Lazzaroni

[303] Lazzaroni Nachlässig auf dem Boden hingestreckt oder in köstlicher Trägheit auf den Steinplatten des Hafens und dem Marmor der Chiaja träumend, halbgekleidet, trunken von frischer Luft, vom Anblicke des Golfs und eines wolkenlosen Himmels, zufrieden mit etwas Maccaroni und einem Schluck Eiswasser, leben in Neapel mehrere Tausend Menschen, ohne Obdach, ohne wesentliche Beschäftigung, sich dem Zufalle überlassend, arm, aber zufrieden, eine eigene Klasse bildend, die man mit dem Namen Lazzaroni bezeichnet. Früher gab es an 40,000, jetzt aber deren viel weniger, weil die Regierung doch für gut befunden hat, durch strengere Aufsicht diese große Masse der menschlichen Gesellschaft[303] nichts nützender Individuen zu decimiren. Unrecht thäte man aber, wollte man die neapolitanischen Lazzaroni mit Dieben in eine Kategorie stellen; sie haben nur das dolce far niente des Italieners zu ihrem Lebensmotto gewählt. Wie verschieden der Pariser Lazzaroni von dem Neapels sei, beweist dessen Sprichwort: »Es gibt kein schlechtes Gewerbe.«

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 303-304.
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