1. Alle Sachen, die wir haben, sind Geschenk und Gottes Gaben.
Lat.: Omnia voluntate Dei. (Chaos, 1085.)
2. Alle Sachen kann Herr Ego am besten machen.
3. An eine böse sach sol man einen trunck Wein giessen. – Petri, II, 16.
»Mit dem Gegentheil einen Trunk thun, so wird sie vertragen.«
4. Angenehme Sache kommt nie zu früh.
Dän.: Det man adlyster kommer ikke for snart. (Bohn I, 362.)
5. Aus einer kleinen Sach wird oft ein gross Geschrei.
Lat.: Fama vires acquirit eundo. (Seybold, 173.)
6. Bei grossen Sachen soll man wenig Worte machen.
Holl.: Bij veel zaaks voegt weinig spraaks. (Harrebomée, II, 292b.)
7. Bei verworrenen Sachen ist am besten Geld zu machen. – Parömiakon, 2948.
8. Bekannte Sache braucht kein Zeugniss.
Schwed.: Bekiänd saak är så god som wittnad. (Grubb, 43.)
9. Bey verlornen Sachen gibt es viel Wort. – Chaos, 309, 64; Winckler, XVI, 35.
10. Böse Sache führt zu keinem guten End'.
Schwed.: Ond saak gjör elack treffnad. (Grubb, 620.)
11. Böse Sachen können rote Gulden gut machen. – Petri, II, 560.
12. Böse Sachen müssen geschwinde Meister haben. – Petri, II, 50.
13. Böse Sachen riechen übel.
Dän.: Ond sag, ond stank. (Prov. dan., 486.)
14. Böse sachen wöllen mancherlei behelff haben. – Henisch, 251, 60; Petri, II, 50.
15. D' Sach zum Wort und 's Geld an en Ort. – Sutermeister, 146.
[1788] 16. Dapffere sachen soll man thun vnd denn erst sagen. – Lehmann, 274, 9.
17. Das ist ein gute sach, die ein gut end nimpt. – Henisch, 885, 65; Petri, II, 66.
»Das ist ein gute sache gar, die ein gut ende nimpt fürwar.«
Lat.: Si finis bonus est, totum laudabile tunc est. (Loci comm., 61.)
18. Dat 's 'n êgen Sâk, segt Stâk, vêl Fideln un wênig Geld dörvör. – Hoefer, 999.
19. Dat sünt use Saken nich, see de Feling.
Ein Felnk (s. ⇒ Lust 65) brachte seine einzige Kuh auf den Markt und fand auch bald einen Käufer, mit dem er den Handel abschloss. Der Käufer hatte aber kein Geld und versprach, es zum nächsten Markttage zu bringen. Der Felnk war es zufrieden und ging, nachdem er noch mit dem Käufer einen Trunk genommen, schnurstracks nach Hause. Da er ohne Geld kam, empfing ihn seine Frau nicht sehr freundlich. »Wo hêt de Kärl?« fragte sie. Der Felnk, welcher sich danach gar nicht erkundigt hatte, antwortete: »Dat sünt ja use Saken nich, 't was'n Kärel mit 'n blau Jickert (Jacke), wenn ick em seh, denn kenn ick em wol.« Einmal, zweimal u.s.w. ging der Münstermann zu Markt, aber der »Kärel mit 't blau Jickert« war nicht zu sehen. (Ostfries. Jahrbuch, I, 61.)
20. De Sâk is nich to trûgen, säd de Jung, Vader, legg îerst den Stock dâl. – Mecklenb. Kalender, 1865; Hoefer, 556; Peik, 187.
21. De Sâk is nit to troen, Vader, sä de Jung, da sull he Prügel hebben. – Kern, 201.
Der Knabe ist mistrauisch, er traut dem Lockruf nicht: »Kumm ins her, mîn Jungske!« Gerade die freundliche Einladung veranlasst ihn zu der Befürchtung, dass es auf eine gründliche Tracht Prügel abgesehen sei.
22. Den besten Sachen ist am schlimmsten beizukommen.
Engl.: The best things are worst to come by. (Bohn II, 71.)
23. Der behält seine Sache, der beim Rechte steht. – Graf, 476, 619.
Das Gericht soll nicht blos entscheiden und den Schuldigen bestrafen, sondern auch die Schadloshaltung des Beschädigten anordnen.
24. Der kann sein Sach auswendig wie der Gockeler is Krähen; der drückt no die Augen zu. – Birlinger, 658.
25. Der Sache feind, der Person freund. – Eisenhart, V, 23; Pistor., I, 2.
»Es sagt das alte Sprichwort: Man sey der sachen feind, vnd des Mannes Freund.«
Dän.: Vær sagens fiende, personens ven. ( Prov. dan., 486.)
26. Die beste Sache hat einen guten Advocaten nöthig.
Holl.: De beste zaak heeft nog een' goed advocaat noodig. (Harrebomée, II, 485b.)
27. Die erste Sache wird zuerst beendet. – Graf, 432, 251.
Galt als Regel bei dem altdeutschen Gerichtsverfahren; die Sachen wurden nach der Zeitfolge der Anträge abgethan. (S. jedoch ⇒ Kaiser 43.)
28. Die gute Sach' den Sieg behält, nicht grosse Kriegsmacht in dem Feld.
Lat.: Non vis, aut numerus, melior sed causa triumphat. (Binder I, 1211; II, 2252; Seybold, 382.)
29. Die nach hohen Sachen stahn, kommen oft in Nothheim an.
Holl.: Die te hooge zaken bestaan, ziet men spoedig ondergaan. (Harrebomée, II, 485b.)
30. Die sach bedencken bringt frommen. – Petri, II, 142; Henisch, 1252, 25.
31. Die Sache ist dem ähnlich, wonach sie hingezogen wird. – Burckhardt, 344.
Man pflegt nur gern mit denen umzugehen, deren Charakter uns zusagt.
32. Die Sache ist freilich klein, aber ihr Schatten ist lang. – Rochholz, 62.
33. Die Sachen aller Menschenkind hangen an einem Faden hint; was jetzt ist starck, frisch und gesund, durch einen Unfall gehet zu Grund. – Germania, XV, 104.
34. Die Sachen wären leicht zu schlichten, wenn nur die Leut' sich wollten richten.
Dän.: Man kunde tit forlige sagerne, om man kunde forlige menneskerne. (Prov. dan., 779.)
[1789] 35. Die schwerste Sach' wird verrichtet (unverdrossen und) allgemach.
36. Drei Sachen sind im Huus ugläge: der Rauch, e böses Wiib und de Räg; die viert druckt ein vor allne us: vil Kind und doch kein Brod im Huus. – Sutermeister, 116.
37. Du hast gerechte Sach', so der Beutel folget nach.
38. E gueti Sach' holt Kapital und Zins. – Sutermeister, 144.
39. Edle Sachen soll niemand schwachen.
40. Ehe man eine Sache beginnt, soll man ans Ende (an den Ausgang) denken.
»Ehe du ein sach thust vnderstehn, so bedenk, wie sie wird aussgehn. Weisslich all sachen solt anheben, und auch das end betrachten eben.«
Lat.: Peruigili cura, semper meditare futura. – Quicquid agas, sapienter agas et respice finem. (Loci comm., 174.)
41. Ehrliche sachen soll man nicht mit vnehrlichen leuten anfahen. – Henisch, 805, 6.
42. Ein gute sach gewint ein gut end. – Henisch, 886, 22; Petri, II, 194.
43. Ein sach lert der andern nachsinnen. – Petri, II, 221.
44. Eine gute Sache behält den Platz.
Schwed.: God saak behåller platzen. (Grubb, 265.)
45. Eine gute Sache braucht nicht viel Worte.
Holl.: Eene goode zaak behoeft niet vele woorden. (Harrebomée, II, 486a.)
46. Eine gute Sache haben, reicht nicht aus, man muss sie auch gut führen.
Frz.: Ce n'est pas tout d'avoir bonne cause, il faut encore savoir solliciter. (Cahier, 1640.)
47. Eine gute Sache kann man zweimal hören. – Seume, Spaziergang nach Syrakus, Ausgabe von Hempel, I, 131.
48. Eine gute Sache thut viel im Krieg, ohne die sich selten gibt der Sieg.
Lat.: Frangit et attollit vires in milite causa, quae nisi jus subest, excutit arma pudor. (Propertius.) (Seybold, 193.)
49. Eine gute Sache will Weile haben. – Steiger, 8.
50. Eine kleine Sache macht oft grossen Rumor.
Dän.: Ofte gjør liden sag stor rædsel. (Prov. dan., 485.)
Holl.: Eene kleine zaak baart somtijds een groot kwaad. (Harrebomée, II, 486a.)
51. Eine Sache begonnen, ist halb gewonnen.
Holl.: Een zaak begonnen is half gewonnen. (Harrebomée, II, 486a.)
