[703] Gōtik, der gegen Ende des 12. Jahrh. in Südfrankreich aufgekommene und von dort allmählich über den größten Teil Europas sich verbreitende Stil, der im 16. Jahrh. vom Stil der Renaissance abgelöst wurde, aber im 19. Jahrh., wie auch noch heutzutage, ganz bes. im Kirchenbau Anwendung fand. Das Hauptkennzeichen der G. ist der Spitzbogen (Spitzbogenstil), mit dem, im Gegensatz zum roman. Rundbogen, selbst die schlanksten, höchstgezogenen Bauglieder oben abschließen können (s. Fiale, Krabbe, Kreuzblume nebst Textfiguren); charakteristische Zierrate sind Dreipaß, Fensterrose, Maßwerk, Wimperg (s.d. nebst Textfiguren), ferner das Blätterkapitäl (s.d. nebst Abb. 219). Über die Entwicklung des got. Stils bei den einzelnen europ. Völkern s. Deutsche Kunst, Englische Kunst, Französische Kunst etc. sowie die Tafeln: Gotik I u. II; Proben kunstgewerblicher Gegenstände im got. Stil zeigt Tafel: Kirchengeräte. – Vgl. Gonse, L'art gothique (1890); Ungewitter, Lehrbuch der got. Konstruktionen (4. Aufl., 2 Bde., 1900-3).