[731] Nihilismus: Verneinungs-Standpunkt. Der theoretische Nihilismus leugnet jede Erkenntnismöglichkeit, jede allgemeine, feste Wahrheit (erkenntnistheoretischer Nihil.), jede Realität der Außenwelt als solcher, der Vielheit der Dinge (metaphysischer Nihil.). Der ethische Nihilismus erkennt keine absoluten Werte und Normen des Handelns an. Das Wort »Nihilismus« kommt schon bei JACOBI (für Solipsismus, (s. d.)) vor; im praktischen Sinne »Nihilist« bei TURGENJEW (Väter u. Söhne).
Nach dem Sophisten GORGIAS ist nichts ouk estin ist kein Sein. Wäre aber selbst ein Sein, so wäre es nicht erkennbar agnôston kai anepinoêton wenn selbst erkennbar, so nicht mitteilbar, wegen der Subjectivität der Sprache (Sext. Empir. adv. Math. VII, 65, 77 squ.). – Einen erkenntnistheoretischen Nihilismus, für den die Welt ein Chaos ohne festes Sein, unsere Erkenntnis rein subjectiv-anthropomorph ist, lehrt (als Durchgangstheorie) NIETZSCHE (s. Erkenntnis, Wahrheit; vgl. WW. XV). Einen »transcendenten Nihilismus« lehrt P. MONGRÉ, der keine »wahre« Welt als Urbild der »scheinbaren« annimmt (Das Chaos S. 188), das »schrankenlose Chaos« ist die Wirklichkeit (l.c. S. 188 ff.).[731]