Keule

[493] Keule. Unstreitig die älteste aller Trutzwaffen ist die Keule oder der Kolben (Streitkolben). Aus einem jungen Baumstamm oder einem starken Ast war sie mit leichter Mühe herzustellen. Tacitus Germania redet von brandharten Keulen, welche die spätere Heldensage mit den Eisenstangen (îsen stangen) den Riesen, die romantische Dichtung vorzugsweise den Heiden beilegt. Der Kolben besteht aus einem hölzernen oder eisernen Stiel, der in einen kugel-, ei- oder birnförmigen Knopf ausläuft. Ist er mit Stacheln besetzt, so wird die Waffe zum Morgenstern (bourlote, bourlette), welcher besonders im 14. und 15. Jahrhundert in Deutschland und der Schweiz (Schweizerprügel) sehr verbreitet war und besonders in den Volksaufständen und Bauernkriegen eine traurige Berühmtheit erlangt hat. Er verdankt seinen Namen den strahlenförmig angebrachten Stachelspitzen und ist in der That oft in der Morgenfrühe fürchterlich über den Köpfen der Feinde aufgegangen. Der Morgenstern war eine Schlagwaffe, mit der man besonders den Kopfschutz des Feindes zu zertrümmern suchte. Das Fussvolk führte den grossen, zweihändigen, mit 2 m langem Schaft, die Reiterei den kleinen. Mit lanzenartiger Spitze diente er auch als Stosswaffe, später mit einem Feuerrohr als Schiessprügel.

Mit einer beweglichen stachligen Kugel versehen, wird die Keule zur Schlachtgeissel (Kriegsflegel). Dieselbe wurde dem deutschen Krieger bekannt durch den Einfall der Hunnen. Das flagellum, frz. flael, fléau, engl. military-flails oder holy waterspringlers bestand aus dem Schafte und dem »Bengel« (Schläger), mit oder ohne Eisenspitzen, welch letzterer meist an einer Kette hing und mit grosser Wucht geschwungen wurde. Der Unkundige verwundete sich beim Rückprall der Kugel selber.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 493.
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