Comma

[213] Comma. (Musik)

Ist ein kleines Intervall, das zwar in dem Gesang nicht gebraucht wird, aber bey Betrachtung der Intervalle verschiedentlich vorkommt, auch nicht immer einerley Grösse hat. Das gemeine Comma ist der Unterschied zwischen dem grossen Ton 8/9 und dem kleinen 9/10, und wird deswegen mit 80/81 ausgedrukt. Dieses wird auch das Comma des Dydymus und das Comma syntonum genennt, und ist dasjenige, was man insgemein unter dem Wort Comma versteht. Neun solche Intervalle, oder neun Sayten, deren jede nur ein Comma höher, als die vorhergehende wäre, würden etwas mehr, als den Raum eines grossen Tones ausmachen. Daher pfleget man zu sagen, ein Comma sey ohngefähr der achte oder neunte Theil eines ganzen Tons.

Das Pythagorische Comma, welches auch Comma ditonicum genennt wird, ist der Unterschied zwischen der reinen Octave eines Tons und dem Ton, der entstehet, wenn man diese Octave durch eine Folge von 12 reinen Quinten bestimmen wollte. Nämlich wenn man zu einem Grundton C, für den man die Zahl 1 setzet, seine reine Quinte G nimmt, so ist diese 2/3. Davon wieder die Quinte genommen, giebt d = 4/9 oder um eine Octave tiefer D = 8/9. Hievon wieder die Quinte A = 16/27. Dessen Quinte e = 32/81 oder eine Octave tiefer E = 64/81 u. s. f. Setzet man dieses bis auf zwölf Quinten fort, so wird der letzte Ton etwas höher als die Octave von C, nämlich 262144/531441 anstatt 262144/524288. Also sind diese beyden Töne um ein Intervall, das durch 524288/531441 ausgedrukt, und das pythagorische Comma genennt wird, unterschieden.

Eine dritte Art ist das kleine Comma, das durch 2025/2048 ausgedrukt wird: es ist der Unterschied zwischen der reinen Octave von C und dem c, welches durch folgende Stimmung heraus kommt. Von C nehme man die reine grosse Terz (E), davon wieder die reine grosse Terz (gis), davon die reine Quinte (dis), davon wieder die reine Quinte (b); von diesen noch einmal die reine Quinte (f) und endlich noch einmal die reine Quinte (c). Dieses so gefundene c ist um das kleine Comma 2025/2048 niedriger, als das wahre c, das die Octave von C ist. Dieses Comma aber wird insgemein Diaschisma, oder das doppelte Schisma genennt, weil man auch dem halben Comma den Namen Schisma giebt.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 213.
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