Nicht (2)

[482] 2. Nicht, ein Hauptwort, welches mit der folgenden Verneinung Eines Ursprunges ist, aber nur noch in Gestalt eines Nebenwortes ohne Artikel und mit den Vorwörtern zu und mit gebraucht wird. Zu nicht oder zu nichte wird nur mit dem Zeitworte machen gebraucht. Etwas zu nichte machen, so wohl es unkräftig, ungültig, als auch unbrauchbar machen, verderben; doch beydes, besonders aber das letzte, nur in der vertraulichen Sprechart und im gemeinen Leben. Jemandes Anschläge, Einwürfe zu nichte machen, sie vernichten, rückgängig, unkräftig machen. Etwas zu nichte machen, es verderben, unbrauchbar machen. Mit nichten wird als eine starke Verneinung für keinesweges gebraucht. Mit nichten, sondern er soll Johannes heißen, Luc. 1, 60. Du Bethlehem – bist mit nichten die kleineste unter den Fürsten Juda, Matth. 2, 6.

Anm. Nicht hat in diesen Fällen seine ursprüngliche Gestalt eines Hauptwortes, indem es aus der alten Verneinung ni und Wicht, ein Ding, ein Etwas, zusammen gesetzet ist, noch einiger Maßen erhalten. Im Theuerdanke, wo die Verneinung mit nichten oft vorkommt, lautet sie bald mit nicht, bald mit nichte, bald auch nur nichten ohne Vorwort. Tewrdannk der gedacht im nichten args, Kap. 43. Noch lies er mit nichte darvan, Kap. 63. So seyt ir mit nicht ein tuglicher man, Kap. 74. S. Vernichten und Nichtig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 482.
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