Gehilfe in der Deckerschen Druckerei und brachte in seinem Gesuch um das Privileg in geschickter Weise zur Geltung, daß er an des höchstseligen Königs Majestät (Friedrich des Großen) Werken gearbeitet habe. Von Anfang an war das Geschäft – was es noch heute ist – Druckerei und Verlagsbuchhandlung zugleich. Die Herausgabe der Verlagswerke erfolgte nach buchhändlerischem Gebrauch. Dieterici besuchte die Leipziger Ostermesse, um seine Werke anzubieten und die ihm zukommenden Beträge einzuziehen; er hielt dort auch Verbindung mit einem Kommissionär, der seine laufenden Geschäfte besorgte. Nur war die äußere Form dieses zwiefachen Geschäftsbetriebs nicht nach heutiger Art entwickelt und gehörig unterschieden. Wiewohl er stetig darauf bedacht war, einen ergiebigen Verlag zu gewinnen, so betrachtete er sich doch mit Vorliebe und nach Herkunft vornehmlich – als Buchdrucker.

Eines der bedeutungsvollsten Ereignisse im Geschäftsleben Dietericis war, daß König Friedrich Wilhelm III. ihm den Druck und Verlag der Rangliste übertrug. Dieses militärische Jahrbuch war durch den Krieg von 1806 ins Stocken geraten und nach dem Tilsiter Friedensschlusse wegen der bedeutenden Verkleinerung des preußischen Heeres nicht wieder aufgenommen worden; nach Beendigung der Befreiungskriege gestaltete sich die Sache günstiger und 1817 konnte wieder ein Jahrgang im Druck erscheinen.

Im ganzen und großen nahm Dietericis Buchdruckerei nicht den von ihm gehofften Aufschwung, er selbst war öfters leidend und freute sich daher sehr, als er im Jahre 1805 seinen Sohn Karl als Lehrling in die Druckerei aufnehmen konnte, der ihm jedoch schon in seinem fünfundzwanzigsten Lebensjahre durch den Tod entrissen wurde.

Bald sollte ihm ein möglichster Ersatz geboten werden. Ein junger tüchtiger Geschäftsmann, Ernst Siegfried Mittler, wurde 1817 sein Schwiegersohn. Derselbe, am 26. Juni 1785 als Goldschmiedssohn zu Halle geboren, hatte sich zunächst der Buchdruckerei gewidmet, jedoch in diesem Fache nicht die rechte Befriedigung gefunden. Er wurde, wie er selbst sagte, des »kümmerlichen Lebens, welches trotz allen Fleißes nicht zu verbessern war« und der »Roheit der Gesellen« überdrüssig und trat 1804 zum Buchhandel über. Zunächst in Leipzig tätig, ging er zur Ostermesse 1811 nach Darmstadt und nahm hier in der Hofbuchhandlung von Heyer & Leske eine Stellung an, die ihn jeder Hinsicht befriedigte. Er genoß[695] in der Rheingegend, wie er selbst sagte, die glücklichsten Jahre seiner Jugend, erfreute sich besonders auch des berühmten Kometenweines von 1811, streifte im Odenwald und der Bergstraße umher und fand reiche Nahrung für sein klares Auge und offenes Gemüt. Hier gewann er auch einen Freund fürs Leben, Ellinger, Provisor in der Hof-Apotheke, der ihm später zur Begründung der eigenen Selbständigkeit sofort mit 1000 Gulden unter die Arme griff.

Zu Ostern 1814 nahm Mittler eine Stelle in der Amelangschen Buchhandlung in Berlin an, fand jedoch, wie er selbst sagte, einen verschlossenen, kalten und mißtrauischen Prinzipal. Der Friedensschluß von 1815 trieb ihn zur Eröffnung eines Geschäfts und noch in demselben Herbst mietete er einen Laden am Schloßplatz unter der Stechbahn, den ihm der befreundete Hausbesitzer anbot. Bald lernte er auch Fräulein Henriette Dieterici kennen und vermählte sich mit derselben im Jahre 1817.

Der junge Buchhändler war ein ebenso war ein ebenso fleißiger und umsichtiger Sortiments- wie Verlagsbuchhändler, der stets mit Eifer und Geschick, mit Tatkraft und hohem Rechtssinn handelte.

