Kirchengehen

1. Karkengân sümt nit, Bibellesen hindert nig. (Holst.) – Schütze, II, 226.

It.: Non si perde il tempo à pregare colui, ch' è padrone del tempo. (Pazzaglia, 372, 13.)


2. Kerkengan sumet1 nicht, almissen geven armet2 nicht, unrecht gut diet3 nicht, godes wort drucht4 nich.Ebstorf, 1.

1) Versäumet.

2) Macht arm.

3) Gedeihet.

4) Treugt, trügt.


3. Kiärkengoan suimet nit, Almäusengieven ârmet nit. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 34; für Trier: Firmenich, III, 547, 40; Laven, 185, 67.


4. Kirchengehen bringt nicht in den Himmel, aber nicht gehen auch nicht.Gutzkow, IV, 1, 373.


5. Kirchengehen (allein) macht nicht selig, aber das Nichtgehen macht verdammt (oder: macht nicht fromm).Eiselein, 377; Simrock, 5677; Braun, I, 1855.

Das blosse Nichtgehen auch nicht, wenn hinreichende Gründe vorhanden sind und es nicht mit einem unsittlichen Leben verknüpft ist.


6. Kirchengehen seumet nicht, Almosengeben armet nicht.Pauli, Postilla, II, 57b u. 154b; Blum, 82; Ramann, I, Pred., I, 7; Simrock, 5678; Körte, 3408; Braun, I, 1857.

In Rendsburg: Karkengahn symt nie.

Holl.: Kerkgang verzuimt niet. (Harrebomée, I, 394a.)


7. Kirchengehen säumet nicht, sagte die Bäuerin, ging in die Messe und liess die Kühe hungern.


8. Kirchengehen schändet nicht, sagte der Dieb, als er ging, um die silbernen Heiligen zu stehlen.

Die Russen: Kirchenraub ist kein frommer Diebstahl. (Altmann VI, 398.)


9. Kirchengehen vnd beten seumet nicht.Henisch, 1793, 69.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1346.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: