[71] Parallelismus, logischer, ist das von verschiedenen Philosophen angenommene, postulierte Verhältnis zwischen Denken und Sein, wonach den Denkgesetzen, Denkformen bestimmte analoge Seinsgesetze, Seinsformen als Correlate parallel gehen, entsprechen, ohne daß Denken und Sein identisch (s. d.) sind. In diesem Sinne lehren PLATO, ARISTOTELES, viele Scholastiker. SPINOZA betont: »Ordo et connexio idearum idem est ac ordo et connexio rerum« (Eth. II, prop. VII). In neuerer Zeit ist dieser Standpunkt zuerst bei SCHLEIERMACHER zu finden. »Da nun die Vernunfttätigkeit gegründet ist im Idealen, die organische aber als abhängig von den Einwirkungen der Gegenstände im [71] Realen: so ist das Sein auf ideale Weise so gesetzt wie auf reale, und Ideales und Reales laufen parallel nebeneinander fort als Modi des Seins« (Dialekt. S. 75). Das Denken entspricht dem Sein (l. c. S. 321). Nach TRENDELENBURG ist die »logische ein Gegenbild des realen Ganzen« (Log Unters I2, 358. s. Bewegung). Nach BENEKE besteht zwischen den logischen und den Seins-Formen das Verhältnis des Parallelismus (Syst. d. Log. I, 199). LOTZE erklärt: »Das Denken, den logischen Gesetzen seiner Bewegung überlassen, trifft am Ende seines richtig durchlaufenen Weges wieder mit dem Verhalten der Sachen zusammen« (Log. S. 552). Nach ULRICI gelten die logischen Gesetze auch für das reale Sein der Dinge. Nicht Identität, aber Übereinstimmung besteht zwischen Denken und Sein (Gott u. d. Nat. S. 560). Auch ÜBERWEG statuiert einen Parallelismus zwischen Denk- und Seinsformen (Log. S. 52). So auch E. DÜHRING: »Das ideelle System ist auch die Schematik aller Realität« (Cursus S. 39). Auch RIEHL (Philos. Krit. I, 24). »Es ist dieselbe Wirklichkeit, aus der unsere Sinne stammen und die Dinge, die auf unsere Sinne wirken. Die nämliche schaffende Macht, die schon in den einfachsten Dingen am Werke ist, setzt ihr Werk in uns, durch uns fort. Sie ist die gemeinsame Quelle von Natur und Verstand. Sie hat den Dingen ihre begreifliche Form gegeben und uns das Vermögen, zu begreifen. So stiftete sie zwischen den Natur- und Denkgesetzen jene Harmonie, welche im einzelnen zu vernehmen Ziel und Lohn aller Forschung ist« (Zur Einf. in d. Philos. S. 167). Nach VOLKELT gehen Denken und Sein im »Urquell« beider zusammen (Erfahr. u. Denk. S. 201). Nach WUNDT darf der logische Parallelismus nicht schon vorausgesetzt werden. Nur dies darf angenommen werden, daß »das Denken ein zur Erkenntnis geeignetes Werkzeug und hierdurch befähigt sei, schließlich eine Übereinstimmung unserer Begriffe mit den Erkenntnisobjecten zu erreichen« (Log I, 5). Vgl. Denkgesetze.