Die Entwickelung des Mittlerschen Geschäfts machte bald erfreuliche Fortschritte. Im Jahre 1828 vereinigte der tätige Mann mit demselben die Buchdruckerei seines Schwiegervaters und pflegte besonders die militärische Verlagsrichtung. In Bromberg und Posen legte er Filialbuchhandlungen an, die er später ebenso wie sein Berliner Sortimentsgeschäft (vergl. den Schluß dieses Artikels) veräußerte, um sich ausschließlich dem Verlage und der Buchdruckerei zuzuwenden. In der Kochstraße kaufte er einen großen Grundbesitz, wohin beides verlegt wurde, und dort hat noch heute (in den Häusern 68-70) das alte Geschäftshaus seine Stätte.

E. S. Mittler, 1866 zum Hofbuchhändler ernannt, starb am 12. April 1870. Mittler hat, so sagt einer seiner Biographen, den Buchhandel, der sein Lebensberuf war, auch zugleich als ein Glied in dem großen Zusammenhange der Einrichtungen und Veranstaltungen aufgefaßt, durch welche eine Nation sich geistiges Leben möglich macht. Er vergaß über den Gedanken an seine Existenz nicht die sittliche Aufgabe, in Gemeinschaft mit dem gesamten Buchhandel das literarische Bedürfnis der Nation möglichst schnell zu erkennen und zu befriedigen. In diesem Bewußtsein von der Einheit des allgemeinen und besonderen Interesses liegt die Ursache seines Erfolges und seiner buchhändlerischen Bedeutung.

Sein einziger Sohn Ernst, den er im Jahre 1848 als Teilhaber in sein Geschäft aufgenommen hatte, welches hierauf die Firma »E. S. Mittler & Sohn« erhielt (die dasselbe nach seiner letztwilligen Bestimmung beibehalten soll), starb 1853 an der Lungenschwindsucht,[696] und auch seine beiden verheirateten Töchter wurden ihm frühzeitig durch den unerbittlichen Tod entrissen. Geschäftsnachfolger wurde nun sein ältester Enkel Dr. Theodor Toeche. Derselbe hatte 1857 das Gymnasium verlassen, drei Jahre studiert und mit besonderer Vorliebe sich Geschichtsforschungen hingegeben; am 3. 7. 1860 promovierte er an der Berliner Universität, und »am Tage darauf schrieb er in seines Großvaters Schreibstube wohlgemut den ersten Auslieferungsschein und knotete die Bücherpakete«.

Inzwischen war am 1. 7. 1896 der Urenkel Ernst Siegfried Mittlers, Dr. Konrad Toeche-Mittler, als Mitinhaber in die Firma eingetreten – ein neues Reis auf dem alten Stamme des Hauses. Ein Königlicher Erlaß verlieh ihm im August 1904 das Prädikat eines Königlichen Hofbuchhändlers und Hofbuchdruckers.

Um dem Verlage eine erhöhte Aufmerksamkeit und Pflege zuwenden zu können, war die Sortimentsbuchhandlung schon im Jahre 1849 an Alexander Bath verkauft worden, nachdem auch das Bromberger Zweiggeschäft bereits ein Jahr vorher an Ludwig Koch übergegangen war.

In der Buchhandlung sind zur Zeit 70 Personen beschäftigt, in der Druckerei ungefähr 350, darunter allein 150 Schriftsetzer. Nicht weniger als 17 Korrektoren liegt die Revision der Korrekturabzüge ob, um eine sorgfältige Drucklegung zu gewährleisten. Ein eigenes photographisches und Zeichenatelier in Verbindung mit einer chemigraphischen Kunstanstalt dient dazu, den künstlerischen Schmuck der Verlagswerke und fachtechnische Reproduktionen für diese anzufertigen, während die Stereotypie und die galvanoplastische Anstalt für die Herstellung von Druckplatten, Klischees etc. sorgen. Von dem Betriebe der Druckerei geben die Zahlen Aufschluß, die sich auf die Menge der Betriebsmittel selbst erstrecken. Drei Setzmaschinen unterstützen die Herstellung der Druckarbeiten, die auf 36 Schnellpressen mit elektrischem Einzelantrieb bewirkt wird. Für Korrekturabzüge sind daneben noch 8 Pressen in Tätigkeit, 20 sonstige Hilfsmaschinen sind erforderlich, um die zum Betriebe notwendigen Arbeiten zu bewältigen. Die Kraft für alle diese nach den modernsten Errungenschaften der Technik konstruierten Maschinen sowie die Lichtquelle für die weitgestreckten Räume des Hauses liefern vier Dynamos, getrieben durch zwei Dieselmotoren und einen mit Sauggas gespeisten Gasmotor, von zusammen 200 Pferdekräften. Ein ungefähr zutreffendes Bild von der Arbeit des Hauses ermöglichen folgende Angaben: Die Zahl der im Jahre 1906 fertiggestellten Drucke betrug 25 Millionen, 40200 Kilogramm Stereotypplatten lagern in den Räumen des Hauses, und das Gewicht der Schrifttypen, mit denen die Druckerei arbeitet, beträgt zur Zeit 300000 Kilogramm.[697]

