Triole

[1181] Triole. (Musik)

Ist die Benennung von drey auf einander folgenden gleichen Noten, die den Zeitraum von zween einnehmen, wenn z.B. drey Achtelnoten auf ein Viertel, [1181] oder drey Sechzehntelnoten auf ein Achtel angebracht werden. Sie werden, wo es des Vortrags wegen nöthig ist, daß man sie sogleich erkenne, durch die Zahl 3 über der mittelsten Note angezeiget.

Die Triolen sind eine Erfindung der Neuern, und bey Gelegenheit des verzierten oder bunten Contrapunkts entstanden. Sie verrüken die natürliche Eintheilung der Zeit, ohne darüber unfaßlich zu werden, und bringen dadurch, daß drey Noten nicht länger dauren, als zwey, viele Lebhaftigkeit und Mannigfaltigkeit in die Glieder der Taktbewegung. So ist z.B. in folgendem Saz der zweyte Takt, der übrigens eine blos veränderte Wiederholung des vorhergehenden Takts ist, weit lebhafter an Bewegung und Ausdruk, als der erste:

Triole

Wird die Triole aber statt vier geschwindere Noten angebracht, z.B. statt vier Sechzehntheilen auf ein Viertel, so bewürkt sie gerade das Gegentheil, und erschlafft gleichsam die Bewegung, wie hier:

Triole

Dieser Fall ist aber selten, und der zusammengesezteren Eintheilung wegen schweerer zu spiehlen und zu verstehen, als in dem vorhergehenden Fall, weil es weit leichter ist, zwey, als vier Theile in ein Gedrittes zu bringen.

Ob nun gleich die Triolen fast wie die Tripelnoten des 3/8, 6/8 und anderer ähnlicher Takte anzusehen sind, so sind sie doch von diesen fürnemlich durch die harmonische Behandlung unterschieden. Bey den Triolen kann die Harmonie sich nicht bey der zweyten oder dritten Note verändern; bey den Tripelnoten hingegen kann jede Note eine andere Harmonie zum Grunde haben; sie sind daher auch schweerer im Vortrag, als die Noten der Triole, die ganz leicht vorgetragen werden. In zwey- oder mehrstimmigen fürnemlich Clavierstüken hütet man sich zwey Noten gegen eine Triole zu sezen, wie bey a, weil die gegenseitige Bewegung wiedrig, und schweer zu treffen ist: zu den Tripelnoten hingegen können jederzeit zwey Noten angebracht, und ohne die geringste Schwierigkeit getroffen werden, wie bey b.

Triole

Wollte man auch die erste und dritte Baßnote des ersten Beyspiehls durch einen Punkt verlängern, und die zweyte und vierte zu Sechzehntheilen machen, so trift die Sechzehntelnote doch nicht auf der lezten Note der Triole, sondern erst nach ihr; doch ist diese Zusammensezung leichter zu treffen und zu verstehen, als die vorhin angezeigte, und kommt auch hin und wieder in Clavierstüken vor, ob sie gleich da noch ihre Schwierigkeiten im Vortrag behält.

Die Triolen haben vermuthlich zu den Sextolen Gelegenheit gegeben, die mit der Zahl 6 bezeichnet, und statt vier Noten auf einer Zeit angebracht werden, z.B. sechs Sechzehntel statt vier auf ein Viertel. Man unterscheidet sie aber im Vortrag auf eine merkliche Art von den Triolen. Diese werden, wenn auch ihrer zwey zusammengezogen werden, wie die Achtel im 6/8 Takt marquirt, nämlich drey und drey; jene hingegen wie die Achtel im 3/4 Takt, nämlich zwey und zwey. Zu zwey zusammengesezten Triolen können auf dem Claviere zwey Noten in der Baßstimme ganz bequäm angeschlagen werden, zur Sextole aber nicht. Z.B.

Triole

[1182] Daher sie genau bezeichnet werden müssen, wenn sie recht vorgetragen werden sollen.

Man hat in Solosachen noch mehr dergleichen Olen von 5, 7, 9 und mehreren Noten, für die man noch keine Namen hat, eingeführet. Sie erfodern aber einen geschikten Spiehler, und sind bey dem allen, zumal wenn sie von keiner beträchtlichen Geschwindigkeit sind, und ihrer etliche auf einander folgen, von wiedriger Würkung auf den Zuhörer, weil sie die natürliche Taktbewegung ganz aufzuheben scheinen, da die Triolen und Sextolen hingegen sich leicht in jede Taktbewegung schiken, und wenn sie mit Geschmak und Ueberlegung angebracht werden, dem Gesang ein großes Leben geben.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1181-1183.
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1181 | 1182 | 1183
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