[1391] IVNO, ónis, Gr. Ἥρα, ας, (⇒ Tab. IX.)
1 §. Namen. Ihren lateinischen Namen führen einige von Iuvo, ich helfe, Cic. de N.D. l. II. c. 26. p. 1183. a. andere aber von Iovis, quasi Ioveno, her; Becmann. Orig. L. L. in Iuno. Den griechischen hat sie, nach einigen, von ἐρατὴ, liebenswürdig, wegen Jupiters Liebe zu ihr, oder auch wohl von ἀὴρ, die Luft, die sie bedeutet, Plato Cratyl. p. 278. und, nach andern von ἱερα, heilig, weil sie den Feyerlichkeiten der Ehe vorstund. Gyrald. Synt II. p. 118.
2 §. Aeltern und Geburtsort. Jene waren Saturn und Rhea. Apollod. l. [1391] I. c. 1. §. 3. Sie wurde mit ihrem Bruder, dem Jupiter, zugleich geboren, daher es denn der Rhea desto leichter fiel, den Saturn zu betriegen, und, indem sie ihm diese Juno wies, den Jupiter indessen bey Seite zu schaffen; Enn. ap. Lact Inst. l. I. c. 14. §. 3. Andere wollen dagegen, sie sey noch vor dem Jupiter geboren, allein, auch selbst von ihrem Vater dem Saturn mit verschlungen worden. Apollod. l. c. Jedoch habe er sie hernach wieder von sich gegeben, als ihm Metis ein besonderes Brechmittel beygebracht hatte. Id. ib. c. 2. §. 1. Was den Ort anbelanget, wo sie geboren worden, so geben einige dafür die Insel Samos an, als in welcher sie an dem Flusse Imbrasus, unter einem so genannten Keuschbaume, jung geworden seyn soll; Pausan. Ach. c. 4. p. 403. Andere hingegen wollen, daß sie zu Argos geboren worden. Strabo l. IX. p. 413. Diesem aber widersprechen die Aegypter durchaus, als welche solche Göttinn für ihre Landsmänninn angeben; Diod. Sic. l. I. c. 13. p. 9. und auf ihre Art wohl auch das beste Recht haben.
3 §. Auferziehung. Diese soll wieder, nach einigen, von dem Temenus, des Pelasgus Sohne, zu Stymphalus, geschehen seyn. Pausan. Arcad. c. 22. p. 487. Andere geben Asterions Töchter, Euböa, Prosymna, und Akrea, für ihre Ammen an. Id. Corinth. c. 17. p. 114. Nach noch andern ist sie von den Horen, Olen. ap. eumd. ib. c. 13. p. 108. oder auch selbst von dem Ocean und der Tethys erzogen worden. Homer. Il. Ξ. v. 201. Ovid. Metam. Il. 527.
