Christophorus

Fig. 42. St. Christoph.
Fig. 42. St. Christoph.

[105] Christophorus, heiliger, soll nach den alten Martyrologien zu Samos in Lycien gelebt, viele Heiden zum Christentume bekehrt und seine Heldenlaufbahn durch ein glorreiches Martyrium unter Kaiser Dagnus oder Decius besiegelt haben. Nach der späteren Legende gehörte Christophorus zum Volke der Caninäi oder Chananäi, war hundsköpfig und 12 Ellen hoch. Durch das Wunder einer in den Boden gestellten eisernen[105] Rute, die er Blätter und Blüten treiben lässt, bekehrt er 18000 Bewohner der Stadt Samos zum Christentum. Deshalb und weil er während seiner Marterung auch viele weitere Tausende vou Heiden belehrt hat, lässt ihn König Dagnus auf einer glühenden eisernen Bank rösten und durch Pfeilschüsse töten; doch wehen starke Winde die Pfeile rechts und links an ihm vorbei, ja einer fliegt dem König Dagnus ins Gesicht und beraubt ihn eines Auges. Er stirbt, nachdem er dem geblendeten König Beschmierung des Auges mit einem im Namen Christi angerührten Kote angeraten, worauf der König, dem das Mittel zum Augenlichte verhilft,[106] sich selber zum Christentum bekehrt. Die allgemein verbreitete Form der Christophorus-Legende bietet jedoch die Legenda aurea. Nach dieser Auffassung dient Christophorus zuerst dem Teufel, dann, um mit Christo, dem Stärkeren als der Teufel, bekannt zu werden, übernimmt er den Dienst eines Fährmanns oder Trägers armer Wanderer über einen Fluss Da lässt sich nun auch das Christkindlein von ihm übersetzen, taucht ihn mitten im Strome unter und legt ihm so taufend den Namen Christophorus, Christusträger bei. Es giebt auch mittelalterliche deutsche Christophorusgedichte. Ohne Zweifel sind bei dieser Form germanisch-heidnische Elemente thätig gewesen. Sehr häufig wurde sein Bild in kolossaler Grösse an den Mauern der Kirchen, Rathäuser und Wohnhäuser angebracht, auch, aber nicht kolossal, unter Kanzel- und Sakramentshäuschen. Der früheste aller datierten Holzschnitte ist der sog. Buxheimer Christoph aus dem Jahre 1423. Hochler in der 2. Aufl. von Herzogs-Real-Encycl. Monographie von Hauthal: Der grosse Christoph. Berlin 1843, siehe Fig. 42 aus Schasler, Geschichte der Holzschneidekunst.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 105-107.
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