Beredsamkeit

[11] Beredsamkeit ist, allgemein genommen, die Fähigkeit, sich so passend auszudrücken, daß der bei der Rede beabsichtigte[11] Zweck erreicht wird. Diese muß das Eigenthum eines jeden, in geselligen Verhältnissen lebenden Menschen sein. Beredsamkeit als Kunst hingegen hat es, wie alle Kunst mit dem Inhalte, der entweder belehren oder überreden soll, und mit der Einkleidung, wodurch Belehrung oder Ueberzeugung auf's Schnellste erzielt wird, also mit der Idee und der Form zu thun, in deren harmonischer Verwebung das Künstlerische eben ruht. Die beste Rede ist die, welche den beabsichtigten Zweck mit den einfachsten Mitteln erreicht. Unter den Griechen zeichnete sich Demosthenes, bei den Römern Cicero (s. d.) als Redner aus. In neuerer Zeit hat England und Frankreich große Redner – aber meist politische – hervorgebracht. Der Engländer spricht einfach, aber durchdringend, scharfsinnig; der Franzose enthusiastisch, hinreißend, elegant. Unter den deutschen Kanzelrednern zeichnete sich Schleiermacher (s. d.) aus.

B–l.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 11-12.
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