4 §. Heurath und Ehestand. Ihr Liebhaber war ihr eigener Bruder Jupiter, und ihre Verheurathung geschah auf der Insel Samos, wo sie erwachsen war. Lactant. Instit. l. I. c. 17. §. 8. Er hatte ihr lange nachgestellet. Als sie daher einstens beym Spazierengehen sich von ihren Gefährtinnen etwas entfernete, und an dem Berge Thornax niedersetzete, so erregete er ein großes Ungewitter, wovon die Luft ganz kalt wurde. Er selbst verwandelte sich in einen Guckguck und kam ganz naß und von Kälte zitternd vor ihre Füße. In [1392] der Meynung, daß er ein rechter Vogel wäre, erbarmete sie sich seiner, und schlug ihre Kleider um ihn. Allein, Jupiter nahm seine rechte Gestalt wieder an und muthete ihr sonst etwas zu. Sie wollte aber nicht daran und fürchtete sich insonderheit vor ihrer Mutter; da er ihr denn schwur, daß er sie förmlich heurathen wollte. Von dieser Begebenheit wurde der Berg nachher Coccygius, der Guckgucksberg, genannt, und sie führete einen Guckguck auf ders, Spitze ihres Zepters. Aristotel. ap. Schol. Theocr. ad Idyl. XV. 64. Doroth. ap. Nat. Com. l. II. c. 4. Cf. Pausan. Corinth. c. 17. p. 115. & c. 36. p. 153. Nach andern floh sie vor seinen Nachstellungen und kam zu einem Achilles in seine Höhle, der ihr denn zurieth, sich dem Jupiter zu ergeben. Ptolem. Heph. l. VI. p. 332. Sieh Achilles. Die feyerliches Vermählung geschah darauf in dem gnossischen Gebiethe, nicht weit von dem Flusse Therene, wo man das Andenken derselben jährlich durch eine getreue Vorstellung desjenigen, was nach der gemeinen Sage dabey vorgegangen, zu erneuern pflag. Diod. Sic. l. V. c. 72. p. 339. Es wurden alle Götter, alle Menschen und alle Thiere dazu eingeladen. Serv. ad Virg. Aen. I. 509. Nur hatte Chelone dabey das Unglück, zu einer Schildkröte zu werden. Sieh Chelone. Doch Jupiter blieb ihr nicht lange getreu, und es setzete also Zankens und Streitens genug zwischen ihnen beyden. Da sie sich nun an dem Jupiter selbst nicht rächen konnte, so mußten es insgemein dessen Buhlschaften entgelten, sie mochten ihm nun mit Willen oder gezwungen zu Gefallen gewesen seyn. Jedoch als sie dereinst eben auch aus Eifersucht wider den Herkules, einen Sohn eines solchen Kebsweibes, einen ganz ungemeinen Sturm auf der See erweckete, so nahm sie Jupiter dafür, band ihr zween Ambose an die Füße, die Hände aber mit goldenen Ketten zusammen, und hieng sie also zur Strafe bey den Haaren eine Zeitlang zum Himmel hinunter. Er drohete ihr auch nachher wohl zuweilen mit Schlägen dazu, ohne was die schönen [1393] Titel waren, die sie dann und wann von ihm bekam. Homer. Il. Ο. v. 17. Mannichmal setzete sie auch ihren Kopf auf und gieng davon; da denn Jupiter sie wieder zu besänftigen suchete. Einen lustigen Vorfall von der Art sieh unter Cithæron. Zu einer andern Zeit beredete sie sich mit dem Neptun und der Pallas, den Jupiter zu binden, wovon ihn noch Thetis befreyete. Hom. Il. Α. 399. Doch brauchete sie auch zuweilen alle Kunstgriffe ihn zu gewinnen und zur Liebe zu bewegen, so daß sie dazu von der Venus selbst den Gürtel borgete, in welchen alle Liebreizungen enthalten waren. Ib. Ξ. 153. Endlich aber schied sie sich doch ganz von ihm und lebete wiederum als Witwe zu Stym phalus, wo sie zuerst sollte seyn auferzogen worden. Id. Arcad. c. 22. p. 487.
