[119] Pasteten, von dem italienischen pasta, der Teig, der Triumph der französischen Küche, gelten allen Gourmants als das Höchste der Gaumenlust. Halb Fleischgericht, halb Bäckerei, lassen sie der Variationen unzählige zu, und da ihre Bereitung aus jedem Kochbuche zu ersehen, so erwähnen wir derselben hier nicht, sondern bemerken nur noch die Laien in der art culinaire, sich mit den gewöhnlichen Schinken oder Rephühnerpasteten zu begnügen, und nicht nach den vielgerühmten Straßburger Gänseleberpasteten zu verlangen, indem nur ein ganz starker, an dergleichen gewöhnter Magen sie zu verdauen vermag. Statt des sonst gebräuchlichen Farce nämlich, bildet das reine Gänsefett bei diesen das Bindungsmittel der Füllung, und zwischen den faustgroßen Leberstücken finden sich eben so große, damit ausgegossene Räume. Pasteten von indianischen Vogelnestern sollen etwas höchst Delikates sein, doch erhält man dergleichen nur sehr selten in Europa, und legt auch jetzt nicht mehr so viel Werth darauf, als vormals, wo[119] sie zum größten Tafelluxus gehörten. Einer der barocksten Einfälle aus jenen Zeiten war es endlich, Zwerge in große Pasteten zu verstecken, und Sachsens Chronik bewahrt noch die Erinnerung an den witzigen Polen Bebe, der einst auf diese Weise an der Tafel König August's des Starken figurirte. Nach Oeffnung der Pastete spazierte der arme Gefangene zwischen den Gedecken umher, und seinem Witze blieb es vorbehalten, den Damen Artigkeiten, den Männern Sottisen zu sagen. Wir können nicht unterlassen, die Leserinnen auf das aufmerksam zu machen, was der geniale Rumohr über diesen Gegenstand in seinem »Geist der Kochkunst« 17. Kapit. S. 77 anführt.
F.