Wegschleichen

*1. Er schleicht weg, als hätte er einen Kamm gestohlen.

Ich habe die Redensart sonst nirgends als bei Waldis (I, 11, 63) gefunden, wo es heisst: »Da schleicht der Schmeichler weg verholen, als ob er hett ein Kamp gestolen.« Warum grade Kamm, fragt schon H. Kurz, und Sandvoss (Sprichwörterlese, S. 63) vermuthet, Kamp sei ein Druckfehler für Lamb. Möglich, dass dem so ist, wiewol dadurch die Sache nicht geändert wird, da im Grund der, welcher einen Kamm gestohlen hat, ebenso wegschleichen kann, wie der, welcher ein Lamm stahl. Wenn ich eine Vermuthung hinzufügen darf, so möchte ich glauben, es liege der Redensart ein historischer Vorgang, eine uns verloren gegangene oder bisjetzt unbekannt gebliebene Anekdote zu Grunde, auf die sich der Dichter mit seiner Vergleichung bezieht.


*2. Sich wegschleichen, wie die Katze vom Taubenschlage.Lohrengel, II, 458.

Frz.: Emporter le chat; s'en aller sans dire à Dieu à personne.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 1860.
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