Neben 28 Zeitschriften werden im Hause jährlich durchschnittlich etwa 250 Werke und Broschüren gedruckt und verlegt, ferner hohe Auflagen von Akzidenzdrucksachen, mannigfachem Propagandamaterial, Katalogen, Prospekten usw. hergestellt. Fünf Buchbindereien sind dauernd beschäftigt, die gedruckten Bücher und Zeitschriften zu falzen, zu heften und einzubinden.

Die Verlagsrichtung des großen Geschäftshauses bewegt sich in erster Linie auf dem Felde der Militärliteratur. Für sämtliche Waffengattungen verlegt das Haus jährlich neu erscheinende Dienstunterrichtsbücher, und die Handbücher für Einjährig – Freiwillige führen diese in die Kriegswissenschaften ein.

Dem Unterricht auf den Kriegsschulen dient eine Reihe von Leitfäden. Die Generale Frhr. v. Meerscheidt-Hüllesem, Frhr. Georg v. der Goltz, Frhr. v. Maltzahn, die Majore Hoppenstedt, Immanuel, v. Byern, Wernigk u. a. m. haben verdienstvolle Arbeiten über Exerzieren, Schießdienst, Gefechtsausbildung usw. geschaffen.

Eine Sammlung von Büchern, die unter dem Gesamttitel »Handbibliothek des Offiziers« erscheint, hat sich zu einem wichtigen Behelf für jene Offiziere herausgebildet, die neben der Kenntnis der Dienstvorschriften im allgemeinen sich von dem Gefüge des Heerwesens im höheren Sinne Aufklärung erwerben wollen. »Von Loebells Jahresberichte über das Heer- und Kriegswesen«, im 35. Jahrgang erscheinend, bieten zuverlässige Kunde über die Einrichtungen der deutschen Armee wie der fremden Heere.

Die »Studien zur Kriegsgeschichte und Taktik«, die von der Kriegsgeschichtlichen Abteilung I des Großen Generalstabes herausgegeben werden, bilden die Grundlage für die moderne Art kriegsgeschichtlicher Untersuchungen. Dem General der Infanterie J. v. Berdy du Vernois, dem früheren Kriegsminister, verdankt die Militärliteratur der Neuzeit viele wichtige und grundlegende Beiträge.

Die Literatur des Verlagshauses auf dem Gebiete von Generalstabsdienst, Kriegsspiel und Übungsritte bringt wertvolle Beiträge verschiedener Art: z. B. ein Buch von Oberst v. François »Feldverpflegungsdienst bei den höheren Kommandobehörden«, »Übungsritte in Aufgaben« von Major Hoppenstedt, »Der Dienst des Truppen-Generalstabes im Frieden« von Generalleutnant v. Janson. Die Kriege Friedrichs des Großen, herausgegeben vom Großen Generalstabe, sind zu einer feststehenden Grundlage für die Quellenforschung dieses denkwürdigen Zeitabschnittes geworden. Der Krieg von 1870/71 hat durch das große Generalstabswerk in fünf Bänden seine erschöpfende Behandlung erfahren.

Hieran schließen sich die »Gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Grafen Moltke« und die[698] »Urkundlichen Beiträge und Forschungen zur Geschichte des Preußischen Heeres«. Vom Grafen York v. Wartenburg, der als Generalstabschef des deutschen Expeditionskorps in China einen tragischen Tod gefunden hat, bringt der Verlag drei bedeutsame Bücher; »Napoleon als Feldherr«, ferner »Bismarcks äußere Erscheinung in Wort und Bild«, sowie die »Weltgeschichte in Umrissen«, die eine originelle Schöpfung und eine der geistvollsten Übersichten über die geschichtlichen Ereignisse ist.

