[112] Derwisch, eine Art Mönchsorden im Orient. Wie in der christlichen Religion, so haben sich nun auch in der muhamedanischen Corporationen von Geistlichen gebildet, welche sich Religionsgesetzen unterwerfen, die für andere nicht gesetzmäßig sind, und sich durch solche dem Himmel nähern und zur Seligkeit vorbereiten. Zu diesen gehören auch die Derwische (Arabisch Bettler, Fakir, weil sie meistens vom Betteln leben) ein Orden, 1294 zu Konieh in Karamanien gestiftet, woselbst ihr Ordensgeneral in einem prachtvollen, auf 5000 Brüder eingerichteten Kloster wohnt. Jetzt sind kaum 500 dort, und von diesen vier Fünftheile immer auf Reisen. Die regulären Derwische kleiden sich in ein langes, äußerst faltenreiches Gewand, das unter der Brust durch einen Gürtel befestigt wird, an welchem die Tespi (eine Art Rosenkranz mit 99 Kugeln, die Eigenschaften und Beinamen Allah's bezeichnend, welche man wie den Rosenkranz abbetet), hängen. Ihr Haupt ist mit einer kegelförmigen, oben[112] abgestumpften Filzmütze bedeckt. Die Hauptandachtsübung besteht sehr sonderbar in einem beständigen Drehen, wodurch ihr faltiges Gewand sich schirmartig ausbreitet, und sie einem Kreisel ähnlich herum fliegen, bis sie betäubt zu Boden stürzen. Diese Derwische sollen mild und wohlthätig gegen Jedermann, tolerant besonders gegen die Christen sein. Die nicht regulären sind meistentheils bettelnde Betrüger, welche in tiefster Verachtung leben.
V.