Wismut

[992] Wismut (lat. Bismutum, chem. Zeichen Bi), früher Aschblei, ziemlich seltenes Metall, findet sich hauptsächlich gediegen in Urgebirgsgesteinen, auf Kobalt-und Silbergängen, ferner als Wismutocker, Wismutglanz, Kiesel-W. bei Schneeberg in Sachsen, in Chile, Peru etc., wird durch Ausschmelzen aus den Erzen gewonnen, ein Teil wird als Nebenprodukt bei der Verhüttung von Nickel- und Kobalterzen erhalten. W. ist ein rötlichweißes, glänzendes, ziemlich hartes und sprödes Metall, kristallisiert in Rhomboedern, hat das spez. Gewicht 9,8, Atomgewicht 208,5 und schmilzt bei 264°, ist bei Rotglut destillierbar, an der Luft beständig; der schlechteste Wärmeleiter unter den Metallen. Es dehnt sich beim Erstarren aus, ist in verdünnter Salzsäure und Schwefelsäure unlöslich, wird von heißer konzentrierter Schwefelsäure und von Salpetersäure zu den betreffenden Salzen gelöst. Wismutlegierungen (Rosesches, Woodsches Metall) sind meist leicht schmelzbar; eine Legierung von 6 Teilen W., 3 Zinn, 13 Blei dient zum Abgießen von Münzen, eine von 5 W., 2 Zinn und 3 Blei (Lichtenbergs Metall) zum Klischieren von Holzschnitten; Wismutbronze (52 Kupfer, 30 Nickel, 12 Zinn, 5 Blei, 1 W.) wird zu Spiegeln und Lampenreflektoren verarbeitet. In seinen Verbindungen ist W. gewöhnlich dreiwertig; die praktisch verwendeten leiten sich meist von dem einwertigen Radikal Bismutyl ab; Wismutoxyd (Wismuttrioxyd) entsteht beim Verbrennen von W. oder beim Glühen des Nitrats als gelbes Pulver, dient zur Darstellung stark lichtbrechender, schwerer Gläser (verwendet als Flintglas und Straß), in der Glasmalerei und zu Porzellanlüsterfarben; Wismutoxydhydrat (Bismutylhydrat) fällt aus der Lösung von Wismutsalzen durch Alkalien als weißes Pulver; Wismutchlorid (Chlor-W.), aus W. und Chlor oder Königswasser gewonnen, dickflüssige, destillierbare, farblose, beim Erkalten kristallinisch erstarrenden Masse (Wismutbutter); löst sich in wenig Wasser klar auf; durch viel Wasser wird Wismutoxychlorid (Bismutylchlorid) gefällt als weißes, unlösliches Pulver, dient als Schminke (Wismutweiß, Perlweiß, Blanc d'Espagne), ist aber giftig und färbt sich in schwefelwasserstoffhaltiger Luft braun; Wismutoxyjodid (Bismutyljodid) fällt als rotes, unlösliches Pulver aus Wismutlösungen durch Jodkalium, Antiseptikum; neutrales salpetersaures W. (Wismutnitrat) wird aus W. durch Salpetersäure beim Eindampfen kristallinisch erhalten; liefert mit Wasser basisches Wismutnitrat (Bismutylnitrat, Magisterium Bismuti), ein blendend weißes Pulver, in Wasser unlöslich, dient als Schminke (Wismutweiß) und als Arzneimittel; medizinisch werden auch viele organische Wismutverbindungen benutzt, von denen das basische Wismutgallat und das basische Wismutsalizylat offizinell sind; Wismutsulfid (Schwefel-W.) findet sich in der Natur als Wismutglanz und fällt aus Wismutlösungen durch Schwefelwasserstoff als schwarzbrauner, in Salzsäure unlöslicher Niederschlag.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 992.
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