Mit Erfolg wird die Marineliteratur kultiviert. Es umfaßt dieser umfangreiche Zweig der Verlagstätigkeit unter anderem neben der Rangliste das gleich dem »Marine-Taschenbuch« alljährlich erscheinende Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen: »Nauticus«, die im Reichs-Marine-Amt herausgegebenen »Segelhandbücher« sowie das alljährlich in neuer Ausgabe erscheinende, 8 Hefte umfassende »Verzeichnis der Leuchtfeuer aller Meere« u. s. w. Auch die Kolonialliteratur weist grundlegende und lehrreiche Arbeiten auf. Es trägt zur Kenntnis der Verwaltungsgrundsätze in unseren Kolonien die unter dem Titel »Kolonialgesetzgebung« alljährlich fortgesetzte Sammlung der auf die deutschen Schutzgebiete bezüglichen Gesetze, Verordnungen, Erlasse und internationalen Vereinbarungen ebenso bei, wie das fünfbändige Werk des Dr. A. Zimmermann »Die Europäischen Kolonien«, das Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Spanien und Portugal behandelt, als wertvolles Lehrbuch der internationalen Kolonialpolitik geschätzt wird. Die Schilderungen und Ratschläge zur Vorbereitung für den Aufenthalt und den Dienst in den deutschen Schutzgebieten von Major v. Wissmann (»Afrika«), Hauptmann Kurd Schwabe (»Dienst und Kriegsführung in den Kolonien«) und Stabsarzt Dr. Kuhn (»Gesundheitlicher Ratgeber für Südwestafrika«) müssen als wünschenswerte Begleiter der Kolonisten gelten.

Ein monumentales historisches Werk ist das Buch »Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika« von Theodor Leutwein, dem früheren Gouverneur jener Kolonie. Diesem reiht sich ein Lieferungswerk an: »Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika«, das, auf Grund amtlichen Materials von der Kriegsgeschichtlichen Abteilung I des Großen Generalstabs bearbeitet, in sechs sehr preiswerten Einzelheften zur Ausgabe gelangt ist.

Als ihren neuesten Autor auf dem Gebiete der Kolonialliteratur darf die Firma Mittler & Sohn den Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts, Wirkl. Geheimen Rat Bernhard Dernburg, nennen, der ihr seine die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkenden Schriften »Zielpunkte der deutschen Kolonialpolitik« und »Koloniale Finanzprobleme« anvertraut hat.[699]

Auf dem Gebiete der exakten geographischen Forschung sind in erster Linie die von Mittler & Sohn vertriebenen Werke der Königlich Preußischen Landesaufnahme zu nennen, die in engem Zusammenhang mit dem Heerwesen stehen und für die militärischen Wissenschaften hohe Bedeutung besitzen. Ferner seien hier die Veröffentlichungen des Instituts für Meereskunde und des Geographischen Instituts an der Universität Berlin hervorgehoben, die gegenwärtig in 11 Heften vorliegen.

Vielleicht nicht minder wie die militär-wissenschaftliche Richtung hat sich als eine Spezialität des Verlags seine geschichtliche und belletristische Literatur ausgebildet, der sich hervorragende Memoirenwerke, Briefsammlungen, Biographien und die eigenartige Goethe-Literatur angeschlossen haben. Die Aufzeichnungen »Aus meinem Leben« von Prinz Kraft zu Hohenlohe-Ingelfingen, Generals der Artillerie und Generaladjutanten des Kaisers und Königs Wilhelm I., haben als Memoirenwerk ersten Ranges bei ihrem Erscheinen in der gebildeten Welt großes und nachhaltiges Aufsehen erregt.

Die Erbauungsliteratur hat eine große Zahl von wertvollen Werken im Verlage aufzuweisen. Die dreibändige Biographie »Rudolf Kögel, sein Werden und Wirken« von Gottfried Kögel gehört zu den hervorragendsten Erscheinungen innerhalb dieses Literaturkreises.