52. Eine Sache, die täglich ausgeboten wird, verliert ihren Werth.
Frz.: Chose trop vue n'est pas chère tenue. (Cahier, 1346.)
53. Eine Sache gilt so viel (ist so viel werth) als ein Narr dafür gibt. – Graf, 255.
Böhm.: Za to vĕc stojí, zač se prodati může. (Čelakovsky, 329.)
Port.: Tanto val a cousa, quanto dão por ella. (Bohn I, 295.)
54. Eine Sache ist bald geredet, aber langsam gethan.
55. Eine Sache ist eher zerbrochen als gebaut. – Simrock, 8627.
56. Eine Sache mag noch so schwarz sein, man findet eine Lauge, sie rein zu waschen.
57. Eine Sache, zu oft gesagt, thut den Ohren weh. – Simrock, 8676.
58. Eine schlechte Sache bedarf viel Worte.
It.: A causa perduta, parole assai. (Cahier, 3030.)
59. Eine schlechte Sache wird nicht gut, gibt man ihr auch einen feinen Hut.
Lat.: Causa patrocinio non bona pejor erit. (Ovid.) (Binder I, 180.)
60. Eine verlorene Sache kann nicht aus der Welt sein.
Was nützt es aber auch, wenn sie in der Welt ist und man kann sie nicht erlangen. Jener Bediente, den die silberne Dose seines Herrn ins Meer gefallen war, fragte diesen: »Ist eine Sache verloren, wenn man weiss, wo sie ist?« – »Nein, Esel!« – »Ich weiss, wo Ihre Dose ist; sie ist mir eben hier ins Meer gefallen.«
Lat.: Res tibi quaerenda est, ubi scis hanc forte latere. (Philippi, II, 157.)
61. Einer Sache mangelt oft nichts als ein Mass, das ihr wohl anstände.
62. En god Sâch wild Zeck un Wîl han. (Bedburg.)
[1790] 63. Es gibt keine sache, da gehört ein Recht zu. – Klingen, 128a, 1; Graf, 5, 83.
64. Es ist besser in einer gerechten sachen überwältigt werden, dann vbel nachgeben. – Henisch, 1380, 57.
65. Es ist besser um eine Sache markten, als sie stehlen.
Böhm.: Lepší vĕc kupčiti, než loupiti. (Čelakovsky, 143.)
66. Es ist die sach offt so beschaffen, das man sie nicht darff reden, sondern ist besser gepfiffen. – Lehmann, 649, 102.
67. Es ist ein Sach besser bedacht als berewet. – Lehmann, 598, 72.
68. Es ist eine böse Sache, da man Gnade begehrt. – Schottel, 1141b; Henisch, 462, 7.
69. Es ist eine böse Sache, wenn man beim Henker zur Beichte gehen muss.
70. Es ist eine grosse Sache, wenn man im Glück auf seinen eigenen Füssen ruhen kann.
Lat.: Qui fortunam sinistram ferre nequit, dextera mnon meretur. (Chaos, 277.)
71. Es ist eine kleine Sache, warum der Wolf ein Schaf frisst.
Geringe Ursachen veranlassen oft den Mächtigen zu Gewaltthaten gegen Schwächere.
72. Es ist eine schöne Sache um eine gethane Arbeit.
73. Es ist kein sach so gut, man kann sie heimlich böss machen. – Henisch, 461, 13; Petri, II, 270.
74. Es ist keine kleine Sache eines Königs Pathe (Pflege- oder Schwiegersohn) zu sein.
Holl.: Het is geene kleine zaak, eens konings schoonzoon te zijn. (Harrebomée, II, 486a.)
75. Es ist keine Sach' über eigen Gemach.
Mhd.: Weisztu wi der igel sprach? Vil guot ist eigen gemach.
Lat.: Ars multa vulpi, ast una echino maxima. – Multa novit vulpes, verum echinus unum magnum. (Eiselein, 342.)
76. Es ist keine Sache so fest, sie bekommt durch Gebrauch den Rest.
Holl.: De hardste zaken gaan door't gebruik te niet. (Harrebomée, II, 485b.)
77. Es ist keine Sache so gering, dass sie nicht misling'.
78. Es ist nicht meine Sache, dass ich Complimente mache.
79. Es ist nichts bessers in bösen Sachen als guter Muth. – Eyering, II, 555.
80. Es ist oft eine schlimme Sache besser worden.
Lat.: Flebile principium melior fortuna secuta est. (Ovid.) (Seybold, 185.)
81. Es ist wol eine schlimme Sache, über die man nicht sprechen darf.
Engl.: It's a bad cause that none dare speak in. (Bohn II, 3.)
82. Es mag ein klein sach sein, darumb der Wolff ein Schaf frist. – Lehmann, 855, 7.
83. Es mag einer seine Sache verschweigen, wenn er will. – Eisenhart, 580; Simrock, 9385; Hertius, I, 10; Graf, 105, 242.
Es wird niemand gezwungen, wegen erlittener Beleidigung, einen andern anzuklagen; es steht im Gegentheil dem Beleidigten frei, ob er eine Genugthuung fordern will oder nicht.
84. Es wird offt eim die Sach vermeynt, und ist ihm doch nit beschert. – Chaos, 271.
Lat.: Qui mihi fortuna? si non conceditur usus.
85. Es wird oft eine Sach von mehr als Tausenden geschendet, da doch nit einer ist, der sie verbessern kan. – Chaos, 158.
86. Eygenen sachen ist niemandt gescheit gnug. – Egenolff, 239a; Petri, II, 161; Henisch, 830, 57.
Holl.: Niemand is wijs in zijn eigen zaak. (Bohn I, 335.)
87. Faule Sachen haben übeln Klang.
Schwed.: Mycket i märren som intet duger. – Skittin saak haar elack stank. (Grubb, 540.)
88. Faule sachen werden mit stillschweigen am besten verantwortet. – Lehmann, 182, 28.
89. Für eine faule Sache kämpft man nicht mit Lust.
Lat.: Frangit et attolit vires in milite causa. (Properz.) (Binder I, 591; II, 1199; Philippi, I, 163.)
[1791] 90. Für Eine Sache hat niemand doppelte Busse zu zahlen. – Graf, 325.
91. Für kleine Sachen soll man nur wenig (nicht viele) Worte machen.
Holl.: Om kleine zaken korte spraken. (Harrebomée, II, 292b.)
92. Gemeine sache soll man mit gemeinem rate handlen. – Lehmann, 592, 10.
93. Gerechte sach ist nicht genug zum krieg. – Lehmann, 443, 119.
94. Gerechte Sache hilft sich selbst.
Lat.: Quae non deliquit, decet audacem esse, confidenter pro se et proterve loqui. (Plautus.) (Philippi, II, 118.)
95. Geschehene Sachen kann man nicht anders machen.
Holl.: Tegen eene gedane zaak is geen remedie. (Harrebomée, II, 487a.)
96. Grosse Sachen brauchen starke Arme.
Holl.: Groote zaken hebben groote hulp van nooden. (Harrebomée, II, 486a.)
97. Grosse sachen geschehen mehr aussm muth, denn auss weissheit. – Lehmann, 274, 7.
Dän.: Høge sager udfordrer høg skikkelighed. (Prov. dan., 486.)
98. Grosse Sachen sind mit Gefährlichkeit verbunden.
99. Grosse sachen wollen gross bedencken haben. – Petri, II, 361.
100. Guadi Soch braucht Zaid. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 391, 53.
101. Gut sach dörffen bey verstendigen nicht viel Worthalten. – Petri, II, 365.
102. Gut sach dörffen guter pflaster. – Petri, II, 365; Henisch, 733, 12.
103. Gut sach hat nicht alweg gut endschafft. – Lehmann, 857, 40.
Dän.: God sag har ei altid god ende. (Prov. dan., 485.)
104. Gute Sach' in rechter Hand behält zuletzt die Oberhand.
Vgl. Weissagung von der gewiss zu erwartenden Erfüllung des Sprichworts: Tandem bona causa triumphat (ohne Druckort 1773).
105. Gute sach, schmal recht, wo kein Geld ist. – Petri, II, 365.
106. Gute sach sol man durch böse That nicht beschemen. – Petri, II, 365.
107. Gute sach werden offt durch böse Wort verderbet. – Petri, II, 365.
108. Gute Sache, befiehl Gott die Rache. – Herberger, I, 598.
110. Gute Sache gewinnt ein gutes Ende.
Dän.: God sag vinder omsider. (Prov. dan., 485.)
111. Gute Sache, guter Spruch.
Das Gegentheil ist aber auch schon vorgekommen.
It.: Buon giudizio, buona sentenza. (Pazzaglia, 349, 1.)
112. Gute Sache muss man auch gut betreiben.
113. Gute Sache will Weile haben.
Sie soll aber auch, wie die Italiener sagen, ein Ende haben. (Cosa fatta, capo hà.) (Cahier, 2917.)
