Kämme

[52] Kämme, dienen bekanntlich dazu, das Haar zu ordnen, zu reinigen und aufzustecken; aber erst seitdem die Mode der künstlichen Frisuren und großen Kopfzeuge vorüber gegangen, ward die Nothwendigkeit dem schlichten oder geflochtenen Haare eine Befestigung[52] auf dem Haupte zu geben, die Ursache zur Einführung des Aufstecke-Kammes der Frauen. Aus Horn, Schildpatt und Metall verfertigt, schmückte die immer fortschreitende Industrie ihn, der erst ganz einfach gewesen war, bald mit den schönsten Zierathen und vor wenig Jahren sahen wir deren, die in gewaltigen Dimensionen gleich einer Krone auf dem Scheitel der Damen thronten, und die künstlichsten durchbrochnen Figuren zeigten. Andere belegte man mit Perlmutter und bunten Steinen, und nachdem Alles zur Verschönerung des Aufstecke-Kammes aufgeboten worden war, wiederholte man das goldne Diadem der Römerin, doch nur in Vermeil, falschen Steinen und unächten Perlen, bis auch diese zu dem Sonntagsputze der untern Klassen verwiesen wurden. Die Modedamen adoptirten statt ihrer den einfachen, als Diadem gebogenen Hornreif, der ihre breiten Haarflechten stützte, und nachdem diese den Apolloschleifen mit ihren Variationen Platz gemacht hatten, blieb Diadem und Aufstecke-Kamm gänzlich weg. Gegenwärtig finden wir in den Haaren der Damen nur noch hier und da bei widerspenstigem Gelock den Nackenkamm und die kleinen dünnen Seiten- oder Lockenkämmchen, welche jedoch bei den beliebten Schalen (coques) und Flechten (nattes) ebenfalls unnöthig sind. Vergebens bemühten sich noch bis jetzt die Kammverfertiger, ihren Producten die lockendsten, geschmackvollsten Formen zu geben, allein noch widerstrebt ihnen die Mode hartnäckig und nur kleine Zierathen, in dieß Fach gehörig, als Pfeile und kleine Krönchen von Horn, werden mitunter von ganz jungen Mädchen gewählt. Der eigentliche Kamm in Horn, Holz und Messing erscheint nur noch auf den Häuptern der Landbewohner. Die Kämme der vornehmen Römerinnen bestanden gewöhnlich aus Buchsbaumholz oder Elfenbein und waren in der Mitte oft mit eingegrabenem Bildwerke geziert.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 52-53.
Lizenz:
Faksimiles:
52 | 53
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika