Wagner & Debes

[1018] Wagner und Debes. Am 1. November 1835 etablierte Eduard Wagner in Darmstadt eine Steindruckerei, welche sich vorzugsweise der Herstellung geographischer Karten widmete.

Aus kleinen Anfängen hervorgegangen, nahm das Geschäft einen bedeutenderen Aufschwung, als ihm im Jahre 1839 von der Firma Karl Baedeker in Koblenz die Ausführung der Karten zu den Reisehandbüchern übertragen wurde, welche Arbeit, von Jahr zu Jahr zunehmend, den Ruf des Instituts begründete, fortwährende Erweiterungen nötig machte und noch heute die Grundlage und vorzugsweise Beschäftigung desselben bildet.

Im Jahre 1842 trat Hermann Kohl als Sozius ein und wurde die Firma in Wagner & Kohl geändert. Schon 1848 ging aber das Geschäft, infolge Ablebens Kohls, wieder in den Alleinbesitz von Eduard Wagner über, der es nun unter der früheren Firma fortsetzte.[1018]

Die am 1. November 1872 erfolgte Verlegung der Firma Karl Baedeker von Koblenz nach der Zentrale Leipzig gab auch die Veranlassung zur Uebersiedelung der lithographischen Anstalt von Eduard Wagner nach Leipzig, welche sich am 1. Januar 1873 vollzog.

Eduard Wagner, das Bedürfnis nach Ruhe fühlend, konnte sich indes persönlich zu dem Domizilwechsel nicht mehr entschließen, sondern übertrug das Geschäft seinem Sohne Heinrich Wagner, welcher sich in verschiedenen der ersten geographischen Anstalten Deutschlands tüchtige Fachkenntnisse erworben hatte. Dieser assoziierte sich mit dem hervorragenden Kartographen Ernst Debes, der aus der Schule des in der kartographischen Wissenschaft unvergeßlichen August Petermann hervorgegangen, als dessen Freund und Mitarbeiter er viele wertvolle Beiträge zur älteren Ausgabe von Stielers Handatlas geliefert hat. Seit Beginn der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts ist er durch seine neuartigen Schulatlanten und Wandkarten in weitesten Kreisen bekannt geworden, deren gleich gelungene methodische Anlage und technische Ausführung sehr bald von unverkennbarem und nachhaltigstem Einfluß auf die gesamte dem geographischen Unterricht dienende Kartographie wurden. Sein Haupt- und Lebenswerk, das ihm die unumschränkte Anerkennung und Würdigung der gesamten geographischen Wissenschaft in reichstem Maße eingetragen hat, ist sein Neuer Handatlas, der von 1893-95 in erster Auflage erschien. Botanischen Fachkreisen dürfte Debes durch seine in seinen Mußestunden ausgeführten Arbeiten auf dem Gebiete der Diatomaceenkunde bekannt sein. Die in seinem Besitz befindliche, zu einem großen Teil von ihm selbst angelegte, zum anderen durch einen weitverzweigten Tauschverkehr zusammengebrachte Sammlung von Diatomaceen aller Länder und geologischen Formationen dürfte mit zu den reichhaltigsten auf diesem Gebiete gehören. Die Verdienste Ernst Debes' um die kartographische Wissenschaft wurden an seinem 50jähr. Berufsjubiläum von der Universität Gießen in schönster Weise dadurch anerkannt, daß sie ihm durch ihren ordentlichen Professor der Geographie Dr. Wilhelm Sievers das Diplom eines Dr. phil. honoris causa überreichen ließ, während ihn der König von Sachsen durch Ernennung zum Professor auszeichnete.

Wagner u. Debes führten das Geschäft seit 1873 unter der Firma H. Wagner & E. Debes fort; sie waren unablässig bemüht, es den Fortschritten der Technik entsprechend, auf der Höhe zu erhalten und durch sorgfältig ausgeführte Arbeiten seinen Ruf zu bewahren.

Anfang des Jahres 1875 erweiterten die nunmehrigen Inhaber ihr Etablissement durch Gründung eines eigenen Verlags von Karten und Atlanten, vornehmlich zum Schulgebrauch. Die Atlanten[1019] von E. Debes, zum Teil unter Mitwirkung von Prof. Kirchhoff in Halle und Oberlehrer Dr. Kropatschek in Berlin in klassenweiser Stufenfolge bearbeitet, tragen dem gegenwärtigen Stande der Pädagogik in vorzüglicher Weise Rechnung und haben sich schnell an vielen Lehranstalten eingebürgert. Auch dieser Zweig des Geschäfts wird unausgesetzt weiter ausgebaut.

Eduard Wagner starb am 23. August 1885.

Quellen: Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel 1885 und 1908.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1018-1020.
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