5 §. Wesen und Thaten. Wie sie die Gemahlinn des Königs der Götter war, also war sie auch die Königinn derselben. Virgil. Aen. I. 50. Dabey war sie die Göttinn der Königreiche, Ovid. Epist. Parid. ad Helen. v. 81. des Reichthums, Hygin. Fab. 92. & Fulgent. l. II. c. 3. und der Ehen. Virgil. Aen. IV. v. 59. & ad ipsum Donat. l. c. Sie trug für den Putz und Schmuck des Frauenzimmers besonders Sorge und soll solchen erfunden haben. Athanas. Orat. cont. gentes c. 18. Man glaubete, daß sie jederzeit von vierzehn Nymphen bedienet würde. Virgil. ib. l. I. v. 71. Unter solchen war Iris die vornehmste. Albric. de Imag. Deor. c. 11. Sie wußte sich ihrer Hoheit und Gewalt auch gegen andere, so wohl Götter, als Menschen, wohl zu bedienen. Diana erfuhr es, da sie ihr ihren eigenen Bogen um den Kopf schlug. Homer. Il. Φ. v. 480. Als Jupiter die Io vor ihr verborgen halten wollte, und sie in eine Kuh verwandelte, so jagte sie solche durch eine Furie in der Welt herum; Ovid. Metam. I. 725. Die Kallisto verwandelte sie in eine Bärinn; Id. ib. II. 474. Die Alkmene hielt sie ganzer sieben Tage und Nächte in der Geburt auf; Id. ib. IX. 292. Die Galanthis, ihre Bedientinn, schleifete sie bey den Haaren herum, und verwandelte sie in eine Wiesel; [1394] Id. ib. v. 317. und den Herkules selbst verfolgete sie, so viel sie konnte. Nat. Com. l. II. c. 4. Die Sides stieß sie in die Hölle; Apollod. l. I. c. 4. §. 3. Latona wurde weit und breit umher getrieben, ehe sie den Apollo und die Diana gebären konnte; Id. ib. §. 1. Den Thebanern, weil Herkules bey ihnen geboren worden schickte sie die Sphinx zur Plage über den Hals; Id. l. III. c. 5. §. 8. den Tiresias machte sie blind; Id. ib. c. 6. §. 7. Sie verursachete, daß Semele durch den Blitz verbrannt wurde; Id. ib. §. 3. verfolgete die Trojaner aufs grimmigste; Homer. Il. Δ. v. 30. Virgil. Aen. I. 47. 67. hetzete die Titanen auf, daß sie den Jupiter von dem Reiche vertreiben sollten, Hygin. Fab. 150. und was alles dergleichen mehr war. Indessen kam sie mit ihrer Eifersucht und ihrem Zorne dann und wann unrechts an. Denn der obgedachten Strafe zu geschweigen, da Jupiter sie dereinst bey den Haaren zum Himmel hinunter hieng; so schoß Herkules, da sie dem Geryon wider ihn beystund, sie mit einem Pfeile in die Brust, daß sie einen höchst empfindlichen Schmerz davon empfand. Homer. Il. Ε. v. 392. Cf. Tzetz. ad Lycophr. v. 49. Uebrigens da alles Götter vor dem Typhöus ausrissen und sich in andere Gestalten verwandelten, verstellete sie sich in eine weiße Kuh. Ovid. Met. V. v. 333. In dem Streite der Götter mit den Riesen giengs ihr Porphyrion zu Leibe; und da er ihr bereits den Schleyer vom Halse gerissen, so rief sie den Jupiter und Herkules um Hülfe an. Apollod. l. I. c. 6. §. 2. Letzterer mußte sie auch beschützen, als die Riesen, Anonymus und Peripnous, sie angriffen. Ptol. Hephæst. l. II. p. 310. Sonst pflag sie sich jährlich in dem Brunnen Kanathus zu baden, wodurch sie denn jedesmal wieder zur Jungfer wurde. Paus. Cor. c. 38. p. 157.
6 §. Kinder. Sie zeugete mit dems Jupiter die Hebe, Ilithyia und den Mars. Hesiod. Theog. v. 922. Einige nennen auch noch eine Arge. Apollod. l. I. c. 3. §. 1. Allein, es soll dafür wohl Ἄρην, Mars, gelesen werden. Gale ad h. l. Den Vulcanus aber, welchen man ihnen [1395] ebenfalls zueignet, Phurnut. de N.D. c. 19. soll sie ohne allen Vater, bloß vom Winde, empfangen haben. Hesiod. l. c. 927. Lucian. de sacrif. p. 365. & Hygin. præf. p. 12. Andere melden, sie habe auch den Mars bloß von Anrührung einer Bluhme, Ovid. Fast. V. v. 229. & ad eum Neapol. l. c. und die Hebe von Essung eines Sallates bekommen. ap. Gyrald. Synt. X. p. 334. Eben so gebar sie, aus Rache wider den Jupiter, ohne sein Zuthun auch den Typhon, da sie auf die Erde hinunter stieg, dieselbe erschütterte und in große Bewegung setzete, wodurch sie denn geschwängert wurde und in Jahresfrist mit einem Kinde niederkam, das weder den Göttern noch den Menschen glich. Hom. hymn. in Apoll. 306–352. Hieraus wollen denn einige schließen, sie habe dem Jupiter so gar reine Farbe nicht gehalten, sondern ebenfalls ihre Kebsmänner aufder Seite gehabt. Banier Entret. V. ou P. I. p. 113. Dess. Eil. der Götterl. III B. 150 S. So soll sie mit dem Eurymedon den Prometheus und zwar noch vor ihrer Vermählung mit dem Jupiter gezeuget haben. Meurs. ad Lycophr. 1283. & Dam. Lex. etymol. p. 2893.