114. Gute sachen dörffen nicht Procuratoren. – Mathesius, Sarepta, XXIb.
115. Gute sachen dürffen guter pflaster. – Mathesius, Sarepta, CXXXIIb.
116. Gute Sachen sind schwer zu machen.
117. Hastu zur sachen zu reden, so thu das Maul auff vnd denck nicht, das du umb einer Gans willen da sitzest. – Petri, II, 373.
118. Heimliche Sache ist schlimm zu hören.
Schwed.: Hemlig saak är ond at höra. (Grubb, 319.)
119. Heimliche (innerliche) Sachen richtet die Kirche nicht.
»Es ist ein gemeines Sprichwort: Von heimlichen, innerlichen sachen richtet die Kirche nicht.« (Sarcerius, 273.)
120. Ich bekümmere mich nicht um fremde Sachen, sagte Hans auf der Ofenbank, als man ihn fragte, was an der Uhr sei.
Böhm.: Sedím u peci a hřeji pleci, i nemíchám se v cizí vĕci. (Čelakovsky, 273.)
[1792] 121. Ich hab' mein Sach' auf Gott gestellt, sang die Maid, und sie hatte ihren vierzigsten Geburtstag.
122. Ich hab' mein' Sach' auf nichts gestellt. – Schles. Chronik, 1836, Nr. 58.
123. Ich hab' mein' Sach', sagte der Mönch, als er die Nonne in sein Kloster trug. – Klosterspiegel, 51, 16.
124. Ich hab meine Sach auff nichts gestellt, es kan mir ja nicht fehlen. – Gruter, III, 52; Lehmann, II, 280, 4.
Lat.: Nullo scopo jaculor. (Binder I, 1236; II, 2298; Buchler, 107.)
125. Ick gève mi van de Sake af, as Christian Lüp van 't olde Perd. (Ostfries.) – Bueren, 747; Frommann, VI, 283, 715; Kern, 108; Peik, 242.
Wenn einer aus der Noth eine Tugend macht, wie Christian Lüp.
126. Ick möt de Sâk up den Grund kâmen, sä' de Stêrnkîker, do full he in den Sôd. (Mecklenburg.) – Hoefer, 1007.
127. In bösen Sachen guter Muth, so wird zuletzt noch alles gut.
Holl.: In kwade zaken goeden moed, dat dient een' man in zegenspoed (tot voorspoed).
128. In eigener Sache ist niemand klug. – Simrock, 1115.
Lat.: Caeca est in propriis rabulae prudentia causis. (Henisch, 830, 56.)
129. In einer bösen Sach hilfft weder Schein, nahm, noch Anhang. – Petri, II, 403.
130. In einer bösen sache hilfft kein anhang. (S. ⇒ Anhang.) – Lehmann, 805, 7.
131. In einer leichten Sache kann jeder Advocat sein.
Lat.: In causa facili cuivis licet esse diserto. (Ovid.) (Philippi, I, 192.)
132. In Einer Sache kann niemand zwei Aemter führen. – Graf, 432, 274.
In jedem Rechtsstreite sind drei Rollen wesentlich: Kläger, Vertheidiger und Richter; und diese Rollen müssen stets auch äusserlich von einander getrennt sein; nie kann eine Person zwei derselben übernehmen.
Altfries.: Om eenre seeck mey ma neen twyr ampte fera. (Hettema, XXV, 31 [198].)
133. In gefährlichen sachen ist der eckrhat der best; der mittel Rhat ist nicht allweg gut. – Lehmann, 609, 4.
134. In gefährlichen Sachen soll man Nummer Sicher gehen.
Lat.: In dubiis sequendum, quod tutius, in quo minus pecces. (Seybold, 237.)
135. In gemeinen sachen soll keiner ein besonders machen. – Lehmann, 258, 1.
Dän.: I fælles sager skal man ei gjøre noget besynderligt. (Prov. dan., 486.)
Lat.: Communiter ferenda sunt communia. – Omnibus placere debet quod ad omnes pertinet. – Quod tangit omnes et jure omnes comprobent. (Lehmann, 259, 1.)
136. In gleichen Sachen ist allemal Ein Recht. – Graf, 477, 623.
Altfries.: Efan lycka secken is't al een riucht. (Hettema, XIV, 2.)
137. In gleichen Sachen muss man gleiches Recht thun. – Graf, 477, 624.
Altfries.: In lycka secken aegh ma lych riucht toe dwaen. (Hettema, I, 26 [10].)
138. In gleichen Sachen soll man gleiches Recht bezeugen. – Graf, 477, 625.
Altfries.: In lycka sekum schel ma lyck riucht toe bysghya. (Hettema, XLVI, 73 [82].)
139. In grossen Sachen muss man es wagen, vnd ein theil gutem rhat, ein theil dem glück befehlen. – Lehmann, 346, 77.
140. In Sachen redlich, bei grossen Herren fürsichtig, im Felde männlich vnd beständig, in seinem Hauss mild vnd ehrlich; wer diese Dinge helt, Gott vnd den Menschen wohlgefelt. – Petri, II, 402; Henisch, 1415, 33.
141. In seinen sachen sein richtig, bey grossen Herren vorsichtig; am tisch sein frölich, vnd im beth sein freundlich; wer diese sechs stück helt, derselbe Gott vnd Menschen gefelt. – Zinkgref, IV, 371.
[1793] 142. In seiner eigen sachen ist niemand weiss genug. – Lehmann, 814, 53; Henisch, 830, 55; Sailer, 272.
143. In seiner eigenen Sache kann niemand Richter sein.
Böhm.: Ve vlastní při nikdo soudcím býti nemůž. (Čelakovsky, 341.)
Dän.: Bedre at du voldgiver din sag, end at du sætter dig selv til dommere. (Prov. dan., 57.)
Lat.: Judex nemo potest esse in propria causa. (Seybold, 265; Binder II, 1596; Neander, 91.)
Poln.: Žaden w swéj sprawie sedzią być niemože. (Čelakovsky, 341.)
Port.: Ninguem he bom juiz em causa propria. (Bohn I, 286.)
144. In wichtigen Sachen muss man Hertzkarten spielen biss auff den Stich; in geringern gewalt lassen walten. – Lehmann, 877, 21.
145. Ist deine Sache gut, so schreite zum Vergleiche, und ist sie schlimm, so sei besonnen wohl und weiche. – Eiselein, 617; Simrock, 10856.
146. Ist deine Sache noch so krumm, mit Geld dreht man sie bald herum. – Eiselein, 221.
147. Je böser sach mancher anfeht, je geschwinder es jhm hinauss geht; aber es wehret nur einen Tantz zur Hochmesse. – Petri, II, 390.
148. Je mehr eine Sache verlangt wird, desto theurer wird sie.
It.: Più fa valer la cosa chi più la desidera. (Cahier, 3143.)
149. Je verworrener die Sachen, je mehr Geld lässt sich machen.
Von gewinnsüchtigen Advocaten.
150. Jede Sach' hat wenigst zwei Seiten, wo nicht drei. (Luzern.)
151. Jede sach ist alle tag einer Finsternus vnterworffen. – Lehmann, 833, 71.
Lat.: Sed sub nube sol non est minor, minus lucet. (Lehmann, 833, 71.)
152. Jede Sache hat ihr Aber.
153. Jede Sache hat ihre Zeit.
»Ein jede sach hat jre zeit, wie solchs Gott vnd das glück geit.« (Waldis, III, 49, 21.)
154. Jede Sache hat ihren Haken.
155. Jede Sache hat zwei Seiten. – Siebenkees, 181.
Man muss jedes Ding nach seiner Licht- und Schattenseite beurtheilen. Ein talmudisches Sprichwort drückt diesen Gedanken in folgender Form aus: »Ein Fettstück und ein Dorn darin.« (Wahl, I, 161, 7.)
Engl.: Every thing has its good and its bad side.
Frz.: Chaque médaille a son revers. (Lendroy, 991.)
It.: Ogni cosa ha il suo dritto ed il suo rovescio. – Ogni medaglia ha il suo riverso. (Wahl, I, 161, 7.)
Schwed.: Hwarje sak har sina twå sidor. (Marin, 16.)
156. Jede Sache ruft ihren Herrn.
Im Diebstahl gibt's keine Verjährung. Wo der rechtmässige Eigenthümer sein Gut findet, da kann er es beanspruchen, und es muss ihm folgen.
Böhm.: Každá vĕc za svým pánem křičí. – Vĕc cizí k pánu svému volá. (Čelakovsky, 345.)
Lat.: Res clamat ad dominum.
157. Jede Sache währt nur eine Zeit.
Lat.: Omnium rerum vicissitudo est. (Philippi, II, 73.)
Schwed.: All ding har sitt skifte. (Grubb, 21.)
