Kakerlaken

[530] Kakerlaken sind Menschen von einer eigenthümlichen, krankhaften Körperbeschaffenheit, welche unter allen Völkern und in allen Gegenden, obwol in einigen mehr als in andern, vorkommen kann. Im Allgemeinen sind die Kakerlaken unter den Menschen ähnliche Erscheinungen, wie unter den Thieren die weißen Kaninchen und die weißen Mäuse. Nach ihrer Abstammung, sowie nach der größern oder geringern Ausbildung ihrer krankhaften Beschaffenheit, hat man den Kakerlaken verschiedene Namen gegeben, und ist erst später zu der Einsicht gekommen, daß alle diese verschiedenen Arten zusammenzurechnen sind. Man nennt sie weiße Neger, Albinos, Blafards, Leukäthiopen, Dondos. Ehemals glaubte man, daß die Kakerlaken vorzüglich nur auf der Landenge von Panama und an den Mündungen des Ganges vorkämen, aber man hat sie seitdem auch in Frankreich, in den Rheingegenden, in Tirol, in Savoyen, in der Schweiz und an andern Orten gefunden. Sie haben ein leichenhaftes, milchfahles Ansehen, ihre Haut ist runzlich, braun mit weißen Sprenkeln, bei den Albinos ganz weiß, die Augen sind roth und enthalten kein schwarzes Pigment, die Haare sind milchfahl. Die Beschaffenheit ihrer Augen bringt es mit sich, daß sie das Tageslicht nicht wohl vertragen können und daher lieber in der Dämmerung und bei Mondschein ausgehen. Verschiedene Naturforscher haben ihnen wegen dieses Umstandes den Namen Nachtmenschen gegeben. Sie sind äußerst schwächlich, vermögen nur selten Kinder zu zeugen, die aber stets den Ältern gleich werden, und haben gewöhnlich nur sehr geringe Geistesfähigkeiten. Aus Schlegel's »Beiträgen zur nähern Kenntniß der Albinos« (Meiningen 1824) sieht man aber, daß es auch geistig fähige und ausbildsame Albinos gibt. – Kakerlaken werden von den Indianern auch gewisse Arten von Schaben genannt, namentlich die Riesenschabe (lat. Blatta gigantea), welches Insekt in den indianischen Wäldern vorkommt und gegen drei Zoll groß wird. Sie ist dunkelbraun und glänzend und hat fuchsrothe und gelbliche Flügeldecken. In Schiffen und Vorrathskammern werden mehre dieser Schabenarten sehr schädlich, weil sie eine außerordentliche Gefräßigkeit besitzen und sich sehr schnell vermehren.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 530.
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