7 §. Verehrung. Ihr Dienst war sehr ausgebreitet: doch wurde sie insonderheit zu Sparta, Mycenä und Argos gar heilig verehret, daher ihr denn diese drey Städte vor allen andern sehr lieb waren. Homer. Il. Δ. v. 51. cf. Al. ab Alex. l. VI. c. 4. & ad eum Tiraquell. l. c. Jedoch hatte auch Samos ihre Gunst; und ganz Karthago war ihr gleichsam gewidmet. Virgil. Aen. I. v. 15. Zu Rom hatte sie ihre Tempel in der IV, V, VI, VIII, IX, XI und XIII Region. Onuphr. Panvin. ap. Rosin. l. I. c. 13. Es waren ihr alle erste Tage der Monate, Macrob. Sat. I. c. 15. nebst dem ganzen Junius heilig. Id. ib. c. 12. Von Thieren waren ihr die Pfaue, Gänse, Guckgucke, Dolen, Strauße und Störche gewiedmet; Voss. Theol. gent. l. IX. c. 21. Zu Opfern wurden ihr junge Kühe, Iuvenal. Sat. VI. v. 48. Lämmer, Virg. Aen. IV. v. 59. und Ziegen gebracht. Pausan. Lacon. c. 15. p. 190. Insonderheit wurde sie von den Müttern verehret, welche ihre Töchter [1396] gern verheurathet wissen wollten. Pausan. Lacon. c. 13. p. 185. Man nannte auch nach ihr die Schutzgeister der Frauenspersonen Junonen die sonst bey den Mannspersonen Genii hießen. Plin. H. N. l. II. c. 8. Daher pflagen solche denn per Iunonem fuam, wie diese per Genium suum zu schworen. Dempst. ad Rosin. A. R. l. II. c. 6. p. 111. Ihre Feste wurden Iunonien oder Heräen genannt, und sonderlich von denen zu Argos, Aegina und Samos sehr feyerlich begangen. Man hielt zween Umgänge zu ihrem Tempel, der auf einer Ebene des Berges Euböa lag; einen von Mannspersonen mit ihren Waffen und den andern von Frauenspersonen, bey welchen die Priesterinn der Juno auf einem Wagen von weißen Ochsen gezogen wurde. Sie war stets eine von den vornehmsten Matronen in der Stadt, und nach ihrem Priesterthume zähleten die Argier, so wie die Athenienser nach der Regierung der Archonten, ihre Jahre. Potter. Archæol. gr. T. I. p. 397. Diese Priesterinnen pflegten der Juno von den Blättern eines Krautes, welches man Asterion nannte, weil es an dem nahe dabey fließenden Flusse wuchs, Kränze zu winden und ihr das Kraut selbst ganz zu bringen. Das Wasser zum Opfer und andern Geheimnissen aber schöpfeten sie aus einem Bache, der Eleutheria hieß. Paus. Corinth. c. 17. p. 114. Wenn der Zug zu dem Tempel gekommen war, so opferte man eine Hekatombe, d.i. hundert Ochsen, wovon das übriggebliebene Fleisch unter die Bürger vertheilet wurde. Von diesem Opfer hieß denn solches Fest auch Hekatomböa. Schol. Pindari ad init. Nem. Χ. Das Opfer selbst aber wurde zuweilen auch λέχερνα, vieleicht von λέχος, das Bette, genannt, weil Juno für die Ehebetten Sorge trug. Potter. l. c. Nach diesem hielt man einige Spiele, worinnen derjenige, der einen auf der Bühne festgemachten Schild herabreißen konnte, Sieger war, und einen ehernen Schild nebst einem Myrthenkranze zur Belohnung erhielt. Diese Spiele wurden daher oft selbst χάλκεος ὰγὼν, der eherne Streit, genannt.