Die philosophische Literatur des Verlags bringt einige groß angelegte, grundlegend gewordene Erscheinungen. Das »Wörterbuch der philosophischen Begriffe« von Dr. Rudolph Eisler ist wohl das beste philosophische Wörterbuch der Gegenwart. Ueberwegs vierbändiger »Grundriß der Geschichte der Philosophie«, bearbeitet von Prof. Dr. Max Heinze, ist seit langen Jahren als unentbehrliches Lehr- und Nachschlagebuch anerkannt, usw.

Das Unterrichtswesen umfaßt im Verlage Mittler & Sohn wichtige Gebiete der Pädagogik. Aus der Fülle des Verlagsstoffes sei hier das »Lesebuch für höhere Lehranstalten« (begründet von J. Hopf und K. Paulsiek, neu bearbeitet von K. Kinzel und W. Scheel) erwähnt. Es ist an ungefähr dreihundert höheren Schulen seit Jahrzehnten eingeführt und hat vielen der Besten unseres Volkes als erste Grundlage für ihre weitere literarische Bildung gedient.

Sehr umfangreich ist die Literatur des Verlages über Stenographie. Sie bietet Originallehrbücher des Begründers der Stolzschen Stenographie und Hilfsbücher für die Ausübung dieser Schreibweise. Eine mit besonderer Sorgfalt gepflegte Verlagsrichtung des Hauses bildet die Versicherungswissenschaft.[700]

Wie eingangs erwähnt, wird die Verlagsproduktion durch die Herausgabe von nicht weniger als 28 Zeitschriften wesentlich erhöht. An der Spitze steht das im Jahre 1816 begründete »Militär-Wochenblatt«, durch die »Militär-Literatur-Zeitung« und wissenschaftliche »Beihefte« ergänzt. Als vor vier Jahren die vom Großen Generalstabe herausgegebenen »Vierteljahrshefte für Truppenführung und Heereskunde« zum erstemal vor die Öffentlichkeit traten, war hierdurch ein Novum auf dem Gebiete des Zeitschriftenwesens geschaffen worden. Ein drittes periodisches Unternehmen auf diesem Gebiete der Militärliteratur ist die »Kriegstechnische Zeitschrift«. Ihr reiht sich die gegenwärtig im 36. Jahrgange stehende »Deutsche Militärärztliche Zeitschrift«, sowie die »Zeitschrift für Veterinärkunde«, das Fachblatt der Veterinäre der Armee, an. Der 1833 von dem Geh. Rat L. Schneider begründete illustrierte »Soldatenfreund« dient der faßlichen Belehrung und Unterhaltung des deutschen Soldaten. Ferner schließt sich an die in Monatsheften erscheinende »Marine-Rundschau«, das amtliche »Marine-Verordnungsblatt«, die von der Deutschen Seewarte bearbeiteten »Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie« und die »Nachrichten für Seefahrer«, herausgegeben von der Nautischen Abteilung des Reichs-Marine-Amts. Ein in der Gegenwart für alle Kreise erhöhtes Ansehen hat das »Deutsche Kolonialblatt« gewonnen, das vom Reichskolonialamt redigierte Amtsblatt für die Schutzgebiete des Deutschen Reiches. Endlich seien genannt das »Deutsche Handelsarchiv«, die »Zeitschrift für Versicherungswissenschaft« und die »Zeitschrift für Versicherungswesen«.

Längst schon haben sich die »Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins« zu einer wichtigen Quelle für die Erforschung der Geschichte der Reichshauptstadt ausgebildet. So kann die Firma Mittler vielleicht die Feststellung für sich in Anspruch nehmen, daß sie gerade jene Zweige der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens fruchtbringend zu bearbeiten sich bemüht hat, die unserer Gegenwart mit als die wichtigsten gelten.

Quellen: Troschke, E. S. Mittler, Berlin 1870; 100 Jahre des Geschäftshauses E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1889, Verlagskataloge 1875 uff.; E. S. M. & S., Berlin 1907.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 695-701.
Lizenz:
Faksimiles:
695 | 696 | 697 | 698 | 699 | 700 | 701

Buchempfehlung

Lewald, Fanny

Jenny

Jenny

1843 gelingt Fanny Lewald mit einem der ersten Frauenromane in deutscher Sprache der literarische Durchbruch. Die autobiografisch inspirierte Titelfigur Jenny Meier entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und religiöser Orthodoxie zunächst gegen die Liebe, um später tragisch eines besseren belehrt zu werden.

220 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon