Dismas, S.

[770] S. Dismas (Dimas), (25. März), der gewöhnliche Name des guten Schächers, der mit unserm Heilande gekreuzigt wurde, noch am Kreuze Buße that und dann von Jesus Christus die Worte hörte: »Heute noch wirst du mit mir im Paradiese seyn« (Luc. 23,39). Seiner wird am 25. März auch im Mart. Rom., jedoch ohne Nennung des Namens, gedacht, wie er überhaupt an diesem Tage in vielen Kirchen stets verehrt wurde, während die Griechen sein Fest am 23. März begehen. In einem alten Brevier der Diöcese Quimper (Corisopitum) hatte er am 25. März eine 9. lectio, und Grevenus bemerkt in seinen Zusätzen zu dem Martyrologium von Usuard vom Jahre 1521, daß an diesem Tage viele Kirchen ein eigenes Officium haben. Uebrigens hat der gute Räuber, der mit Christus gekreuzigt ward, sowie auch der böse, verschiedene Namen, die aber alle aus apokryphen Evangelien stammen. Nach dem Evangelium Infantiae Christi hieß der bessere Räuber Titus, der schlimme aber Dumachus, und trafen beide schon bald nach der Geburt Christi mit demselben zusammen, als die heil. Eltern Joseph und Maria ihn nach Aegypten retteten. Dumachus wollte die Reisenden ausplündern, Titus aber hielt ihn davon zurück. Im Evangelium des Nikodemus heißt der bessere Räuber Dismas und der böse Gesmas, und wurde nach demselben der erstere am Kreuze dadurch bekehrt, daß der Schatten des Heilandes auf ihn fiel. Nach Andern heißt der [770] gute Räuber Gesmas, und der böse Jesmas. Dieser gute Schächer, den der Herr selber zu sich in's Paradies berief, wird als heiliger Dismas und als Patron der zum Tode Verurtheilten verehrt. In ihm ist, wie Menzel (Symb. II. 316) sagt, die christliche Reue personificirt, welcher Neue Gnade widerfährt. Sepp findet in seinem Werke »Heidenthum etc.« III. 5, in Dismas den Repräsentanten von Japhet und in Christus den von Sem, während ihm der böse Schächer Cham und seine Nachkommen darstellt. Auf Kirchenbildern unterscheidet sich die Kreuzigung beider Schächer von der des Heilandes häufig dadurch, daß sie nur angebunden, nicht angenagelt sind, und daß ihr Kreuz nur die Form eines ⊤ hat, um damit die Unterordnung derselben, wie Menzel a. a. O. bemerkt, auszudrücken und den Heiland auszuzeichnen. Auf altdeutschen Bildern sieht man nicht selten die Seelen der Schächer aus ihrem Munde fahren in Gestalt kleiner Kinder, und wird in denselben öfter die Seele des guten Schächers von einem Engel, die des bösen von einem Teufel in Empfang genommen. Noch sei erwähnt, daß im Leben des hl. Bischofs Porphyrius von Gaza (26. Februar) erzählt wird, er sei von Jesus Christus, der ihm am Kreuze mit seinen Mitgekreuzigten erschien, von einer schweren Krankheit geheilt worden, in der Weise, daß der Herr zu dem guten Schächer sprach: »Steige vom Kreuze, und heile den Darniederliegenden, wie auch du geheilt worden bist.« Darauf sei der Schächer vom Kreuze gestiegen, habe Porphyrius umarmt, geküßt und mit seiner Hand ihn aufstehen machen, sprechend: »Komm zum Heiland,« worauf dieser auch vollkommen gesund geworden.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 770-771.
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