[1397] Pindar. Nem. Χ. 41. Es soll sie aber Archinus, einer der argivischen Könige, zuerst angeordnet haben. Schmid. ad Pindar. Olymp. p. 205. Ein anderes solches Fest wurde alle fünf Jahre zu Elis gefeyret, wo sechzehn Matronen der Juno eine Kappe oder ein Peplum weben mußten. Es wurden auch Spiele gehalten, welche Hippodamia ihr zu Ehren angestellet hatte, die durch ihren Beystand mit dem Pelops vermählet worden. Die Vorsteherinnen derselben waren sechzehn Matronen, deren jede eine Magd hatte. Der Wettlauf geschah von unverheuratheten Dirnen, die in Classen abgetheilet waren. Zuerst liefen die ganz kleinen Mägdchen; hernach die von mittlerm Alter und endlich die völlig erwachsenen. Sie hatten alle einerley Kleidung. Ihre Haare waren aufgelöst, ihre linke Schulter bis an die Brust bloß, und ihre Röcke giengen ihnen nur bis an die Knie. Das gewöhnliche Ziel auf der Rennbahne war um ein Sechstheil verkürzet für sie. Diejenigen, welche den Sieg erhielten, bekamen zum Preise einen Kranz von Oelzweigen und ein Stück von denen Ochsen, die geopfert wurden. Sie durften auch der Juno ihre Bildnisse wiedmen. Paus. El. prior. c. 16. p. 317.
8 §. Bildung. Solche findet man noch auf verschiedenen alten Denkmaalen: sie ist aber oft schwer von der Vesta ihrer zu unterscheiden. Montfauc. antiq. expl. T. I. P. I. l. II. c. 5. §. 3. p. 55. Zu Argos war sie in ihrem Tempel als eine große ansehnliche Frau vorgestellet, die auf einem erhabenen Throne saß, auf dem Haupte eine Krone hatte, auf welcher zugleich die Gratien und Horen stunden, in der einen Hand einen Granatapfel, in der andern aber einen Zepter hielt, auf welchem oben ein Guckguck saß, neben sich aber die Hebe stehen hatte. Pausan. Corinth. c. 17. p. 114. Andere geben ihr noch eine Wolke zu, die sich um ihr Haupt zog, imgleichen die Iris, welche einen Regenbogen um sie geschlossen, Pfaue, die auf ihren beyden Seiten stunden, nebst einer Frau, die mit einem Kinde darnieder kam. Albric. de Imag. Deer. c. 2. So [1398] wurde sie auch gebildet, daß sie die Sirenen auf der Hand trug. Paus, Bœot. c. 34. p. 594. Zuweilen fuhr sie auf einem goldenen Wagen, den zween Pfaue zogen, und hatte hinter sich die Iris mit ihrem Regenbogen. Ovid. Met. II. v. 531. cf. Pomey P. II. p. 68. Sonst bedienete sie sich eines mit Pferden bespanneten Wagens. Homer. Il. Ε. 720. Auf dergleichen Wagen sieht man sie denn mit Schilde und Spieße auf einigen Münzen, so wie auf andern auf dem, der von Pfauen gezogen wird. Montfauc. l. c. pl. 22. So wurde sie auch bald mit Hörnern auf dem Haupte, bald mit einem Schilde und Spieße, bald wiederum mit einer Trommel und dem Blitze in den Händen, bald mit einem weißen Diademe auf dem Haupte, und zwischen dem Kastor und Pollux mitten inne, bald noch auf viele von einander abgehende Arten mehr gebildet; nachdem sie diese oder jene vorstellen soll. Chartar. Imag. 2526. cf. Voss. Theol gent. l. IX. c. 21. Kipping. A. R. l. I. c. 7. §. 2. & Struv. Synt. A. R. c. 1. p. 87. seq.
