B

[120] B. (Musik)

Mit diesem Buchstaben bezeichnete man ehedem den zweyten Ton der diatonischen Tonleiter, oder nach der itzigen Art zu zählen den siebenden.1 Er war in der ältern Musik der einzige Ton, der zwey Sayten hatte, die um einen kleinen halben Ton verschieden waren. Die niedrigere wurde durch das kleine runde B, b; die höhere durch ein grosses vierekigtes B, das itzt mit Bangezeiget wird, ausgedrukt. Itzt wird der eine dieser Töne schlechtweg B, der andre H genennt.

So oft ehemals ein Gesang in Noten gesezt wurd, mußte nothwendig auf der siebenden Stufe das Zeichen b oder Bstehen, damit man wissen konnte, welche von den beyden Sayten B sollte gegriffen werden, die tiefere b oder die höhere B.

Da in der heutigen Musik auch jeder der übrigen sechs diatonischen Töne ebenfalls zwey Sayten hat, nämlich C hat C und Cis, D hat D und Dis u. s. f. so hat man diese beyden Zeichen auch für andre Töne, aber mit einer Veränderung bey behalten. Wenn nämlich dem aus fünf Linien bestehenden Notensystem, außer dem Schlüssel kein Zeichen vorsteht, wie hier bey a.

B

so bedeuten die sieben Noten der Octave die Töne C, D, E, F, G, A, H; stehet aber das Zeichen b auf dem Notensystem, so zeiget es an, daß man den Ton, der auf der, mit b bezeichneten Stufe, steht, um einen halben Ton tiefer nehmen müsse; als bey b, auf der dritten Stufe, nicht den Ton E, sondern dis, auf der siebenden nicht H, sondern B. Eben diese Bedeutung hat das runde b, so oft es einer besondern Note vorgesezt wird. Ist das Zeichen Bauf einer oder mehrern Stufen des Notensystems vorgezeichnet, wie bey c, so bedeutet es, daß von den Tönen, die auf dieselbe Stufe fallen, der höhere müsse genommen werden, z. E. nicht F, sondern Fis, nicht C, sondern Cis, u. s. f. Will man nun mitten im Stük einen solchen Ton wieder ändern, und die Würkung der vorgezeichneten b oder Bwieder aufheben, so setzet man das vierekigte B oderB vor, wie bey d, wo die Note

B

nun nicht Fis, sondern F bedeutet, und die Note

B

nicht B, sondern H.

B dur und B moll, bedeuten die beyden Tonarten, deren Grundton B ist. S. Tonart.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 120.
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