[121] Schneeberg, in dem Erzgebirgischen Kreise in der Markgrafschaft Meißen an der Schneebergischen Mulde gelegen, ist, nach Freiberg, der beträchtlichste Bergort in Chursachsen. Die Entdeckung der hiesigen Vergwerke setzt man gemeiniglich in das Jahr 1471; allein schon 1316 wird des Bergbaues bei Schneeberg in einer Urkunde erwähnt. Sie ist von jeher eine der reichhaltigsten Silberstädte gewesen, so daß die hiesigen Silberbergwerke an Reichthum und Ausbeute beinahe alle übrigen Deutschlands übertroffen haben (von 1471 bis 1501 betrug ihre Ausbeute 51,990 Tonnen Goldes). Die Schneebergischen Kobalte sind als die besten und edelsten berühmt, geben auch die schönste blaue Farbe; daher die umliegenden Blaufarben-Werke zu den ansehnlichsten gehören, auch überdieß den besondern Vortheil genießen, daß ihnen alle Kobalte im ganzen Lande gegen eine vom Schneeberger Bergamte gemachte Taxe geliefert werden müssen: auch ist die Ausfuhr des Kobalts aus dem Lande bei sehr großen Strafen verboten. Es brechen in dem hiesigen Bergamts-Revier die mannigfaltigsten reichsten Bergarten: und eine Stunde von Schneeberg, zu Kalkgrün, sind die schönsten Marmorbrüche; auch sehr viele der gangbarsten Eisenhämmer befinden sich auf jenem Reviere. Das churfürstliche Bergamt zu Schneeberg, wozu auch einige Deputirte vom Rathe, vermöge einer vom Churfürst Ernst 1481 demselben verliehenen Begünstigung, gezogen werden, ist eins der vornehmsten im Erzgebirge; auch ist die Stadt, kraft eines besondern Privilegiums, von der Gerichtsbarkeit des Ober-Hofgerichts ausgenommen. Was übrigens der Stadt besondere Nahrung und ein bedeutendes Handelsgewerbe verschafft, sind die Spitzenklöppeleien, welche hier in hohem Grade betrieben werden; man verfertigt nicht allein die feinsten zwirnenen, sondern auch seidene und fein gesponnene Spitzen von Gold und Silber, welche in großer Menge, besonders nach Siebenbürgen und in die Türkei, geführt werden.