158. Jede Sâk hett twe Siden, to wilen ok dre. (Rendsburg.)
159. Jeder seh' auf seine Sachen und nicht auf das, was andere machen.
Lat.: Fac tua, quae tua sunt et non aliena require. – Neglectis propriis intendunt stulti alienis. (Gaal, 61.)
160. Jeder soll seine Sache selber suchen. – Graf, 418, 139.
Bei dem altdeutschen Rechtsverfahren waren die Formen des Verfahrens so einfach und gemein verständlich, dass jeder seine Sache selbst vor Gericht führen konnte. Nur Weiber, Kinder und Fremde mussten der Ding- oder Gerichtsstätte so fern bleiben, als man »ein weisses Ross« sieht; sie bedurften der Vertretung. Wer die Mundschaft führte, musste für sie eintreten, vor allen der Vater für die Kinder, der Mann für seine Ehegattin. (S. ⇒ Fürsprech 2, ⇒ Loben 9 und Recht ⇒ 143 u. ⇒ 207.)
Isl.: Sialfr skal huerr madhr sina sokn saekia. (Jarnsida, 116, 8.)
161. Kleine Sache berühren die grossen.
Holl.: De kleine zaken doen dikwijls de groote aanraken. (Harrebomée, II, 485b.)
162. Kleine Sachen seynd nicht zu verwerffen. – Lehmann, II, 313, 45.
Frz.: Petite chose aide souvent. (Bohn I, 45.
)
[1794] 163. Kleine Sachen sind nicht für grosse Leute.
Holl.: Kleine zaken raken nooit groote heeren aan. (Harrebomée, II, 486b.)
164. Könnte man die Sachen zweimal richten, es liesse sich alles trefflich schlichten. – Körte, 5137.
165. Lustige Sachen in löblichen Dingen können verdriessliche Zeiten verbringen. – Chaos, 15.
166. Man kan allen sachen hülff vnnd Rath schaffen ausser dem Tode. – Lehmann, 51, 44.
167. Man kann die beste Sache schlecht betreiben.
Dän.: God sag kand og ilde drives og forestaaes. (Prov. dan., 485.)
168. Man kann eine Sache wol todt schweigen, aber nicht todt reden.
Holl.: Men kan eene zaak niet dood kijven, maar wel dood zwijgen. (Harrebomée, II, 486b.)
169. Man muss der Sache ein Mäntelchen umgeben. – Hermann, II, 8.
170. Man muss die Sache angreifen, wo man sie fassen kann. – Simrock, 348.
171. Man muss die Sache nehmen wie sie ist. – Gubitz, Gesellschafter, 1830, S. 959.
Man muss bei schlimmen Dingen den rechten Standpunkt erkennen, um sie in gute zu verwandeln.
172. Man muss die Sache nicht vor dem Ausgange loben.
173. Man muss eine Sache reif werden lassen.
Holl.: Men moet die zaak rijp laten worden. (Harrebomée, II, 486b.)
174. Man muss jede Sache am rechten Ende anfassen.
Holl.: Men moet de zaak aan het regte einde vatten. (Harrebomée, II, 486b.)
175. Man muss nicht über eine Sache reden, die man nicht kennt.
Lat.: Judicium sequitur cognitionem. (Philippi, I, 216.)
176. Man sagt (murmelt) nicht allweg von einer Sache, es sei denn etwas daran. (S. ⇒ Geplärr.) – Eiselein, 536.
Lat.: Non est de nihilo, quod publica fama susurrat, et partem veri fabula semper habet. (Eiselein, 536.)
177. Man sagt selten von einer Sache, es ist etwas daran.
Lat.: Non temere fama nasci solet. (Seybold, 381.)
178. Man soll seine Sachen Gott anheimstellen.
Lat.: Permittes ipsis expendere numinibus, quid conveniat nobis, rebusque sit utile nostris. (Juvenal.) (Philippi, II, 93.)
179. Man soll um fremde Sachen sich keine Sorge (Mühe) machen.
Holl.: Bemoei u niet met zaken, die u niet raken. (Harrebomée, II, 485a.)
180. Man wird zuletzt aller Sachen überdrüssig.
181. Manche Sache ist besser bedacht (gepfiffen) als geredet.
182. Manche Sachen sind schwer zu glauben.
Lat.: Tarda solet magnis rebus inesse fides. (Ovid.) (Seybold, 596.)
183. Mancher hett gute Sache, wenn er schweigen könte. – Gruter, III, 67; Lehmann, II, 410, 43.
184. Meine Sache ist nicht deine Sache.
Jeder muss sich in seinem Pflichtenkreise bewegen, seine eigenen Aufgaben zu lösen sich bestreben. Die Türken haben das Sprichwort: Meine Sache ist es, zu fliehen, deine, mich zu ergreifen. (Cahier, 2634.)
185. Mit den Sachen anderer muss man behutsamer umgehen als mit den eigenen. – Eiselein, 307; Eisenhart, 352; Estor, II, 470, 3971; Simrock, 2689; Graf, 269, 283.
Im allgemeinen von jedem, der fremdes Gut verwaltet, denn auch speciell von dem, der die Besorgung von Geschäften für andere übernommen hat und mithin verpflichtet ist, für das geringste Versehen dabei einzustehen.
186. Mit geborgten Sachen ist gut (leicht) Staat machen. (Breslau.)
187. Mit scharfen (spitzigen) Sachen muss man nicht spielen.
Frz.: Qui s'y frotte s'y pique. (Bohn I, 53.)
188. Neue Sachen werden alt.
Holl.: Nieuwe zaken worden eens oud. (Harrebomée, II, 487a.)
189. Niedere Sachen sicher sind, hohe leiden viel vom Wind.
[1795] 190. Niemand kann in eigener Sache Richter sein.
Lat.: Jus sibi jure suo dicere nemo potest. (Binder II, 1603.) – Qui est actor, non simul potest esse judex. (Binder II, 2771.)
191. Niemand kann in Einer Sache zweimal antworten. – Graf, 479, 670.
Nach einer rechtskräftig gewordenen Entscheidung noch einmal zur Verantwortung gezogen und angeklagt werden. (S. ⇒ Richten 34.)
Isl.: Eigi má hann tveimor i senn andsvør veita. (Gulath, 489.)
192. Offt mangelt einer Sachen nichts, dann nur ein Nass, die jhr wol anstünde. – Lehmann, 507, 68.
193. Oft an eine Sache denken ist die beste Arznei fürs Gedächtniss.
194. 'S hat alles sei Sach'. (Ulm.)
195. 'S hôt kene Sache mih (mehr), sagte der Bauer bei Regenwetter, als er merkte, dass der Pfaffe eine Heimfuhr haben wollte. (Oberlausitz.)
196. 'S is 'n hoarte Sache, wänn ma of'n Schtään baisst. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 452.
197. Schicke dich zu allen Sachen und lache, gibt es was zu lachen, traure mit der Traurigkeit, schau stets auf die Gelegenheit.
Lat.: Temporibus nostris quicunque placere laborat det, capiat, quaerat, plurima, pauca, nihil. (Chaos, 375.)
198. Seine Sachen wahrnehmen ist auch Gottesdienst.
Holl.: Zaak waarnemen is ook godsdienst. (Harrebomée, II, 487a.)
199. Seiner eygen sachen ist niemand gscheid gnug. – Franck, I, 129; II, 180b; Gruter, I, 65; Gaal, 1279; Körte, 5136.
It.: Nè il medico, nè l'avocato guidano ben il negozio proprio. (Gaal, 1279.)
200. So viel eine Sache gilt, so viel ist sie werth.
Frz.: Tant vaut la chose comme on peut en avoir. – Tant vaut la chose qu'elle se peut vendre. (Cahier, 1752-53.)
201. Soll deine Sache gelingen, so lass das Geld nur tüchtig springen.
202. Uebereilte Sache bringt mehr Schaden als Nutzen.
203. Um ausgemachte Sachen soll man niemand verweisen. – Simrock, 10626.
204. Um einer kleinen Sache willen muss man nicht streiten.
205. Um einer kleinen Sache willen zerreisst der Wolf das Schaf.
Holl.: Om eene kleine zaak bijt de wolf het schaap. (Harrebomée, II, 487a.)
206. Und ist d' Sach no so chli, se ist er aber derbi. (Luzern.)
207. Unmögliche Sachen verbieten sich von selbst.
Holl.: In onmogelijke zaken bestond nooit verbindtenis. (Harrebomée, II, 486b.)
208. Unnütze Sachen sind immer zu theuer.
209. Unse (eure) Sache is Scheiss, sagen die Bauern. (Oberlausitz.)
210. Unsereiner hat andere Sachen zu denken, sprach der Dorfschulz, als ihn die Bademagd fragte, ob ihm der Kopf schon gewaschen sei.
211. Verborgene Sachen sind in eines Weibes Mund verschlossen, wie Wasser im Sieb. – Petri, II, 566.
212. Verlorene Sache, erkannte Sache.
Man weiss dann, wie sie beschaffen, sie ist in ihrem Werth oder Unwerth erkannt.
