[458] Noviciat. Da die geistlichen Orden in der katholischen Kirche gewöhnlich eine sehr strenge Ordensregel vorschreiben, diese aber theils schwer zu erlernen ist, theils nur durch lange Uebung zur Gewohnheit wird, so hat man in den Klöstern die Sitte eingeführt, einem jeden neu aufzunehmenden Ordensgliede die Zeit eines Jahres zu vergönnen, binnen welcher sie die zu beobachtenden Regeln erlernen und mit den üblichen Gebräuchen des Ordens sich bekannt machen können. In dieser Zeit sollen die Novizen (Neulinge) nicht nur die niedrigsten Arbeiten verrichten, sondern auch die beschwerlichsten Uebungen und Prüfungen bestehen, um dadurch den Dienst ihres Ordens zu erlernen. Sowohl zukünftige Mönche als Nonnen müssen diese schwere Zeit bestehen. Sie stehen unter dem Novizenmeister, einem Ordensgeistlichen, dem sie von den unbedeutendsten Handlungen strenge Rechenschaft geben und sich dabei den härtesten Strafen unterwerfen müssen. Einige Orden und Klöster nehmen hinsichtlich des Nnoviciats besondere Rücksicht auf den Stand der Novizen, um dieselben nicht durch zu strenge Zucht von dem Klosterleben abzuschrecken.
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