Magen, der

[15] Der Magen, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben auch wohl im Plural die Mägen, in den thierischen Körpern ein häutiger hohler Theil in Gestalt eines Sackes, welcher die Speisen aus der Speiseröhre aufnimmt, und sie verdauet, d.i. sie in den Nahrungssaft verwandelt. Einen guten, gesunden, schwachen, kranken Magen haben. Sich den Magen überladen, ihn verderben. Bey einem leeren Magen kann sichs unmöglich zärtlich lieben, Raben. Dagegen heißt es bey dem Burggrafen von Rietenburg:


So Mag ist vol so sing ich wol.


Auch der äußere Theil des menschlichen Leibes, in dessen Gegend sich der Magen befindet, wird der Magen genannt. Die meisten wiederkauenden Thiere haben einen vierfachen Magen, in dessen unterschiedenen Höhlen die Speisen nach und nach zubereitet wird. Der erste heißt der Wanst, Nieders. Pansse, welchen Nahmen aber andere dem zweyten Magen beylegen; der zweyte wegen seiner Gestalt das Garn, die Haube, oder die Mütze, Nieders. Hülle, der Magenzipfel; der dritte wegen seiner vielen Falten der Faltenmagen, der Blättermagen, der Psalter oder Salter, welchen Nahmen aber auch einige dem ersten Magen geben, das Buch; und der vierte der Fettmagen, das Lab, der Rohde oder Roden, oder auch der Magen in engerer Bedeutung.

Anm. Bey dem Raban Maurus im achten Jahrhunderte Mago, im Angels. Maga, im Holländ. Maeghe, im Schwed. und Isländ. Mage, im Finnländ. Maco, im Engl. mit Verwandelung des[15] Gaumenlautes in den verwandten Blaselaut, Maw. Da Mouc im Nieders. noch jetzt einen Ärmel bedeutet, so scheinet der Begriff der Höhlung, des hohlen Raumes, der herrschende zu seyn. Die zweyte Hälfte des Griech. und Latein. Stomachus gehöret allem Ansehen nach gleichfalls hierher. Im Italiänischen ist Magona ein aufgebläheter Magen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 15-16.
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