Frz.: Chose perdue, chose connue. (Bohn I, 13.)
213. Versprochene Sache, schuldige Sache.
Frz.: Choses promises sont choses dues. (Bohn I, 13.)
214. Viel Sachen werden nicht durch Weissheit, sondern vom Glück wohl vnnd glücklich verricht. – Lehmann, 343, 13.
215. Vier Sachen machen den Menschen klug: Lesung guter Bücher, Reisen durch viel Länder, Ausstehen vieler Müh und Arbeit und sich bemühen umb wichtige Sachen. – Chaos, 773.
216. Vnrechte sachen können rotgulden gut machen. – Henisch, 1776, 58.
217. Von bösen Sachen kann man nichts guts schneiden. – Petri, II, 579.
[1796] 218. Von gleichen Sachen gibt's nur Ein Recht. – Graf, 316.
Gleiche Sünde, gleiche Strafe.
219. Wär' eine Sache noch so krumm, man bringt mit Geld sie um und um. – Simrock, Reineke Fuchs, I, 282.
220. War wiu hoan sai Soach rächt, muss saub'r sain Herr oan Knächt. (Troppau.) – Peter, 447.
221. Was man andern in löblichen sachen nicht kan nachthun, das schwertzt1 man. – Lehmann, 791, 9.
1) Schilt, tadelt, verleumdet man.
Lat.: Quae facere nequeunt homines verbis elevant. (Lehmann, 791.)
222. Wea 's Socha lobt, dea kafft (kauft) 's nid. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 391, 51.
223. Wen ein sach an Händen vnd Füssen gestorben, so ist alle Cur verloren. – Lehmann, 174, 35.
224. Wenn d' Sach (Feldfrüchte) am unwertheste- n-isch, so sell me se-n-n am wertheste ha. (Solothurn.) – Schild, 101, 24; Sutermeister, 149.
Wird besonders auf Feldfrüchte angewandt.
225. Wenn die Sach gut ist, so wechst das Hertz. – Petri, II, 646.
226. Wenn die Sache gethan ist, kommt der Rath zu spät.
Frz.: A chose faite conseil pris. (Bohn I, 2.)
Holl.: Als de zaak gedaan is, dan is het te laat, om te raad plegen. (Harrebomée, II, 485a.)
It.: Doppo il fatto, non val consiglio. (Pazzaglia, 69, 23.)
227. Wenn die Sachen gut stehen, ist gut rathen.
Holl.: Als't wel gaat zo is het goet raden. (Bohn I, 299.)
228. Wenn du die Sachen an ihren Platz stellst, so stellen sie dich an deinen Platz. – Burckhardt, 391.
Wenn du gegen jeden thust, was du gegen ihn zu thun schuldig bist, so wird man auch nichts gegen dich versäumen, worauf du Ansprüche hast.
229. Wenn eine Sache bekannt ist, braucht man keine Zeugen. – Graf, 411, 92.
Dän.: Bekiendt sag behøver ei vidne. (Prov. dan., 485.)
230. Wenn eine Sache geschehen ist, so versteht's auch der Narr. – Sailer, 163; Simrock, 7408.
231. Wenn eine Sache hin (verloren) ist, wird viel darüber geredet.
It.: A causa perduta parole assai. (Pazzaglia, 264, 2; Bohn I, 66.) – Doppo il fatto ogn' un sà dar consiglio. (Pazzaglia, 69, 23.)
232. Wenn eine Sache verloren, weiss man, was sie werth gewesen ist.
»Niemand erkennt, was er hat, dann erst, wan ihm sein gut verlot.« Die Chinesen sagen, um diesen Gedanken auszusprechen: Die Ceder Freude nur gewährt, wenn sie gefällt liegt auf der Erd'. (Hlawatsch, 171.)
Böhm.: Máš mĕ, nedbáš mne; ztratíš mĕ, poznáš mĕ. (Čelakovsky, 239.)
Holl.: Die van eene zaak beroofd is (missen moet) leert eerst hare waarde kennen. (Harrebomée, II, 486a.)
Lat.: Nescit homo vere, quod habet, nisi cessat habere. (Loci comm., 37.)
233. Wenn es die Sache gebeut, nimmer die Kosten gescheut.
Lat.: Fac sumtum promte, cum res desiderat ipsa. (Cato.) (Philippi, I, 149.)
234. Wenn jeder seine Sache thut, so ist alles gut.
Dän.: Naar hver agter sit, bliver gjerningen gjort. (Bohn I, 391.)
235. Wenn man ein sach nur recht angreifft, gar bald zum guten end sie leufft. – Henisch, 1738, 54.
236. Wenn man eine Sache könnte zweimal verrichten, so liesse sich alles trefflich schlichten.
237. Wer an der Sache fällt, zahlt die Kosten. – Graf, 427, 239.
Wer sachfällig wird, den Process verliert.
Mhd.: We an der sachen vellet, der sal dy koste gelden. (Daniels, Weichbildglossen, 73.)
238. Wer an seiner Sache zweifelt, hat sie halb verloren.
Böhm.: Pochybovati, půl pře pryč. (Čelakovsky, 348.)
239. Wer d' Sach a der Hang het, verchauft. (Solothurn.) – Schild, 101, 23; Sutermeister, 123.
[1797] 240. Wer die Sach' beim Licht beschaut, wird nich hinters Licht geführt. – Parömiakon, 272.
241. Wer eigene Sachen richtet recht, der macht des Nächsten Ding nicht schlecht.
Dän.: Dømmer du din egen sag ret, døm ei derfor din næstes uret. (Prov. dan., 116.)
242. Wer ein sach auffs glück setzt vnnd glückhafft ist, dem steht das glück zur seiten. – Lehmann, 343, 12.
243. Wer ein' Sache nicht verstât, thut sehr wohl, wenn er sie lât.
Holl.: Zoo ge een zaak niet wel verstaat, is het best, dat gij die laat. (Harrebomée, II, 487b.)
244. Wer eine Sache bestellt (gethan) haben will, der gehe selber; wer dies nicht will, der schicke einen andern.
It.: Chi vuol vada, chi non vuol mandi. (Pazzaglia, 417, 4.)
245. Wer eine Sache nicht versteht, kann (soll) nicht darüber urtheilen.
It.: Chi mal intende, e subito giudica, far non può giusto giudizio. (Pazzaglia, 151, 16.) – Il ben giudicare dipende dal ben intendere. (Pazzaglia, 151, 7.)
246. Wer eine Sache tadelt, will sie kaufen.
Holl.: Die de zaak misprijst, die koopt ze. (Harrebomée, II, 485b.)
247. Wer eine schlechte Sache hat, verwirrt sie mit Willen.
248. Wer einer Sache eine Farbe anstreicht, macht sie nicht grau, sondern bunt.
Die Chinesen nehmen dann nicht Tinte, sondern Zinnober. (Hlawatsch, 103.)
249. Wer eines andern Sache begreift, muss sie aushalten. – Graf, 229, 53.
In Westfalen: Wellick Man des andern Sake begripet, die sal hie uthalden. (von Steinen, I, 1514.)
250. Wer fremde Sachen nur betracht't, das Eigene selten schätzbar macht.
Lat.: Nulli ad aliena respicienti sua placent. (Seneca.) (Seybold, 179.)
251. Wer für eine gute Sache kämpft, kennt (braucht) keine Furcht.
Dän.: En god sag og samvittighed er soldatens beste mod. (Prov. dan., 485.)
252. Wer heist ein Sach billig vnd Recht, der ist zu Hoff ein guter Knecht. – Lehmann, 388, 25.
253. Wer in geringen sachen fleissig vnd auffrichtig ist, der nimpt die grossen desto mehr in acht. – Lehmann, 278, 54.
254. Wer in Sachen spricht, die ihn nichts angehen, wird Dinge hören, die ihm nicht gefallen. – Burckhardt, 651.
255. Wer kleine Sachen verachtet, ist grosser nicht würdig.
Kroat.: Nitko sám sebi sudac nemože biti.
256. Wer nicht selbst nach seinen Sachen sieht, wird langsam reich werden.
257. Wer neue Sachen führet ein, muss allerlei gewärtig sein.
Lat.: Eventus varios res nova semper habet. (Seybold, 160.)
258. Wer sein sach selbst verricht, der besudelt die händ nicht. – Lehmann, 247, 34.
It.: Chi fa li fatti suoi, non s'imbratta le mani. (Bohn I, 81; Pazzaglia, 175, 3.)
259. Wer seine eigenen Sachen auswäscht, wird schwerlich die anderer verschweigen. – Winckler, XVII, 75.
It.: Chi dice i fatti suoi, mal tacerà quelli d'altrui. (Bohn I, 79.)
Lat.: Corrumpunt bonos mores colloquia prava. (Chaos, 487.)