9 §. Beynamen. Die merkwürdigsten derselben sind:
Adulta, Aegophagga, Alea,
Bunæa, Calendaris, Caprotina,
Curitis, CypraDirphya,
Domiduca, Equestris, Februa od.
Februalis, Feronia, Fluonia,
Hyperchiria, Imbrasia, Interduca,
Iterduca, Iuga s. Iugaliss. Iugatina,
Lacinia, Lucetia, Lucinia,
Populonia, Pronuba, Prosymna,
Puella, Regina, Rhescynis,
Vidua, Vnxia, Zeuxidia,
und Zygia, welche an ihren Orten nachzusehen sind.
10 §. Eigentliche Historie. So fern Jupiter ein wahrer König gewesen, kann sie auch dessen Gemahlinn gewesen seyn, mit der er sich nach der Perser und Assyrer Weise verbunden. Lucian. de sacrific. p. 364. T. I. Opp. Die [1399] Erzählung von seiner Verheurathung soll dabey nichts weiter hinter sich haben, als daß er solche durch seinen Vertrauten betreiben lassen, der sie denn mit vieler Geschicklichkeit zu Stande gebracht. Ban. Erl. der Götterl. III B. 144 S. So fern aber Jupiter nur ein Ehrennamen der alten Könige gewesen, so kann auch Juno für dergleichen gehalten werden. Vornehmlich war sie wohl eine Prinzessinn von dem Geschlechte der Titanen. Banier Entr. V. ou P. I. p. 111. Es steht dahin, ob sie mit der Astarte, Venus und Latona einerley gewesen. Huet. D. E. Propos. IV. c. 10. §. 3. p. 249. Daß sie aber mit des Mosis Frau, der Zypora, einerley seyn soll, werden vielleicht die wenigsten glauben. Id. ib. p. 252.
11 §. Anderweitige Deutungen. Insgemein wird sie für die unterste dicke Luft, wie Jupiter für die oberste dünnere, oder sie für den Aër, und Jupiter für den Aether gehalten. Phurnut. de N.D. c. 3. & Cic. de N.D. l. II. c. 26. p. 1183. a. Wenn der Dichter also saget, Jupiter drohe der Juno mit Schlägen, so soll das nur auf die gewaltsamen Stralen des Blitzes gehen, die aus den Wolken durch die untere Luft durchschlagen. Damms Götterl. 19 §. Das ihr eigene Beywort λευκώλενος, die weißarmichte, soll die heitere reine Tageslust anzeigen. Ej. Lex. etymol. p. 2893. Dabey soll von den beyden Ambosen, die ihr Jupiter ehemals an die Füße gehangen, der eine die Erde, der andere aber das Meer vorstellen. Voss. Theol. gent. l. II. c. ult. Indessen wird sie auch mit der Erde für einerley gehalten, da sodann Jupiter die Luft bedeutet. Serv. ad Virg. Georg. II. v. 325. Eben so nimmt man sie für den Mond an. Macrob. Saturn. l. I. c. 15. Cf. Masen. Spec. ver. occ. c. 24. n. 3. So fern sie aber die Göttinn des Reichthums seyn soll, so bedeuten die Pfauen reicher Leute Hochmuth, und jener unannehmliche Stimme dieser ihr Prahlen, Omeis Mythol. in Iuno; und vielleicht auch hochmüthiges Befehlen.
Hederich-1770: Lvcetia Ivno
Buchempfehlung
Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
746 Seiten, 24.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro