Ziegen

[799] Ziegen (die) gehören zu den wiederkäuenden Säugthieren, haben nach oben und hinten gerichtete Hörner, einen Bart am Kinn und kurzen Schwanz. Unsere zahme Ziege (Geis) stammt wahrscheinlich von der noch auf dem Kaukasus vorkommenden wilden, auch Bezoarziege ab, welche röthlichgrau sieht, größer als die zahme ist und bei der man oft Bezoarsteine (s.d.) findet. Die zahme oder Hausziege ist als Hausthier in allen Erdtheilen verbreitet, gedeiht besonders in Gebirgs- und Waldgegenden und wird in manchen fast so häufig wie die Schafe gehalten. In Deutschland ist sie besonders im Süden zahlreich, wo sie häufig von armen Leuten gehalten wird, die nicht das Futter für eine Kuh, wol aber für eine Ziege und ein Schwein aufzubringen vermögen. Auch ist die Ziege allerdings ein sehr nutzbares Thier und der Schade, welchen sie durch Benagen der Hecken und jungen Bäume anzurichten geneigt sind, ist durch gehörige Beaufsichtigung zu vermeiden. Eine ganz vorzügliche Nutzung gewährt die Milch der Ziegen, welche im Verhältnisse davon weit mehr als die Kuh geben; sie gilt für der Gesundheit besonders zuträglich und wird sogar in manchen Krankheiten vom Arzte empfohlen, die daraus bereiteten Käse aber sind allgemein beliebt und werden dem Kuhkäse vorgezogen. Das Fleisch der Ziegen ist zwar nicht überall verkäuflich, aber für den Verbrauch im Hause [799] immer geeignet, von jungen Ziegen aber wird es an vielen Orten verhältnißmäßig theuer bezahlt. Von den Ziegenböcken wird meist nur der Talg benutzt, weil das Fleisch einen zu widrigen Geschmack besitzt. Stets begehrt sind die Häute der alten und jungen Ziegen, aus denen man Saffian, Corduan, Pergament, Handschuhleder bereitet, und die Bockfelle liefern ein sehr dauerhaftes Leder, das vorzüglich zu Beinkleidern verarbeitet wird. Die Hörner werden vom Drechsler benutzt, das Ziegenhaar gibt Pinsel, Stricke, wird auch gesponnen und zu groben Decken, feineres zu Tüchern und Strümpfen verwendet und diese werden von besonderer Weichheit an manchen Orten aus dem Flaum gefertigt, welchen man zu diesem Behuf mit Eintritt der wärmern Jahreszeit von den Thieren durch Kämmen derselben sammelt. Die Ziegen werfen 1–4 Lämmer zugleich, vermögen aber selten mehr als zwei zu nähren, daher man ihnen nicht mehr lassen darf. Durch ihr vorzüglich seines Haar ausgezeichnet sind die Angora- oder Kämelziege (s.d.), die Kaschmirziege (s.d.). Ausführlich handelt über die Ziegen Krause's »Ziegenzucht oder ausreichender Unterricht über die Naturgeschichte und mannichfaltige Benutzung derselben und über ihre Krankheiten u.s.w.« (Lpz. 1831.)

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 799-800.
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