260. Wer seine Sach recht bestellt, der find recht. – Petri, II, 754.
261. Wer seine Sache auf nichts stellt, dem kann's nicht fehlen.
262. Wer seine Sache nicht versteht, thut gut, wenn er zum Nachbar (auch: zu Klügern) geht.
Die Chinesen: Wenn ihr selbst in euern Sachen unerfahren seid, so folgt denen, welchen sie glücklich von statten ging. (Hlawatsch, 171.)
263. Wer seine Sachen andern vertraut, hat selbst den Schaden.
[1798] 264. Wer seine Sachen auf dem Markte auskramt, dem können sie leicht verderben (verdorben werden).
It.: Di' il fatto tuo, e lascia far al diabolo. (Bohn I, 92.)
265. Wer seine Sachen auf Saufedern stellt, dem kann's nicht fehlen.
266. Wer seine Sachen danach anstellt, kann zwei Fliegen mit Einem Schlage fangen.
267. Wer seine Sachen selbst schlichtet, der hat am schnellsten sie gerichtet.
Böhm.: Svůj soud kratši. (Čelakovsky, 341.)
268. Wer seine Sachen will haben recht, muss selber sein Magd und Knecht.
Dän.: Hvo som selv seer intet til, ham gaaer det sjelden som han vil. (Harrebomée, II, 207.)
Frz.: Qui veut que ses affaires soient bienfaites, les fasse lui-même. (Cahier, 46.)
Lat.: Dominus videt plurimum in rebus suis. (Fischer, 97, 72.) – Frons domini plus potest, quam occipitium. (Plinius.) (Binder I, 596; II, 1204.)
269. Wer seine Sachen will übel gethan haben, der zahle vorauss. – Chaos, 674.
270. Wer seine Sachen wohl bewahrt, der bleibt vor vielem Schmuz bewahrt.
271. Wer seine Sachen woll bewarett, zusammen helld und ersparet, der findet allzeitt woll, was er zu der notturfft haben soll.
Inschrift an einer Truhe, die sich im Besitz des Elisabethiner-Klosters zu Breslau befindet. (Schles. Provinzialbl., 1872, S. 195.)
Holl.: Op de zaken gepast, brengt het goud in de kast. (Harrebomée, II, 487a.)
272. Wer sich böser Sachen rühmt, ist doppelt schuldig.
»Wer sich berümpt üppiger sachen, der thut auss einer sünd zwo machen.«
Lat.: Dupliciter peccat, qui se de crimine iactat. (Loci comm., 162.)
273. Wer sich einer solchen Sach' vermisst und mit einem Henker ein Kalbskopf isst und sich auch also liess bewirthen, und Lorber isst mit einem Geishirten, er sei Bürger, Bauer oder ein Fürst, und mit einem Bader isst Blutwürst, und liess sich auch also laden, dass er mit einem Kuhhirten isst einen Fladen und isst mit einem Kürschner einen Hasen, der bedarf gewiss einer wohlschmeckenden Nasen. – Nieritz, Volkskalender (Leipzig 1858), S. 73.
274. Wer sich unmögliche Sachen in den Kopf setzt, betrügt sich selbst.
In der wendischen Oberlausitz: Myslje tejž ludźi zjebaja. (Čelakovsky, 204.)
Böhm.: O nemožných vĕcech mysliti, samodĕk sebe šáliti. (Čelakovsky, 204.)
275. Wer vnnöthigen Sachen nachgeht, der ist ein Narr. – Petri, II, 856.
276. Wer zu der Sach' nicht selber sicht, dem wird sie meist sehr schlecht verricht't.
Lat.: Non satis feliciter procedunt, quae quis oculis committit alienis. (Seybold, 378.)
277. Wer zur Sache schweigt, ist dazu geneigt.
278. Wer zwei Sachen betreibt, betreibt keine.
Die Chinesen sagen in demselben Sinne: Man kann nur Einer Sache leben; wer zwei lebt, hat eigentlich keine. (Cibot, 162.)
279. Wie die Sache, so der Preis.
Böhm.: Jaká plena, taková ji cena. (Čelakovsky, 329.)
280. Wie einer gute sachen hat zu kriegen, so hat er auch glück zu siegen. – Lehmann, 445, 154.
281. Wie man die erste Sache weist, so weist man die andern auch. – Graf, 477, 626.
Gleiche Sachen auf sollen auf gleiche Weise entschieden werden. (S. Sache ⇒ 137-138 u. ⇒ 286.) Um dies zu ermöglichen, verordneten manche deutsche Rechtsbücher, dass die Schöffensprüche aufgezeichnet werden sollten, um fortan auf ähnliche Fälle als engstes Gesetz angewandt zu werden.
Mhd.: Wie man die erste weyset, weyst man die andern nach. (Grimm, Weisth., II, 385.)
282. Wie man eine Sache anfängt, so geräth sie.
283. Wie man eine Sache macht, so schmeckt sie auch.
284. Will eine Sache nicht fliessen, so soll man's nicht nöthen.
[1799] 285. Willst du eine Sache geheim behalten, so halte sie in den eigenen Falten.
Poln.: Co chcesz mieć tajemnego, miej siebie samego.
286. Wo die Sache begonnen wurde, soll man sie beenden. (S. ⇒ Gericht 33.) – Graf, 437, 315.
»Da dy sake allererst beghunt were, dar scolde man dat enden.« (Dreyhaupt, Beschreibung des Saalkreises, Halle 1755, II, 480, 30.)
287. Wo dieselbe Sache, da ist auch dasselbe Recht. – Graf, 477, 621.
Da das Gesetz meist nur allgemein leitende Grundsätze aufstellt, ohne in die feinsten Einzelheiten einzugehen; so kann durch die verschiedene Anwendung dieser Grundsätze seitens verschiedener Richter eine grosse Rechtsunsicherheit entstehen, der man dadurch entgegenzuwirken gesucht, dass man da, wo das Gesetz mehrerlei Deutungen zuliess, die Entscheidungen der Obergerichte zur Richtschnur nimmt. (S. ⇒ Sache 136-138.)
Mhd.: Wo die selbie sache ist do ist ouch dasselbie recht. (Daniels, Weichbildglossen, 422, 49.)
288. Zu bösen Sachen kann man nicht viel Gutes reden. – Petri, II, 822.
289. Zu erfundenen Sachen etwas hinzuthun ist leicht.
290. Zu einer bösen Sache dient ein frölich Hertz. – Petri, II, 820.
Lat.: Quod factum, in fectum fieri nequit. (Sutor, 482; Chaos, 1104.)
291. Zu geschehenen Sachen muss man das Beste reden. – Parömiakon, 2877; Chaos, 419; Granatapfel, 87a, 2.
Lat.: Quod factum est, infectum fieri non potest. (Plautus.) (Hauer, 193; Philippi, II, 142.)
292. Zu grossen sachen gehört langer bedacht. – Aventin, CCCCLIIIIa.
293. Zur Sache, sagte der Bauer, was gilt der Wagen Mist.
Als Spott gegen allzu materielle Bestrebungen, oder als scherzhafte Aufforderung, ein Spiel oder irgendeinen Zeitvertreib vorzunehmen.
Jüd.-deutsch: Lass uns von Tachlis reden, was gilt der Wagen Mischt. (Tendlau, 1068.)
*294. A wêss seine Sachen schun ze schnîden. (Schles.) – Frommann, III, 411, 444.
*295. A wird seine sieben Sachen schun machen. – Robinson, 519; Gomolcke, 259.
*296. Auff alle Sachen geschickt sein. – Aventin, CCXXXIXb.
*297. D' Sach isch g'schättert. – Alsatia, 1850, 57.
G'schättert von schatt = geflickt.
*298. Da gibts Sache, als wann mar erst g'heirathet hätt. (Oberösterreich.)
*299. Da ist Sache.
In der Niederlausitz, um zu sagen: Da gibt es vollauf und gut zu leben. Da ist nicht Sache = da ist nicht viel zu haben, nicht viel los.
*300. Das hêsst mer êne Sache. (Anhalt.)
Für: Das ist nicht zu verwundern, das ist nichts Ausserordentliches, auch um zu sagen: wie falsch, wie thöricht, wie verkehrt.
*301. Das thut nichts zur Sache.
Lat.: Nihil ad versum. (Philippi, II, 21.)
*302. Dat sünt Saken, die mich nig raken1. (Holst.) – Schütze, III, 270; IV, 7; Richey, 204; für Lübeck: Deecke, 3.
1) Rühren, berühren, treffen, betreffen, angehen, verletzen. – Dinge, die mich nichts angehen. (Stürenburg, 194a.)
*303. De Sake bloet sick daut. (Lippe.)
Die Sache blutet sich todt, sie wird allmählich vergessen.
*304. Der denkt sich seine Sache bei Tage aus, da kann er zu Nacht schlafen.
*305. Der Sach' einen Mantel umhängen. – Körte, 4123b.
