Nerlich, Familie

[719] Nerlich. Der um 1527 erscheinende Formschneider und Briefdrucker Nickel Nerlich ist der Stammvater einer über ein Jahrhundert in Leipzig tätigen Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie. Ein Verwandter Martin Landsberts, hat er wahrscheinlich nach dessen Tode dessen einzige Presse übergenommen. Nerlich wohnte 1529 auf dem Neumarkt und beschäftigte drei Gesellen. Am Montag vor[719] Severi 1540 wurde Nerlich durch Georg Sander, der ihn »zur nacht gewegelagert«, ermordet.

Der Sohn Nickel Nerlich (II) leistete 1589 den Buchdruckereid und war als Verleger von ziemlicher Bedeutung. Für seinen Kalender- und Leistenbücherverlag war die Messe zu Frankfurt a. O. von solcher Bedeutung, daß er seinen Sohn Georg Nerlich ( 1605) dort etablierte und seinen eigenen Buchladen nebst Gewölbe dort einrichtete. Bei der Belagerung Leipzigs durch Tilly ging die Nerlichsche Druckerei in Flammen auf.

Aus einem Leipziger Ratsprotokoll vom Jahre 1606 geht hervor, daß Nerlich Privilegien besaß über die »Consilia des furnehmen Italianischen Medici Helidaei in lateinischer Sprach beschrieben und durch M. Johannem Wittichium mitt fleiß zusammen Colligirett, Item Ein Deutzsches Artzneybuch.... sodan Calendaria vnd Practicas.«

1615 werden Nicolaus und Christoph Nerlich als Inhaber des Verlagsgeschäftes genannt; nebenbei betrieben sie einen nicht unbedeutenden Papierhandel. Um 1650 finden wir noch Heinrich Nerlich, als letzten Sproß der betriebsamen Formschneider-, Drucker-, Papierhändler- und Verlegerfamilie. Er hatte mehrere Jahre in Paris studiert, war dann Buchhändler geworden, hatte sich aber schließlich einem anderen Berufe zugewandt.

Quellen: Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels 9, 10, 12, 13.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 719-720.
Lizenz:
Faksimiles:
719 | 720