[69] Aëdon. Von ihr gibt es eine zwiefache Mythe. Nach der ersten war sie Pandareus Tochter und Gemahlin des Zethos, eines Bruders von Amphion, dessen Gemahlin Niobe die kindergesegnete war. Auf das Mutterglück derselben eifersüchtig, sie hatte nur einen einzigen Sohn, wollte sie den ältesten Sohn der Niobe tödten, aber aus Versehen mordete sie ihren eignen. In ihrer Verzweiflung verwandelte sie Zeus in eine klagende Nachtigall. Nach der zweiten Mythe war der Künstler Polytechnos ihr Gatte, sie selbst eine kunstfertige Weberin. Beide lebten so glücklich, daß sie sich übermüthig rühmten, glücklicher als Zeus und Hera zu sein. Hera sandte, um sie für diese Vermessenheit zu bestrafen, die Zwietracht, Eris, zu ihnen, die sie entzweite, und zu mehreren unnatürlichen Verbrechen verleitete, nach welchen sie in eine Nachtigall, ihr Bruder Pandareus in einen Meeradler, dessen Gemahlin in einen Eisvogel, ihre Schwester Chelidonis in eine Schwalbe, und Polytechnos in einen Pelikan verwandelt wurden. –ch–