*306. Der Sache ein Färblein anstreichen. – Parömiakon, 2601.
»Die arge Welt streicht schlimmen Sachen ein Färbel an, und will nicht mehr geizig, sondern sparsam, nicht hoffärtig, sondern ehrlich und sauber sein. Man trinkt sich nicht mehr voll, sondern nur einen Rausch. Man lügt nicht mehr, man vexirt nur. Man stiehlt nicht mehr, man macht sich nur was aparte. Man flucht nicht mehr, man braucht nur Ernst. Man schmeichelt nicht, man ist nur höflich. Man sündigt nicht mehr, man begeht nur bisweilen eine Schwachheit.«
*307. Der sachen ein nasen drehen. – H. Sachs, Werke, II, 2, XLV, 1.
[1800] *308. Des senn lauter umg'wendte Sachen. (Nürnberg.) – Frommann, III, 356.
Was du sagst, ist nicht auf der rechten Seite, sondern umgewendet, verkehrt, falsch.
*309. Dia Sach' it eig'schloff'n. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 336.
*310. Die Sach' hat keine Händ' und keine Fuess. (Ulm.)
*311. Die sach in die langen truhen legen. – Luther, Drey Symbole (Wittenberg 1536), 6a.
*312. Die sach ist vbel vergründt. – Franck, I, 161b.
*313. Die Sache bei ihrem rechten Namen nennen.
*314. Die Sache geht auf den Holzweg (ist auf dem Holzwege).
*315. Die Sache geht nur mit Einem Bein.
Hinkend, schläfrig, den Schneckengang.
*316. Die Sache geht vorwärts, wie die Laus auf einer Theerbüchse.
Holl.: De zaken gaan er voort, gelijk eene luis op eene teerton. (Harrebomée, II, 486b.)
*317. Die Sache hat ein Loch gewonnen. – Herberger, Hertzpostille, I, 754.
*318. Die Sache hat einen Haken. – Klix, 26.
*319. Die Sache hat ihre Eier und ihren Bindfaden. (Stettin.)
Zur Bezeichnung einer Angelegenheit voll unbequemer Schwierigkeiten und Verwickelungen.
*320. Die Sache in ein helles Licht setzen.
Frz.: Tirer au clair une affaire.
*321. Die Sache ist auf einem guten Wege.
Holl.: De zaak is op een' goeden weg. (Harrebomée, II, 485b.)
*322. Die Sache ist aus bis auf die streitigen Punkte.
Lat.: Grammatici certant, et adhuc sub judice lis est. (Horaz.) (Philippi, I, 1246.)
*323. Die Sache ist aus seiner Mütze.
Aus seinem Kopf, er hat die Veranlassung dazu gegeben, die Geschichte erfunden.
*324. Die Sache ist bis zum Strick gekommen.
Auf dem Punkte der Verzweiflung, weil der Strick in solchen Fällen zuweilen ergriffen wird.
*325. Die Sache ist freilich klein, aber ihr Schatten ist lang.
»Darum gibt er (der Aelpler und Senn) dem Schatten gern die Ehre, wenn die Rede auf scheinbar geringe, in ihren Folgen jedoch wesentlich wichtige Umstände kommt, und sagt sprichwörtlich: Die Sache ist freilich klein, aber ihr Schatten ist lang.« (Germania, Wien 1860, V, 70.)
*326. Die Sache ist im Gleise.
Lat.: Res est in vado. (Terenz.) (Binder II, 2956.)
*327. Die Sache ist nicht der Rede werth.
*328. Die Sache ist nun im Topfe, in dem sie kochen wird.
Die Angelegenheit ist im Gange, vor der rechten Schmiede.
*329. Die Sache ist richtig.
Lat.: Certa res est. (Terenz.) (Philippi, I, 80.)
*330. Die Sache liegt im Dreck. – Varnhagen von Ense, Tagebuch, II, 401.
*331. Die Sache macht sich, das Schweinchen schlacht't sich.
*332. Die Sache redet. – Eiselein, 536.
Lat.: Res est palam, quando ipsa per se clamitat. – Res ipsa loquitur. (Eiselein, 560.)
*333. Die Sache steht auf schwachen Beinen (Füssen).
*334. Die Sache steht auf Saufedern. – Körte, 5173.
In Schwaben: Dui Sach stoht uf Saufeadera. (Nefflen, 456; Michel, 260.) Sie ist mislich, gewagt.
*335. Die Sache steht auf Spitz' und Knopf. – Eiselein, 574.
Lat.: In acumine res est. (Binder II, 1394; Eiselein, 574.)
*336. Die Sache steht gut.
Lat.: Res est in portu. (Plautus.) (Philippi, II, 155; Seybold, 528.)
*337. Die Sache steht noch im Gerathewohl.
*338. Die Sache wird noch Mäuse haben.
*339. Die Sache wird richtig, Leipzig geht über. – (S. ⇒ Leipzig 6 und ⇒ Richtig 10.) – Köhler, 56, 11.
*340. Die Sache wird Spund und Boden mit Dauben und Reifen verlieren. – Schottel, 1119a.
*341. Die sachen ansehen als ein kalp ain nuw dor. – Granatapfel, 146, 62.
*342. Dos send Sache und nex z' koche. (Ulm.)
[1801] *343. Ea hod d' Sach' af d' lounki Pounk g'schouben. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 131.
*344. Eine gerechte Sache muss in allen Rechten recht sein. – Graf, 2, 19.
*345. Eine Sache beim rechten Zipfel fassen.
*346. Eine Sache beschlafen.
Frz.: Prendre conseil de la nuit. – Prendre conseil du bon de nuit.
*347. Eine Sache eher verrichten, ehe der Esel seine Ohren leckt. – Winckler, XII, 34.
*348. Eine Sache gar ausmachen.
Lat.: Ad colophonem (coronidem, umbilicum) usque perducere. (Seybold, 6.)
*349. Eine Sache Gott vor den Füssen wegnehmen.
Lat.: A mortuo tributum exigere. (Seybold, 25.)
*350. Eine Sache ins Reine bringen. – Lohrengel, II, 242.
*351. Eine Sache nicht spitz bekommen. – Frischbier2, 3575.
*352. Eine Sache übers Knie brechen. – Lohrengel, II, 242.
Flüchtig, gewaltsam, nicht mit der erforderlichen Musse und Sorgfalt behandeln.
*353. Eine Sache vom Zaun brechen.
Eine Veranlassung zum Streit gewaltsam herbeiziehen. In Luther's Ms. (S. 3) lautet die Redensart: »Ein sache von ein alten Zaun brechen.«
*354. Eine Sache vorher abkarten.
*355. Eine Sache zu bemänteln (schlau zu verbergen) wissen.
*356. Einer Sache den Riegel schiessen.
Ihr ein Ende machen.
*357. Einer Sache einen Namen geben und sie laufen lassen.
*358. Einer Sache gewachsen sein.
Lat.: Sine cortice nare. (Horaz.) (Seybold, 563; Binder I, 1648; II, 3162.)
*359. Einer schweren Sache sich unterstehen.
Lat.: Clavam extorquere Herculi. – Esurienti leoni praedam exsculpere. (Seybold, 77 u. 155.)
*360. En Sake in de besten Folen legg'n. – Eichwald, 1621.
*361. En Sake upleg'n lat'n. – Eichwald, 1620.
*362. Êne Sake in de besten Plojen legg'n. – Eichwald, 1518.
*363. Er bleibt bei der Sach', wie der Has' bei der Trommel.
*364. Er geht um die Sache herum wie die Katze um den heissen Brei.
Lat.: Caute rem tractat. (Plautus.) (Philippi, I, 77.)
*365. Er gibt der Sache einen Namen, nur nicht den richtigen.
Die Russen: Alle Sachen beim Namen nennen, nur nicht beim rechten. (Altmann VI, 516.)
*366. Er hat die Sache beim Kinnbacken angefasst und ihr den Kopf in die Höhe gerichtet. – Rank, II, 182.
*367. Er hat die Sache mit der Nadel berührt. (Altröm.)
Errathen, den Nagel auf den Kopf getroffen. Cicero gebrauchte den Ausdruck zu einem Senator, welcher der Sohn eines Schneiders war und vielleicht einen treffenden Gedanken hatte.
*368. Er hat die Sache zu Ende gebracht wie der Küster den Sonntag. – Neuer deutscher Merkur, 1800, S. 112.
Von solchen, welche wunder meinen, was sie zur Vollendung einer Sache beigetragen haben, wo sie blos handlangend mitgewirkt.
*369. Er hat lauter krumme Sache'. – Tendlau, 136.
Verfällt auf schiefe Gedanken und Pläne.
*370. Er hat sei Sach' am Schnüerle. (Ulm.)
*371. Er hat seine Sache auf einen grünen Rasen gestellt. – Herberger, I, 608.
*372. Er hat seine Sache auf nichts gestellt.
