Pan

Fig. 255: Pan
Fig. 255: Pan

[367] Pan, (Gr. M.), ein alter arcadischer Hirtengott, nach gewöhnlicher Annahme Sohn des Mercur und einer Tochter des Dryops, obwohl ihm noch viele andere Eltern gegeben werden. Er kam gleich zu der ihm eigenthümlichen Gestalt vollständig ausgebildet zur Welt, gehörnt, bärtig, krummnasig, rauhbehaart, geschwänzt, geissfüssig, so dass seine Mutter vor Schrecken entfloh. Sein Vater aber trug ihn auf den Olymp, wo alle Götter, besonders Bacchus, sich seiner freuten. Er war in Arcadien einheimisch, von wo sich sein Dienst erst später weiter verbreitete. Von ihm findet sich folgende Erzählung: Als die Athener beim ersten Einfall der Perser einen Schnellläufer nach Sparta sandten, um die Spartaner um Hülfe zu bitten, sei diesem unterwegs P. erschienen und habe ihm zugerufen, er solle den Athenern sagen, warum sie denn ihn nicht verehren, da er ihnen doch schon oft genützt habe und noch nützen werde. Nach gewonnener Schlacht haben ihm sodann die Athener unter der Burg ein Heiligthum errichtet, und ihn mit jährlichen Festen geehrt. In Arcadien wohnt P. in Grotten, schweift in Wald und Gebirg umher, führt mit den Nymphen Reigentänze auf, mehrt die Fruchtbarkeit der Heerden, gewährt oder versagt den Jägern Beute, ist auch Gott der Bienenzucht und des Fischfangs. Als Hirtengott ist er musikalisch, erfindet und bläst die Hirtenpfeife (Syrinx), zu welcher er auf folgende Weise gelangte: Er liebte die Nymphe Syrinx und verfolgte sie bis zum Flusse Laodon, wo sie auf ihre Bitte in Schilfrohr verwandelt wurde, aus welchem nun der Gott sich jene Flöte schnitt und nach dem Namen der Nymphe benannte. Als Waldgott ist er auch ein Schreckensgott, der den Wanderern Grauen einjagt; man schreibt ihm eine furchtbare Stimme zu, mit welcher er auch Kriegsheeren Entsetzen einjagt, daher man einen unerklärlichen Schrecken, der zuweilen ein Heer plötzlich überfällt, einen panischen nennt. Heilig war ihm die Fichte und die Steineiche; er erscheint mit Fichtenzweigen bekränzt und mit dem Luchsfell bekleidet. Geopfert wurden ihm Kühe, Böcke, Lämmer, Milch, Honig, Most. Die Römer haben ihn mit ihrem Faunus völlig vermengt, und wie bei ihnen die Faunen, so erscheinen auch bei den Griechen später die P.e, dann auch Panisken genannt, in der Mehrzahl. Diese waren ursprünglich von den Satyrn wesentlich verschieden, wurden aber endlich auch mit diesen vermengt. Die Darstellung des P. ist in der Regel der der Faunen völlig gleich; eine besondere gibt unser Bild nach einem Basrelief.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 367.
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