Rosenthal, Familie

[830] Rosenthal, L. Der Begründer der weltbekannten Buchhandelsfirma L. Rosenthals Antiquariat in München, Ludwig Rosenthal, wurde am 2. Juli 1840 in Fellheim in Bayern geboren. Die Mittellosigkeit des Vaters gestattete den Besuch einer höheren Schule nicht, dagegen nahm Rosenthal von seinem 13. Jahre ab Unterricht im Englischen und Französischen; trat mit 15 Jahren bei Heß in Ellwangen in die buchhändlerische Lehre. Während der Lehrzeit bildete sich Rosenthal weiter in Französisch und Latein, studierte daneben bis spät in die Nacht Literatur, um seine Allgemeinbildung zu heben. Kurze Zeit arbeitete er in Liegnitz als Gehilfe und machte sich 1859 in Fellheim selbständig; er begründete ein Antiquariat durch den Ankauf der ersten Bibliothek. 1863 trat er mit dem Gesamtbuchhandel in Verkehr, gleichzeitig erschien der erste Antiquariatskatalog mit der stattlichen Anzahl von 3000 Nummern älterer Literatur. 1867 siedelte Rosenthal nach München über. Geschäftsreisen im engeren Vaterlande, in Deutschland, Oesterreich, Frankreich, Italien, Spanien und England erweiterten dem Gesichtskreis immer mehr, führten zur Auffindung und Erwerbung seltener typographischer Erzeugnisse und Handschriften und brachten den gewandten Geschäftsmann mit Gelehrten und Bibliophilen zusammen.

1874 nahm Rosenthal seine Brüder Jacques und Nathan Rosenthal, die bei ihm das Antiquariatsgeschäft erlernt hatten, zu Teilhabern auf. Große Ankäufe von hervorragenden Bibliotheken, der Bibliothek des Benediktinerklosters St. Veit bei Neumarkt a. Rott, der Stadtbibliothek Leutkirch in Württemberg, der Bibliothek der Familie Hoermann von Gutenberg, der Bibliothek des Jesuiten-Kollegiums Landsberg, der Bibliothek des Freiherrn Karl Maria von Aretin, Direktors des Königlichen Bayerischen[830] National-Museums in München, eines Teils der Bibliothek des Karthäuserklosters Buxheim bei Memmingen, der Bibliothek des Rittergutes Lobris in Schlesien, brachten mit der Zeit eine Ausdehnung des Geschäfts, daß das Bücherlager der Firma Rosenthals Antiquariat in München an Inkunabeln, seltenen Drucken, Handschriften, Einzelblättern das größte Deutschlands geworden ist und einen Weltruf erworben hat. Ja, die Größe des Geschäfts ließ es wünschenswert erscheinen, eine Teilung zu schaffen, und so gingen die Brüder, die über 20 Jahre an dem großen Bau gemeinsam gearbeitet hatten, im Jahre 1895 auseinander und führten, jeder für sich unter eigener Firma, ein Antiquariat weiter. Ludwig Rosenthal behielt, seinem Hauptanteil am Geschäft entsprechend, die alte Firma und führte sie mit aller Kraft in den für richtig erkannten Bahnen weiter, bis er im Jahre 1905, 50 Jahre nach Eintritt in den Buchhandel, seine drei Söhne Adolf, Norbert und Heinrich Rosenthal zu seinen Teilhabern ernannte.

Quellen: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 1905 (Paul Bürger).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 830-831.
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