Lat.: Nullo scopo jaculatur. (Philippi, II, 53; Seybold, 391.)
*373. Er hat seine Sache auf nichts gestellt, es kann ihm nicht fehlen.
*374. Er haut d' Sach' mit der Schwizeraxt abenand. – Sutermeister, 70.
*375. Er helt sein sach so heimlich, als die von Venedig jr kunststück. – Mathesius, Sarepta, XXXIIIa.
[1802] *376. Er het d' Sach unger 's Ysch brocht. (Solothurn.) – Schild, 90, 371.
Er hat sein Vermögen durchgebracht.
*377. Er het si Sach' verbrombeerlet. – Sutermeister, 62.
Verschwendet.
*378. Er het sy Sach' im Troch'ne. (Solothurn.) – Schild, 90, 370.
Er ist reich.
*379. Er ist der Sache gewachsen.
Lat.: Nare sine cortice. (Seybold, 327.)
*380. Er kennt die Sache so gut wie der Pfaffe sein Brevier.
Holl.: Hij kent de zaken zoo goed als een pater zijn brevier. (Harrebomée, II, 486b.)
*381. Er macht eine kleine Sache so gross wie die Nürnberger einen Dukaten schlagen. – Parömiakon, 419.
Von unnöthigen Weitläufigkeiten, in die Länge ausgesponnenen Processen.
*382. Er macht sich mit seinen sieben Sachen aus dem Staube.
Frz.: Pousser son sac et ses quilles. (Lendroy, 1277.)
*383. Er redt zü der Sach. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Zunächst um zu sagen: er redet was zu der betreffenden Angelegenheit gehört; dann aber auch spottweis von einer sehr kleinen Person, um auszudrücken, dass der Mund blos bis an den Schoss anderer reiche.
*384. Er richt't die sach aus, dass die krücke im ofen bleibt. – Mathesius, Postilla, XXXIXb.
D.h. schlecht.
*385. Er trybt sy Sach' oben-n-i Arm. (Solothurn.) – Schild, 90, 369; Sutermeister, 93.
Er überschätzt seine finanziellen Kräfte.
*386. Er verschlängget si Sach'. – Sutermeister, 62.
Vom Verschwender.
*387. Er weiss alle Sachen wohl aufzuwärmen.
Holl.: Hij weet de oude zaken wel op te warmen. (Harrebomée, II, 486b.)
*388. Es ist eine abgekartete (angelegte) Sache. – Pauli, Schimpff, XLVb.
Lat.: Res de compacto geritur. (Plautus.) (Philippi, II, 155.)
*389. Es ist nicht Sache.
Um Arbeit, Thätigkeit, Vermögen u.s.w. als unbedeutend zu bezeichnen.
*390. Es sind Sachen, die keine grauen Haare machen.
*391. Es wäre noch viel von der Sache zu reden.
Lat.: Latus dicendi campus. (Chaos, 562.)
*392. Hä héäd sine Sâken stald (gestellt) as en Schärenslîper oann S'tein. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 153.
*393. He hett sine Sâken up't Dröge brogt. – Schütze, I, 257.
Er hat das Seine verthan. Den Widerspruch zwischen 378 und 393 weiss ich nicht zu erklären. Sollte wirklich die Redensart in der Schweiz einen dem holsteinischen entgegengesetzten Sinn haben?
*394. In einer Sache nicht Hott noch Schwade wissen.
Sie in keiner Weise zu behandeln vermögen.
*395. Jetzt hat d' Sach' e Heimat.
*396. Jetzt hat d' Sach' erst e Schneid'. (Schwaben.)
*397. Jetzt ist die Sache aus, todt und Amen. – Gotthelf, Käserei, 411.
*398. Mir honn inse Sach'. (Schles.)
Wir haben unsere Sache. Diese schlesische Redensart hat ihren Ursprung in den Vorgängen des Jahres 1848. Während die politische Bildung des Volks selbst in den Städten erst im Erwachen war, fehlte sie unter der ländlichen Bevölkerung so gut wie ganz. Sie litt am meisten unter dem Druck feudaler Zustände und Lasten, und ihr Streben ging ausschliesslich dahin, sich von den letztern zu befreien. Sie bestürmte daher die Gutsherren, um Beseitigung der feudalen Ansprüche; und als diese ihnen mündlich oder schriftlich versichert hatten, in Zukunft darauf zu verzichten, so waren sie befriedigt. Wurden sie nun von den Bürgern aufgefordert, sich an einem Bestreben zu betheiligen, damit das Verheissene gesetzlich festgestellt werde; so pflegten sie zu erwidern: »Mir honn inse Sache; wir haben erreicht, was wir wollten, und betheiligen uns weiter nicht!« So wurde die Zeit zu gesetzlichen Feststellungen versäumt. Inzwischen war die Rückbewegung erstarkt, die Gutsherren erklärten ihre Versprechungen für abgezwungen und nichtig; und so waren die Bauern auf dem alten Fleck. Die Redensart wird angewandt, um Selbstsucht, Kurzsichtigkeit und Täuschung zu bezeichnen. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 77, S. 423.)
*399. Nei, was muess me für Sachen erlebe!
*400. Nimm deine sieben Sachen zusammen. – Klix, 84.
[1803] *401. Nôch G'stalt der Sacha. – Michel, 274; Nefflen, 464.
*402. 'S is 'ne Sache. (Schles.)
D.h. es entspricht der Erwartung nicht; weder was Menge noch Güte betrifft.
*403. Sein Sach' nöt verkaufen können. (Oberösterreich.)
Das, was man kann oder weiss, nicht anzuwenden Gelegenheit finden oder nicht zu verwerthen wissen. Der Verkäufer einer Waare muss diese auch angemessen und wirksam zu empfehlen verstehen; dass die Waare gut ist, genügt allein nicht.
*404. Sein sach stehet auff faulen gründen. – Mathesius, Sarepta, XXIb.
*405. Seine Sach' ist ein Filtzhut. – Fischer, Psalter, 7c.
D.i. sie steht schlecht.
*406. Seine Sachen sind in der hebräischen Schule.
Bei jüdischen Pfandleihern versetzt.
*407. Seine sieben Sachen zusammenpacken.
Sich wegbegeben, fortziehen. »Sieben Sachen.« (Vgl. Frisch, II, 274b.) (S. Zwetschen.)
*408. Si Sach' liit a der Fehlhalde. – Sutermeister, 92.
*409. Sich in die sach schicken. – Franck, II, 113b.
*410. Sich in die Sache legen.
»Wolan sie ist hin, legt euch in die Sach mit den Elenbogen ins Kath.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 165.)
*411. Spansche Saken. – Lauremberg, II, 6, 2.
Nach Lappenberg soviel wie: böhmische ⇒ Dörfer (s.d.).
*412. Wir haben Sachen, als wenn wir erst geheirathet hätten. (Stockerau.)
Unser Haus ist leer, wir haben nichts.
413. Ausgefallene Sachen, sagte Tulpenthal, da strich er sich durch die Haare.
414. Bei kitzlichen Sachen muss die Klugheit wachen. – Devisenbuch, 54.
415. Dein sachen nicht acht so gering, das du vergessest dein aller ding. – Spangenberg, 33.
Lat.: Te ipsum ne negligas.
416. Die gerechte Sache siegt (muss siegen).
417. Die Sache ist recht, nur musst du sie recht sehen.
418. Drei neu sach erlustigen gleich: neu Khlaid, neu Haus vnd junges weib. – Wysing, 84.
419. Drei sach den Menschen veruolgen thuet: durch Aduocaten daz guet, der Leib von vnglerten Arzten, die Seel von falschen Theologen. – Wysing, 95.
420. Es ist kein sach so irrig, man kann sie vergleichen, und ist auch der Schweizerkrieg eines gericht worden. – Zimmerische Chronik, IV.
421. Für g'habte Sache geit de Jud nex. (Schwaben.)
422. Geschehene Sache hat einen Kopf.
It.: Cosa fatta capo ha. (Giani, 420.)
423. Ist eine Sach' auch noch so schlecht und faul, sie findet stets ein – Advocatenmaul.
So lautet nach dem Nordböhmischen Volksblatt (1876, Nr. 45) »ein schon 200 Jahre altes, aber heute noch wahres Wort.«
424. Süsse Sachen schmecken lange nach, wenn man sie nur einmal isst.
425. Wer eine Sache in der Hand hält, der hat das nächste Recht.
[1691] 426. Wer seine Sachen auf das Glück waget, ist kühn, aber nicht verständig. – Wirth, II, 157.
427. Wer seinen Sachen gram ist, der muss sie verborgen.
*428. Es ist eine Sache von nicht unpassender Wichtigkeit. (Köthen.)
Geflügeltes Wort eines Landtagsabgeordneten vom Jahre 1848.
*429. Nun liegt die Sache erst recht im Brunnen. – Karlsbader Wochenblatt, 1876, Nr. 9, S. 66.
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